Veröffentlicht am 12.12.2025 09:53

Führungswechsel, jetzt sinnvoll

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Ein Kulturverein im Wandel – und ein Vorsitzender, der bleibt, auch wenn er geht. Horst Auernheimer, 18 Jahre lang das Gesicht der „Förderer junger Künstler“, hat den Verein durch Zeiten gesteuert, die für Kultur arbeit fragiler wurden: schwindende öffentliche Mittel, wechselnde politische Zuständigkeiten, veränderte Kommunikationswege und ein Publikum, das sich stärker ausdifferenziert als früher.

Seine Entscheidung, für die Position des Vorstandsvorsitzenden der Förderer des Festival junger Künstler Bayreuth nicht wieder anzutreten, wird kein Abschied sein.

„Man kann nicht loslassen, wenn man so lange mit Herzblut dabei war“, sagt er. Und er wird bleiben – nur nicht mehr „vorne“. Für sein Wirken wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Horst Auernheimer kann auf eine klare Bilanz verweisen. Als er 2006 antrat, formulierte er ein hehres Ziel: In Bayreuth solle es „zum guten Ton“ gehören, Mitglied bei den Förderern zu sein. Rund 50 Mitglieder waren es damals – heute sind es 1.045. Ein Erfolg, der in Zeiten stagnierender oder sogar sinkender öffentlicher Kulturförderung kaum hoch genug zu bewerten ist.

Fördern in Zeiten knapper Mittel
Dass Kulturvereine vor neuen Herausforderungen stehen, verschweigt Horst Auernheimer nicht. Die Zuschüsse von Bund, Land und Stadt seien „nicht mehr geworden, sondern unsicherer“. Beispielhaft nennt er einen Förderausfall von 85.000 Euro aus Bundesmitteln, der durch den Regierungswechsel entstand – eine Summe, die die Förderer aus eigener Kraft ausgleichen mussten. Auch deshalb setzt Horst Auernheimer darauf, die Basis breiter zu machen: jüngere Mitglieder, neue Formen der Ansprache, professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Stichwort KI, Social Media, digitale Mitgliederwerbung. Mit klassischen Methoden allein sei heute „kein Staat mehr zu machen“.

Warum ein Führungswechsel jetzt sinnvoll ist
Auernheimer nennt seinen Rückzug „den richtigen Zeitpunkt“: wegen des Alters, wegen der Veränderungen – aber auch, weil eine neue Vorstandsgeneration andere Zielgruppen erreiche. Der neu gewählte Vorsitzende Werner Schubert knüpft genau daran an. „Wir haben in den letzten Jahren eine Menge aufgebaut“, sagt er. Vielen galt das Ziel von 1.000 Mitgliedern einst als unrealistisch – dennoch wurde es erreicht. Nun jedoch gelte es, neue Akzente zu setzen: mehr Sichtbarkeit, mehr junge Mitglieder, mehr Beiratsexpertise, mehr Präsenz in der Stadt. Werner Schubert sieht den Verein vor allem kommunikativ neu gefordert: Die Sozialen Medien, sagt er, seien heute „tatsächlich ein Motor für Reichweite“. Die klassische Altersverteilung habe sich verändert; Facebook funktioniere für Mittdreißiger ebenso wie Instagram für Jüngere. Für den Förderverein heißt das: raus aus der analogen Komfortzone.

Neuer Vorstand mit Profil
Mit Marketingmanagerin Olga Gassan, Unternehmerin Claudia Ebert, Pilot a. D. Falk Hessenmüller und Verwaltungsexperte Andreas Götschel, holt der Verein Menschen an Bord, die Netzwerke, Verwaltungskompetenz und neues Kommunikationswissen mitbringen. Im Beirat, der in den kommenden Wochen berufen wird, kündigen sich bereits „Powerfrauen“ an: Fotografin Astrid Lohs, Dolores Longares-Bäumler und Dr. Kerstin Hessenmöller, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Bezirkskrankenhaus. Alles Persönlichkeiten, die das Festival in der Stadtgesellschaft sichtbarer machen können.

Wohin der Weg führt
Herausforderungen bleiben: Mitglieder sterben, ziehen weg, treten altersbedingt aus. Alljährlich müssen rund 40 neue Mitglieder gewonnen werden, um die Zahl stabil zu halten. Parallel müssen Patenschaften für junge Künstler finanziert werden – eine wichtige Aufgabe für die Förderer.

Ein Übergang, der eher Aufbruch ist
Es ist ein Führungswechsel erfolgt, der nicht das Ende einer Ära markiert, sondern deren Weiterführung in neuen Händen. Die Förderer wollen weiter wachsen, sich modernisieren – und das Festival junger Künstler weiter als Leuchtturmprojekt erhalten.


Von Gabriele Munzert
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