Veröffentlicht am 30.11.2025 18:00

„Die acht Frauen” im KulturQuartier

Die Premiere von „Die acht Frauen” von Theo Rauch im KulturQuartier Bayreuth (Foto: KulturQuartier Bayreuth)
Die Premiere von „Die acht Frauen” von Theo Rauch im KulturQuartier Bayreuth (Foto: KulturQuartier Bayreuth)
Die Premiere von „Die acht Frauen” von Theo Rauch im KulturQuartier Bayreuth (Foto: KulturQuartier Bayreuth)
Die Premiere von „Die acht Frauen” von Theo Rauch im KulturQuartier Bayreuth (Foto: KulturQuartier Bayreuth)
Die Premiere von „Die acht Frauen” von Theo Rauch im KulturQuartier Bayreuth (Foto: KulturQuartier Bayreuth)

Schon beim Betreten des Zuschauerraums wird klar: Dieser Abend wird außergewöhnlich. Gespielt wird nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf der seitlichen Empore, was dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, mitten im Wohnzimmer dieses französischen Landhauses zu sein.

Kurz vor Weihnachten kehrt Tochter Susann nach Hause zurück und wird unmittelbar in ein Verbrechen verwickelt. Hausherr Marcel wird vom Hausmädchen Louise tot mit einem Messer im Rücken in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Das Telefon ist stillgelegt, das Auto blockiert und draußen liegt meterhoher Schnee. Ein Whodunit in bester Tradition – nur dass hier ausschließlich Frauen anwesend sind. Und bald steht fest: Eine von ihnen muss die Täterin sein.

Regisseur Bernd Berleb führt sein Ensemble mit sicherer Hand und arbeitet gekonnt die Zwischentöne heraus, wodurch die Konflikte klar, aber nie aufdringlich zutage treten. Die eingestreuten Songs geben zusätzlich einen Blick in die Gefühlswelt der jeweiligen Figur frei. Jeder musikalische Moment wird zur seelischen Offenbarung, nicht zur bloßen Illustration.

Ein stimmiges Gesamtbild entsteht durch die Kostüme von Renate Goller, die perfekt auf das Bühnenbild abgestimmt sind und jede Figur präzise charakterisieren – zwischen Eleganz, Provokation und Understatement. Das stimmungsvolle Lichtdesign von Kai Fischer verstärkt diese Wirkung eindrucksvoll, er setzt scharfe Akzente und trägt zur dichten Atmosphäre bei.

Darstellerisch überzeugt das Ensemble auf ganzer Linie – schauspielerisch wie gesanglich.

Doris Stein gestaltet die Mamy im Rollstuhl mit einer grandiosen Mischung aus Widerwärtigkeit, Tüdeligkeit und unerbittlicher Härte. Ihre Figur schwankt zwischen grotesker Komik und eiskalter Manipulation. Als unnahbare Hausherrin Gaby zeigt Patricia Wagner eine Frau voller Schuld und unterdrückter Sehnsucht. Trotz aller Abwehr entfaltet sich in ihr die verbotene Faszination für die verruchte Schwester ihres Ehemanns – ein spannungsgeladener innerer Konflikt. Rebecca Brinkmann verkörpert die Pierrette mit großer Präsenz. Als Fremde, die in das eingeschneite Haus eintritt, wirbelt sie die bestehende Ordnung radikal durcheinander und sorgt für neues Misstrauen. Mit ihrer Interpretation von Peter Maffays „Ich wollte nie erwachsen sein“ überrascht und begeistert sie zusätzlich. Marion Regnet gibt sich herrlich resolut als Madame Chanel, die „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ mit der Leichtigkeit und dem Timbre einer Hildegard Knef wiedergibt. Alex Leschinski überzeugt als Catherine mit einer bemerkenswerten Balance aus Willensstärke und verletzlicher Kindlichkeit. Fein nuanciert spielt Jacqueline Mühlbauer die Susanne, die aus dem Studium in England zurückkehrt und mit ihrem Geheimnis die fragile Familienordnung weiter ins Wanken bringt. Ein stilles, unheimliches Zentrum der Inszenierung bildet Ramona Schmittgall als Louise – scheinbar unsichtbar, doch innerlich voller Wissen und eigener Pläne. Ute Schlüchterman begeistert als herrlich schräge Augustine, eine Figur voller Bedürfnisse, verletzter Hoffnungen und unerfüllter Wünsche – komisch, traurig und zutiefst menschlich zugleich.

Was diesen Abend besonders auszeichnet, ist die spürbare Elektrizität zwischen den Figuren: Blicke, Pausen und Konfrontationen halten die Spannung, Humor, Drama und Musik greifen dabei nahtlos ineinander. So wird „Die acht Frauen” im Kulturquartier Bayreuth zu einem packenden, musikalisch klug durchdachten und glänzend gespielten Theaterabend, der sein Publikum nicht nur fesselt, sondern regelrecht in diese Welt hineinzieht.


Von Onlineredaktion
LV
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