Veröffentlicht am 28.12.2023 07:30

„Der SpVgg Bayreuth fehlt ein Führungsspieler”

Stammgast im Hans-Walter-Wild-Stadion: Ex-Profi Ingo Walther bezieht Stellung zur bisherigen Saison der SpVgg Bayreuth. (Foto: Lenkeit)
Stammgast im Hans-Walter-Wild-Stadion: Ex-Profi Ingo Walther bezieht Stellung zur bisherigen Saison der SpVgg Bayreuth. (Foto: Lenkeit)
Stammgast im Hans-Walter-Wild-Stadion: Ex-Profi Ingo Walther bezieht Stellung zur bisherigen Saison der SpVgg Bayreuth. (Foto: Lenkeit)
Stammgast im Hans-Walter-Wild-Stadion: Ex-Profi Ingo Walther bezieht Stellung zur bisherigen Saison der SpVgg Bayreuth. (Foto: Lenkeit)
Stammgast im Hans-Walter-Wild-Stadion: Ex-Profi Ingo Walther bezieht Stellung zur bisherigen Saison der SpVgg Bayreuth. (Foto: Lenkeit)

Ingo Walther gilt als Instanz des Bayreuther Fußballs. Von 2005 bis 2010 hielt der harte Mittelfeldspieler selbst die Knochen für die Spielvereinigung hin. Auch heute hat er noch Augen und Ohren ganz nah an der Mannschaft von Trainer Marek Mintál.

Während die SpVgg Bayreuth sich in der Winterpause befindet, hat sich Walther seine Gedanken über die bisherige Saison gemacht – und Rückschlüsse für die nahe Zukunft der Profimannschaft von Gelb-Schwarz gezogen. Die hat er inbayreuth.de im Gespräch mitgeteilt.

Ingo Walther: SpVgg Bayreuth fehlt Führungspersönlichkeit

Herr Walther, hat Ihnen gefallen, was Sie in den bisherigen 22 Spielen der Altstadt gesehen haben?

Ingo Walther: Da war das eine oder andere gute Spiel dabei. Mein Highlight war das 3:0 zu Hause gegen die Schnüdel aus Schweinfurt. Auch gegen bockstarke Würzburger Kickers sah die Mannschaft gut aus – trotz einer ebenso späten wie unglücklichen Niederlage.

Und die anderen Spiele?

Ingo Walther: Die waren durchwachsen. Da bin ich so ehrlich, das zu sagen, auch wenn ich es nicht gerne tue. Die Mannschaft selbst hat sich mehr versprochen, die Fans sowieso.

Woran hat es Ihrer Meinung nach gelegen?

Ingo Walther: Das Potenzial wurde schlicht nicht abgerufen. Es genügt nicht, nur im Training stark zu performen. Die Leistung muss man auch in der Regionalliga auf den Platz bringen. Der SpVgg Bayreuth fehlt eine zusätzliche Führungspersönlichkeit auf dem Platz.

Was ist mit Kapitän Eddy Schwarz? Der hat im Herbst doch vergleichsweise ordentlich performt. Und drei Tore hat er als Defensiver auch geschossen.

Ingo Walther: Hat er, ja. Aber er hatte teilweise auch mit sich selbst zu kämpfen. Und beim 0:4 im letzten Spiel bei der Bayern-U23 hat er mit seiner Roten Karte in der 29. Minute weder sich noch der Mannschaft einen Gefallen getan. Ein weiterer Lautsprecher täte dem Team sicher gut.

Ingo Walther über einen möglichen neuen Mittelstürmer

Trainer Marek Mintál ist nicht nur verdienter Ex-Profi, sondern gilt auch als Trainer als Autoritätsperson mit Ausstrahlung. Kommt davon zu wenig bei der Mannschaft an?

Ingo Walther: Ich glaube, die Ausstrahlung kommt zwar an, aber an der Umsetzung hapert es. Die Spieler müssen den Schalter auch im Kopf umlegen. Irgendwo auf dem Spielfeld endet während der 90 Minuten auch der Einfluss von Mintál.

Die SpVgg Bayreuth hat als vergleichsweise hoch gewettetes Team in 22 Spielen 27 Tore erzielt. Christoph Fenninger verpasste einen Großteil der Spiele verletzt. Jakub Mintál hat sich zwar mit sechs Toren achtbar aus der Affäre gezogen, ist aber auch erst 19 Jahre alt geworden. Könnte die Altstadt einen zusätzlichen Mittelstürmer vertragen?

Ingo Walther: Diese Frage greift mir zu kurz. Es ist nicht so, dass wir keine Chancen gehabt hätten. Teils wurden glasklare Dinger vergeben. Die müssen rein. Egal, wie der Spieler heißt.

Abstiegskampf nicht ausgeschlossen

Hätte man Publikumsliebling Markus Ziereis behalten sollen? Der hat in Oldenburg in der Regionalliga Nord immerhin auch sechs Tore geschossen.

Ingo Walther: Das ist schwer zu sagen. Auch im Nachhinein. Unabhängig von der Anzahl seiner Treffer hätte er aber sicher das Team mitführen können.

Muss die SpVgg Bayreuth aufpassen, in der Tabelle nicht noch unten rein zu rutschen?

Ingo Walther: Ja sicher. Misslingt Anfang März der Auftakt zu Hause gegen Illertissen und danach bei starken Aubstädtern, kann es richtig ungemütlich werden. Gerade zu Hause müssen mehr Siege her. Bisher gab es nur vier Stück in elf Spielen. Das Stadion muss schleunigst wieder zur Festung werden. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil es noch auswärts nach Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt geht. Das werden ganz schwere Gänge nach Unterfranken.

Was muss das Ziel für die verbleibende Saison sein?

Ingo Walther: Sportlich gesehen: Sich schleunigst zu stabilisieren. Fast noch wichtiger ist es, die Fans auch für die kommende Saison bei der Stange zu halten. Das sind regelmäßig über 2.000 Zuschauer im Hans-Walter-Wild-Stadion gewesen. Diese Begeisterung für den Fußball in Bayreuth darf nicht in Resignation umschlagen.

Worum es für die SpVgg Bayreuth in dieser Saison noch geht

Bei der SpVgg Bayreuth hat man vor der Saison einen Zwei-Jahres-Plan ausgerufen. Im ersten Jahr nach dem Abstieg konsolidieren, im zweiten Jahr um den Aufstieg mitmischen. Ist dieses Ziel derzeit unrealistisch?

Ingo Walther: Aktuell ist das zu weit weg, ja. In der Saison 2024/25 geht der Sieger der Regionalliga Bayern direkt und ohne Playoffs in die dritte Liga durch. Es ist verlockend, die vordersten Plätze als Ziel auszurufen. Übrigens nicht nur für Bayreuth, sondern auch für andere Teams. Ich glaube, der personelle Aderlass vor der Saison war zu groß und die Zeit für einen Wiederaufbau mit Substanz reicht dafür bei der SpVgg Bayreuth nicht aus.

Derzeit ist Bayreuth Zehnter. Wo landet die Spielvereinigung am Saisonende?

Ingo Walther: Sie muss zwischen Platz 6 und 9 landen. Selbst wenn das Team eine Serie hinlegen und viel Boden gutmachen sollte, wäre das mit Blick auf die gesamte Saison nicht pauschal als Erfolg zu werten. Die Mehrzahl der 34 Spiele ist schon gespielt und was bisher rauskam, auch an Punkten für die Tabelle, war leider wenig.

Danke für das Gespräch, Herr Walther.


Von Jürgen Lenkeit
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