Veröffentlicht am 09.12.2022 14:36
Veröffentlicht am 09.12.2022 14:36

Bayreuth Tigers: Manche Spieler mit minimaler Leistung

Rainer Schan, Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers. (Foto: Lenkeit)
Rainer Schan, Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers. (Foto: Lenkeit)
Rainer Schan, Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers. (Foto: Lenkeit)
Rainer Schan, Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers. (Foto: Lenkeit)
Rainer Schan, Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers. (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Rainer Schan ist neuer Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers. Seit dem 1. Dezember trägt er die sportliche Verantwortung beim aktuellen Schlusslicht der DEL2. „Die alleinige Verantwortung“, wie Schan im Gespräch mit der Sonntagszeitung betont. Und Schan steckt bereits mitten in der Analyse der sportlichen Misere. Auf seinem Schreibtisch in der Geschäftsstelle liegt die Sonderausgabe der „Eishockey News“ von Anfang September. Auf dem Cover: Tigers-Neuzugang Petteri Nikkilä . Dazu klingelt immer wieder Scharns Telefon. „Transferangelegenheiten“, sagt der Eishockey-Fachmann aus dem südlichen Oberschwaben, entschuldigend.

Mit der Sonntagszeitung hat er über die Situation der Bayreuth Tigers gesprochen, dass Tigers-Chef Matthias Wendel ihn nachts um drei Uhr angerufen hat und worauf es im Abstiegskampf für die Tigers nun ankommt.

Rainer Schan Sportlicher Leiter der Bayreuth Tigers

Herr Schan, Ihre Verpflichtung ließ aufhorchen – nicht nur in Eishockey-Bayreuth. Wissen Sie, worauf Sie sich eingelassen haben?

Schan: Das weiß ich sehr wohl. Ich bin herzlich in Bayreuth aufgenommen worden, ich fühle mich sehr wohl. Es ist eine schwierige Situation, keine Frage. Allerdings auch eine, die mich reizt.

Wann gab es den ersten Kontakt mit Matthias Wendel?

Schan: Das war in den ersten November-Tagen. Ich war gerade etwas weiter weg verreist. Auf einmal klingelt nachts um 3 Uhr mein Telefon. Matthias Wendel hat angerufen und mir gesagt, dass er mich gerne als Sportlichen Leiter für die Bayreuth Tigers verpflichten würde. Von meiner Reise wusste er genauso wenig wie vom Zeitunterschied nach Deutschland.

Waren Sie überrascht von dem Anruf Wendels?

Schan: Sehr überrascht. Matthias Wendel und ich kennen und schätzen uns schon sehr lange. Wenige Tage später saßen wir bei mir zu Hause in Ravensburg zusammen und haben persönlich über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen. Ich habe mich mit meiner Familie beraten, die gab ihr „Go“. Wichtig waren mir vor allem zwei Dinge: dass das Zwischenmenschliche in der Organisation passt und dass ich die alleinige sportliche Verantwortung habe. Beides ist der Fall. Kurz darauf haben wir den Deal perfekt gemacht.

Zum Thema Bayreuth Tigers: Das ist der Schan-Vertraute und neue Trainer Rich Chernomaz.

Wie waren Ihre ersten sportlichen Erkenntnisse rund um die Mannschaft in Bayreuth?

Schan: Die Mannschaft ist fit und in Ihr steckt mehr Potenzial als das, was der Tabellenplatz aussagt – leider wurde das bisher nicht ausgeschöpft. Unsere Aufgabe ist jetzt, dieses Potenzial aus den Jungs rauszukitzeln. Dies gelingt aber nur, wenn jeder einzelne dazu bereit ist, Tag für Tag hart, konzentriert und fokussiert zu arbeiten.

Bayreuth Tigers: Rainer Schan hat alleinige sportliche Verantwortung

Der letzte Doppelspieltag gegen Ravensburg und in Krefeld stimmte die Fans durchaus optimistisch …

Schan: Wir haben gegen zwei Top-6-Teams sehr gut ausgesehen, hatten auch den Sieg vor Augen. In den letzten Minuten beider Spiele müssen wir aber ruhiger und abgeklärter agieren. Hier müssen wir dem Team helfen, die „Angst“ vor dem Siegen zu nehmen, dann werden wir auch wieder regelmäßig Spiele gewinnen.

