Veröffentlicht am 18.01.2023 14:50
Veröffentlicht am 18.01.2023 14:50

Trainer Chernomaz: „Manche Spieler der Bayreuth Tigers spielen sich schon ganze Saison für Playdowns warm”

Trainer Rich Chernomaz kritisiert die Spieler seiner Bayreuth Tigers heftig. (Foto: Lenkeit)
Trainer Rich Chernomaz kritisiert die Spieler seiner Bayreuth Tigers heftig. (Foto: Lenkeit)
Trainer Rich Chernomaz kritisiert die Spieler seiner Bayreuth Tigers heftig. (Foto: Lenkeit)
Trainer Rich Chernomaz kritisiert die Spieler seiner Bayreuth Tigers heftig. (Foto: Lenkeit)
Trainer Rich Chernomaz kritisiert die Spieler seiner Bayreuth Tigers heftig. (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Die Bayreuth Tigers haben rund drei Viertel der regulären DEL2-Saison 2022/23 absolviert. Seit Beginn der Saison zieren die Tigers das Ende der Tabelle. Seit Dezember steht mit Rich Chernomaz ein profilierter Eishockeytrainer an der Bande im Tigerkäfig.

Gegenüber der Sonntagszeitung benennt Chernomaz, in welchem Zustand er die Tigers vorgefunden hat und worauf es im Rest der Saison ankommt. Bei Fitness und Einstellung der Spieler sind die Defizite mancher Spieler offenbar groß. Das sagt Chernomaz ganz offen.

Bayreuth Tigers: „Spieler spielen sich für Playdowns warm”

Zu beneiden waren die Bayreuth Tigers in den letzten Wochen beileibe nicht. Weniger auf das große Ganze mit einer jetzt schon katastrophalen Saison betrachtet, sondern vielmehr auf die Zeit um den Jahreswechsel. Mehrere Spieler waren krank flachgelegen. „Stephan, Halverson, Gracel, Cornet, Schumacher”, zählt Trainer Rich Chernomaz spontan auf. Er gibt seit gut sechs Wochen den Feuerwehrmann an der Bande der Bayreuth Tigers. Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht. Langzeitverletzte sind ohnehin nicht berücksichtigt. Im Spiel gegen die Ravensburg Towerstars standen zuletzt gar nur 13 Feldspieler zur Verfügung. In den Schlussdritteln ging zuletzt zu oft die Ordnung verloren und die Rückstände wuchsen. Auch im Heimspiel gegen den EHC Freiburg am Dienstagabend. Immer wieder habe man den Puck leichtfertig verloren. Oftmals als Ergebnis mangelnder Erholung zwischen den letzten Spielen und aufgrund fehlender Konzentration. „Bad habit” nennt Chernomaz es.

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Rich Chernomaz: Fitness der Bayreuth Tigers zu Saisonbeginn „lächerlich”

Es sei schwer, die Angewohnheit falsche Entscheidungen zu treffen zu durchbrechen. Angesprochen darauf, ob es in der letzten von vier Halbserien der regulären Saison darum gehe, sich für die Playdowns einzugrooven, findet Chernomaz deutliche Worte: „Manche Spieler spielen sich schon die ganze Saison für die Playdowns warm.” Anders sei nach seinem Befinden die Aneinanderreihung fragwürdiger Leistungen nicht zu begründen. Spielernamen nennt der Trainerfuchs freilich nicht.

Verletzungen und Krankheiten seien das eine, wenn die verbliebenen Spieler überdurchschnittlich lange Eiszeiten hätten. Die Saisonvorbereitung sei das andere. In der werden die Grundlagen gelegt. „Die Spieler trainieren rund neun Monate. Für die Off-Season im Sommer erhalten die Spieler Trainingspläne”, erklärt Chernomaz. Dann wird er deutlich: „Beim Laktattest vor der Saison waren die Leistungen so mancher Spieler lächerlich.” Ob die betroffenen Spieler sich an den Trainingsplan gehalten habe, wisse natürlich niemand. „Ich vermute aber, nicht alle waren bei der Sache.” Auch vor diesem Hintergrund wurde mit Dr. Johan Merbah ein Sportwissenschaftler als Athletiktrainer eingestellt - wenn auch vorerst nur bis Saisonende.

Bayreuth Tigers für Chernomaz „härteste Herausforderung seiner Karriere”

Ob die Playdowns nach diesem Saisonverlauf eine Chance für die Bayreuth Tigers seien? Ob die Tigers einen psychologischen Vorteil hätten im Vergleich zu jenen Teams, die am Ende der Regular Season noch von den Pre-Playoff-Plätzen in die Abstiegsrunde rutschen könnten? „Das müssen Sie die Spieler fragen”, reicht er die Frage weiter. Nur so viel: „Wenn die Motivation mancher Spieler nicht da sein sollte, dann wird es ganz schwer.” Genau die braucht es aber. Chernomaz gibt den groben Schlachtplan für die Abstiegsrunde vor: „Wir müssen fokussiert sein, an den Taktikvorgaben festhalten, die ich vorgebe und sicherstellen, dass wir alles dafür tun, zuerst vier Spiele zu gewinnen.” Und dafür ist Motivation bitter nötig. Lies auch: Der Sportliche Leiter Rainer Schan sagte kurz nach seinem Start in Bayreuth: Manche Spieler haben nur minimale Leistung gezeigt.

Aber nicht alles ist schlecht bei den Bayreuth Tigers. „Ich habe Zeichen gesehen, seit ich im Dezember angekommen bin, was das Miteinander im Team betrifft.” Das war vorher wohl mitunter anders. „Wenn du mit deinem Teammate auf einer Linie spielst und er einen Fehler macht, sollte dir das nicht egal sein.” Das sei wohl nach der langen Niederlagenserie im Herbst immer wieder mal der Fall gewesen. „Wenn du über die Fehler deiner Kollegen oder von dir selbst sauer bist, dann ist das ein Zeichen, dass du mit Engagement dabei bist.”

Einstellung und Reife seien für die Spieler besonders wichtig. Beides bewegt sich bei den Tigers derzeit wohl in die richtige Richtung. Chernomaz spricht von einem Prozess - und ordnet diesen in seiner langen Trainerkarriere ein. „Bayreuth ist die härteste Herausforderung, die ich als Trainer je hatte.”


Von Jürgen Lenkeit
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