Fünf Jahre Gefängnis für das überführte Bandenmitglied

Ein 63- jähriger Pole ist von der ersten Strafkammer am Landgericht Bayreuth zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Grund: er war Mitglied einer Telefonbetrug-Bande, die im Frühjahr letzten Jahres reihenweise in Deutschland Opfer fand, darunter auch Betroffene aus der Region Bayreuth. Insgesamt erbeutete die Bande durch Schockanrufe fast 200.000 Euro und Schmuck im Wert von rund 17.000 Euro. Der 63- Jährige hatte sich für fast vier Wochen als so genannter “Abholer” an dem bandenmäßigen Betrug beteiligt. Mit mindestens drei Handys ausgerüstet, über die er in Kontakt mit seinen Komplizen stand, fuhr er zu den Opfern und holte die Wertgegenstände bzw. das vereinbarte Bargeld ab. Die Betroffenen glaubten, mit dem Geld könnten sie ihren in Not geratenen Enkeln bzw. Kindern helfen. Für jede erfolgreiche Geldabholung soll der Pole 300 Euro erhalten haben. Der Mann war geständig. Am zweiten Prozesstag fiel das klare Urteil nach nicht einmal drei Stunden Verhandlung. Richter Bernhard Heim attestierte dem Mann hohe, kriminelle Energie und zusammen mit seinen Komplizen eine raffinierte Vorgehensweise, wenngleich der Pole “schlichten Gemüts” sei.

Eine 70- jährige Rentnerin aus Gefrees stoppt den Polen

Zu verdanken hatten Polizei und Staatsanwaltschaft die Festnahme des Polen im Mai 2023 einer Gefreeser Rentnerin. Die 70- Jährige, die schon mehrere Mal Anrufe von Telefonbetrügern erhalten hatte, zeigte sich als Zeugin bei dem Prozess pfiffig und entschlossen. “Man hat mir erzählt, mein Sohn habe einen schweren Verkehrsunfall verschuldet, könnte aber durch eine Kaution der Haft entgehen”. Sie sei sofort skeptisch gewesen, habe den Festnetz-Anrufer hingehalten und ihren Sohn sowie die Polizei über ihr Handy verständigt. Dem unbekannten Anrufer habe sie außerdem gesagt, sei könne das Geld nicht selbst bringen, weil sie Schnaps getrunken habe. So kam der Abholer der Bande, also der jetzt verurteilte Pole, ins Spiel. Er ist noch am gleichen Tag festgenommen worden, nachdem er das Grundstück der Gefreeserin betreten hatte.

Der Abholer sitzt hinter Gittern, der “Keiler” kommt davon

Richter Bernhard Heim zeigte sich tief beeindruckt von der Rentnerin aus dem Bayreuther Landkreis. “Das war wohl ein aufregender Tag in Gefrees”, merkte er an und ergänzte: “Respekt vor dieser Leistung”. Deutlich ist bei dem Prozess in Bayreuth aber erneut geworden, dass nur die wenigsten von Schockanrufen Betroffenen so überlegt reagieren. Im Gegenteil: die Straftaten in diesem Betrugsbereich nehmen zu und führen zu Millionenschäden. Wenn es zu Festnahmen kommt, dann fast nur bei den Abholern, deren Rolle logischerweise das höchste Haftrisiko hat. An die Hintermänner sei schwer ranzukommen, wie im Zeugenstand eine Kriminalbeamtin schilderte. Die Schockanrufe kämen aus dem Ausland, meist über Callcenter mit professionell ausgebildeten “Keilern” in Polen oder der Türkei. “Keiler” ist der Fachausdruck für die Betrüger/-innen, die am Telefon die Opfer einschüchtern, Ihnen Angst einjagen und selbst umsichtige Menschen zu Handlungen verleiten, die man kaum glauben kann.