Veröffentlicht am 25.07.2020 20:00
Veröffentlicht am 25.07.2020 20:00

Lokalnachrichten: „Mir fehlen Bühne und Publikum“

Lokalnachrichten: „Mir fehlen Bühne und Publikum“ (Foto: Munzert)
Lokalnachrichten: „Mir fehlen Bühne und Publikum“ (Foto: Munzert)
Lokalnachrichten: „Mir fehlen Bühne und Publikum“ (Foto: Munzert)
Lokalnachrichten: „Mir fehlen Bühne und Publikum“ (Foto: Munzert)
Lokalnachrichten: „Mir fehlen Bühne und Publikum“ (Foto: Munzert)

BAYREUTH.

Klaus Florian Vogt ist gefragter Tenor an allen Opernhäusern der Welt. Sein Debut in Bayreuth gab er 2007 als Walther von Stolzing in der Neuproduktion von „Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Inszenierung von Katharina Wagner.

BTSZ: Das Programm „Summertime“ wurde mit heißer Nadel gestrickt? Sie und Camilla Nylund gestalteten am gestrigen Samstag die alternative diesjährige Festspielpremiere im Haus Wahnfried. Wann wurden Sie verpflichtet?

Klaus Florian Vogt: Vor ungefähr sechs Wochen wurde ich angefragt, bei dieser Veranstaltung mitzuwirken. Ich wusste damals nicht, wann, wo und wie. Erst in den letzten Tagen wurde es konkreter. Lange wurde das Markgräfliche Opernhaus als Aufführungsort gehandelt. Ich finde es schade, dass wir nicht vor Publikum auftreten können. Mein größter Wunsch wäre es natürlich gewesen, am 25. Juli als Walther von Stolzing in den Meistersingern auf der Festspielbühne zu stehen.

BTSZ: Sie hätten in diesem Jahr die Partie des Siegmund in der „Ring“-Neuinszenierung in der „Walküre“ auf der Bühne übernommen. Wie haben Sie die Festspiel-Absage aufgenommen und stehen Sie für den auf 2022 verschobenen Premierenzyklus zur Verfügung?

Klaus Florian Vogt: Ich wurde sozusagen abgebremst, von 100 auf null. Ich gehe davon aus, dass ich 2022, wenn die „Ring“-Premiere nachgeholt wird, als Siegmund auf der Bühne stehe.

BTSZ: Bei der ebenfalls wegen der Pandemie abgesagten Produktion „Lohengrin“ in der Inszenierung von Katharina Wagner im März in Barcelona waren Sie für die Titelrolle verpflichtet. Konnte man zu dem Zeitpunkt das

Ausmaß der Pandemie abschätzen?

Klaus Florian Vogt: Damals sind wir davon ausgegangen, dass in wenigen Wochen alles wieder normal läuft. Man dachte sogar, dass die Aufführungen nicht komplett abgesagt werden müssen. Dann hat sich das Team in Barcelona verabschiedet und wir sind davon ausgegangen, uns am 18. Mai in Bayreuth zu den Proben zu sehen. Meiner Meinung nach, wird die „Lohengrin“-Koproduktion in Leipzig im November auch nicht stattfinden können.

BTSZ: Wie halten Sie sich fit?

Klaus Florian Vogt: Mit Übungsreihen, sozusagen einem Sportprogramm für die Stimme. Die Wettkampfsituation mit den Kollegen auf der Bühne, die noch mehr anspornt, fehlt natürlich. Ich übe auch neue Wagner-Partien, wie Siegfried und Tristan, ein und betätige mich auch sportlich. Die meisten Engagements finden ja erstmal nicht statt. Es ist bedauerlich, dass die Vorgaben der Politik so hart sind. Ein vollbesetztes Flugzeug kann fliegen, ein halb gefüllter Konzertsaal geht nicht. Künstler werden von der Politik und den Konzerthäusern, in denen sie zwar nicht immer fest angestellt, dennoch Leistungsträger sind, im Stich gelassen.

Interview: Gabriele Munzert


Von Jessica Mohr
jm
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