BAYREUTH.Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag liegt eine Phase, die sich dem Alltag entzieht. Die Tage scheinen stillzustehen, Termine verlieren an Bedeutung, der Blick richtet sich nach innen. Seit Jahrhunderten werden diese zwölf Nächte als Rauhnächte bezeichnet – eine Zeit des Übergangs, geprägt von alten Bräuchen und dem Bedürfnis nach Orientierung.
Ihr Ursprung liegt in vorchristlichen Traditionen. In den langen Winternächten suchten Menschen Schutz und Deutung. Häuser wurden ausgeräuchert, Träume aufmerksam erinnert, Zeichen für das kommende Jahr gedeutet. Die Rituale sollten Ordnung schaffen in einer Zeit, die als unsicher galt. Vieles davon ist geblieben, wenn auch entkleidet vom Mystischen. Heute geht es weniger um Geister als um Bilanz.
Die Rauhnächte sind eine Einladung zum Innehalten. Das vergangene Jahr wird abgeschlossen, Belastendes bewusst zurückgelassen. Manche schreiben Wünsche auf, andere nutzen die Ruhe für klare Gedanken. Es ist eine Phase ohne großen Gestus, aber mit Wirkung.
Zeitlich fallen diese Tage in die Nähe der Wintersonnenwende. Um den 21. Dezember ist der dunkelste Punkt des Jahres erreicht. Danach werden die Tage wieder länger – zunächst kaum merklich, nur um wenige Minuten. Sichtbar heller wird es erst Wochen später. Doch die Richtung stimmt.
Gerade darin liegt die leise Zuversicht dieser Zeit. Noch dominiert der Winter, doch das Licht hat bereits gewonnen. Weihnachten fällt nicht zufällig in diese Phase. Es markiert den Moment, in dem klar ist: Der Tiefpunkt ist überschchnitten. Was folgt, braucht Geduld – aber es wird heller.