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Die Pre-Playoffs sind rechnerisch möglich. Realistisch betrachtet sieht es anders aus. Ist ihr Ziel, mit Schwung und Rückenwind in die Playdowns zu gehen?

Schan: In der DEL2 zu bleiben ist das allerwichtigste für die Bayreuth Tigers. Wir sind gut beraten, nicht auf Platz 10 zu spekulieren, sondern uns auf Urtugenden zu besinnen, vor allem Kampf und Einsatz. Alles andere, was dann kommt, ist Bonus.

Bisher hat das noch niemand so explizit bei den Bayreuth Tigers geäußert wie Sie jetzt …

Schan: Unmöglich ist natürlich nichts. Wir müssen die momentane Situation annehmen – und mit Rückenwind in die entscheidende Saisonphase gehen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir auch in der nächsten Saison, DEL2-Eishockey in Bayreuth sehen werden.

Sami Blomqvist saß zuletzt mehrere Spiele auf der Tribüne. In Krefeld spielte er stark. Haben Sie und Rich Chernomaz nach Ihrer Ankunft alle Karten neu gemischt?

Schan: Sozusagen. Jeder Spieler hat wieder bei Null angefangen. Sami genauso wie alle anderen auch. In Krefeld wollte Rich zudem mehr Offensivpower bringen. Dafür setzte dann Petteri Nikkilä als Verteidiger aus.

Olafr Schmidt ist derzeit an der Schulter verletzt. Haben die Bayreuth Tigers nun ein Goalie-Problem?

Schan: Olafr Schmidt wird mindestens drei bis vier Wochen ausfallen. Nach weiteren Untersuchungen wird sich zeigen, ob eine OP und damit eine noch längere Pause notwendig ist. Sollte dieser Fall eintreten, müssen wir auf dem Transfermarkt nochmals aktiv werden und uns auf der Torhüterposition absichern.

Eine Reihe von Profis hat langfristige Verträge, zum Teil gelten diese drei Jahre lang. Was passiert mit denen, falls sich der Albtraum Abstieg Wirklichkeit werden sollte?

Schan: Alle Verträge haben ausschließlich Gültigkeit nur für die DEL2. Dies sollte jedem Spieler bewusst sein. Es liegt somit im Interesse jedes einzelnen Spielers, durch Leistung seinen bestehenden Vertrag aufrecht zu erhalten.

Rainer Schan: „Ja” zu Bayreuth Tigers auch bei DEL2-Abstieg

Unabhängig von Ihrer Person: Die Fans forderten einen Sportlichen Leiter bereits seit mehreren Jahren. Ist das eher Ehre oder Druck für Sie?

Schan: In gewisser Weise beides. Ich freue mich, wenn die Fans positiv gestimmt sind. Druck ist in dem Job immer da, auch wenn man nicht am Tabellenende steht. Es ist jetzt wichtig die richtigen Schlüsse aus den letzten Monaten zu ziehen für die Zukunft. Was die Aufgabe derzeit erschwert: Wir müssen zweigleisig planen – sowohl für die DEL2 als auch für die Oberliga. Jetzt beginnt die Zeit, in der alle Teams ihre Kader für die kommende Saison zusammenstellen. Unsere momentane sportliche Situation erschwert dies zusätzlich.

Würden Sie Im Falles eines Abstiegs der Bayreuth Tigers mit in die Oberliga gehen?

Schan: Ja.

Anders herum gefragt: Besteht die Chance, dass Trainer Rich Chernomaz im Falle des Klassenerhalts den Bayreuth Tigers doch länger als Coach erhalten bleibt?

Schan: Nein. Rich hat einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Dabei bleibt es – unabhängig vom Ausgang der Saison.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schan.


Von Jürgen Lenkeit
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