Veröffentlicht am 14.11.2025 07:45

Staffelstabübergabe beim RSV Bayreuth

Foto: RSV Bayreuth
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Fast drei Jahrzehnte lang war Werner Burkhardt das Gesicht des Rollstuhlsportvereins Bayreuth (RSV). Nun hat der 61-Jährige den Vorsitz an seine Nachfolgerin Stephanie Rüd übergeben. Bei der jüngsten Hauptversammlung reichte er offiziell den Staffelstab weiter – ein Moment, der für viele Mitglieder von Dankbarkeit und Respekt geprägt war.

„Es ist der richtige Zeitpunkt, Verantwortung in jüngere Hände zu legen“, sagt Burkhardt. Ganz loslassen will er aber noch nicht: „Ich werde Stephanie auf jeden Fall bis zum Frühjahr weiter unterstützen – der RSV bleibt ein Teil meines Lebens.“ Seine offizielle Verabschiedung soll Ende November bei der Weihnachtsfeier des Vereins stattfinden.

Ein Leben für den Rollstuhlsport
Werner Burkhardt hat den RSV Bayreuth 1996 als Vorsitzender übernommen und ihn über 29 Jahre hinweg geprägt wie kein anderer. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Verein von einer kleinen Sportgemeinschaft zu einem überregional anerkannten Zentrum des Para-Sports mit heute 155 Mitgliedern.

Neue Abteilungen wie Rollstuhlbasketball, Rugby, Tischtennis oder Tanzsport entstanden, ebenso Projekte, die bundesweit Beachtung fanden – etwa „Rollstuhlbasketball macht Schule“. Inklusion war für Burkhardt nie ein Schlagwort, sondern gelebte Praxis. Barrierefreie Angebote, Kinder- und Breitensportgruppen sowie der offene Austausch zwischen Freizeit- und Leistungssportlern haben den RSV zu einem Vorzeigeverein in Bayern gemacht.

„Werner war immer das Herz des Vereins“, sagt Nachfolgerin Stephanie Rüd. „Er hat geführt, aber auch Freiräume geschaffen – und damit viele ermutigt, Verantwortung zu übernehmen.“

Vom Schicksalsschlag zum sportlichen Erfolg
Burkhardts eigener Weg in den Rollstuhlsport begann mit einem schweren Schicksal: 1985 veränderte ein Motorradunfall sein Leben. Die Diagnose Querschnittlähmung war ein Einschnitt – aber kein Ende. „Ich bin glücklich, so wie es ist“, sagte er einmal. Dieser Satz wurde zu seinem Lebensmotto.

Sport wurde für ihn Quelle von Kraft, Motivation und Gemeinschaft. Im Rollstuhltischtennis, Basketball und Kegeln feierte er zahlreiche Erfolge: Deutscher Meister im Kegeln, über 35 Teilnahmen an Deutschen Tischtennis-Meisterschaften, zweimal Deutscher Meister mit dem RSV-Team, dreimal bei den Paralympics (Sydney 2000, Athen 2004, London 2012) und 2010 Vizeweltmeister mit dem deutschen Nationalteam in Korea. 2006 wurde er zum „Sportler des Jahres“ der Stadt Bayreuth gewählt, 2012 zur „Mannschaft des Jahres“.

Ein Verein mit Strahlkraft
Unter Burkhardts Führung richtete der RSV große Turniere wie die Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltischtennis (1995 und 2007) und die internationalen „Bayreuth Open“ aus, die heute fester Bestandteil im europäischen Para-Kalender sind. Zuletzt gelang dem Verein der Aufstieg der 2. Tischtennis-Mannschaft in die 1. Bundesliga – und auch die Rückkehr des Basketballteams ins Oberhaus sorgte für Aufsehen.

Mit einem modernen Markenauftritt und neuen Ideen blickt der RSV optimistisch in die Zukunft. Stephanie Rüd will diesen Weg fortsetzen: „Werner hat Strukturen geschaffen, auf die wir stolz sein können. Jetzt ist es unsere Aufgabe, sie weiterzuführen und mit neuen Impulsen zu beleben.“

Mehr als ein Vorsitzender
Für viele im Verein ist Werner Burkhardt mehr als ein Funktionär – er ist Mentor, Motivator und Vorbild. Unzählige Sportlerinnen und Sportler hat er inspiriert, begleitet und gefördert. Sein Vermächtnis ist weit mehr als eine Liste sportlicher Erfolge: Es ist die Gemeinschaft, die er aufgebaut hat.

Oder, wie es ein Mitglied formulierte: „Werner hat uns gezeigt, dass Sport nicht nur Bewegung ist, sondern auch Zusammenhalt, Mut und Lebensfreude bedeutet.“


Von Jessica Mohr
jm
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