Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der britische Arts and Humanities Research Council (AHRC) unterstützen ein neues deutsch-britisches Forschungsprojekt von Dr. Ken Chitwood (Universität Bayreuth) und Dr. Kholoud Al-Ajarma (University of Edinburgh). Ihr Projekt „The Global Landscapes of Muslim Lives: Latin American and Caribbean Intersections“ untersucht muslimische Lebenswelten in Regionen, die in der globalen Islamforschung bisher kaum berücksichtigt wurden.
Bisherige Studien zum globalen Islam konzentrieren sich hauptsächlich auf den Nahen Osten, Südasien oder Europa. Lateinamerika und die Karibik werden dagegen weitgehend vernachlässigt, obwohl dort vielfältige muslimische Gemeinschaften existieren. Das Projekt von Chitwood und Al-Ajarma zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen. Es beleuchtet die Alltagsrealitäten und Netzwerke muslimischer Gemeinschaften, untersucht die Wechselwirkungen zwischen lokalem Leben und globalen Bewegungen von Menschen, Kapital, Ideen und Technologien und liefert damit neue Perspektiven für die Forschung zum Islam in globaler Dimension.
Das Projekt „The Global Landscapes of Muslim Lives: Latin American and Caribbean Intersections“ hat das Ziel, muslimische Lebenswelten in Lateinamerika, der Karibik und ihren Diasporas umfassend zu erfassen und zu analysieren. Dazu werden ethnografische Forschungen in verschiedenen Ländern durchgeführt, um lokale Gemeinschaften und ihre transnationalen Netzwerke sichtbar zu machen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen lokalem Alltag und globalen Bewegungen von Menschen, Kapital, Ideen und Technologien. In etwa hundert Interviews und Lebensgeschichten sollen Alltagspraktiken, Zugehörigkeiten, Migrationserfahrungen und soziale Netzwerke dokumentiert werden. Gleichzeitig werden unterschiedliche geografische, soziale und wirtschaftliche Kontexte verglichen, um Muster, Unterschiede und Verbindungen herauszuarbeiten.
Auf Basis dieser Untersuchungen sollen 15 bis 20 detaillierte Profile muslimischer Gemeinschaften entstehen, die als Grundlage für wissenschaftliche und wissenschaftsjournalistische Publikationen dienen. Darüber hinaus stärkt das Projekt ein bislang wenig erforschtes Feld, indem Postdoktoranden eingebunden, Kolloquien organisiert und internationale Kooperationen, insbesondere mit der Latin America and Caribbean Islamic Studies Association (LACISA), gefördert werden. Die Ergebnisse werden anschließend einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht – unter anderem durch Tagungen, digitale Ressourcen, Sammelbände, Fachzeitschriftenbeiträge und eine Monografie als zentrale Projektpublikation.
Die DFG-Förderung für die Universität Bayreuth beträgt rund 377.000 Euro plus 22 % Programmpauschale, während die AHRC/UKRI-Förderung für die University of Edinburgh bei 440.775 £ liegt (rund 503.000 Euro). Die Laufzeit für das Projekt, das im Januar 2026 beginnt, beträgt 36 Monate.
Vorträge geplant
Ein erster Vortrag von Dr. Chitwood über puertoricanische Muslime findet Anfang 2026 statt (Uhrzeit und Ort werden noch bekannt gegeben). Am 16. Januar hält Dr. Chitwood an der Universität Bayreuth einen Vortrag zum Thema „Jenseits von Moschee und Madrasa: Einblicke in die materiellen Lebensrealitäten marginalisierter Muslime in Amerika“.