Veröffentlicht am 04.11.2022 10:43
Veröffentlicht am 04.11.2022 10:43

SpVgg-Trainer Thomas Kleine: „Trainer raus”-Rufe nie angenehm

Thomas Kleine beim Spiel gegen 1860 München. Im Hintergrund v.l.n.r.: Udo Gans, Julian Kolbeck (beide Co-Trainer), Wolfgang Gruber (Geschäftsführer, verdeckt), Chris Wolf (Assistent sportliche Leitung), Michael Born (Geschäftsführer). (Foto: Dörfler)
Thomas Kleine beim Spiel gegen 1860 München. Im Hintergrund v.l.n.r.: Udo Gans, Julian Kolbeck (beide Co-Trainer), Wolfgang Gruber (Geschäftsführer, verdeckt), Chris Wolf (Assistent sportliche Leitung), Michael Born (Geschäftsführer). (Foto: Dörfler)
Thomas Kleine beim Spiel gegen 1860 München. Im Hintergrund v.l.n.r.: Udo Gans, Julian Kolbeck (beide Co-Trainer), Wolfgang Gruber (Geschäftsführer, verdeckt), Chris Wolf (Assistent sportliche Leitung), Michael Born (Geschäftsführer). (Foto: Dörfler)
Thomas Kleine beim Spiel gegen 1860 München. Im Hintergrund v.l.n.r.: Udo Gans, Julian Kolbeck (beide Co-Trainer), Wolfgang Gruber (Geschäftsführer, verdeckt), Chris Wolf (Assistent sportliche Leitung), Michael Born (Geschäftsführer). (Foto: Dörfler)
Thomas Kleine beim Spiel gegen 1860 München. Im Hintergrund v.l.n.r.: Udo Gans, Julian Kolbeck (beide Co-Trainer), Wolfgang Gruber (Geschäftsführer, verdeckt), Chris Wolf (Assistent sportliche Leitung), Michael Born (Geschäftsführer). (Foto: Dörfler)

BAYREUTH. Großes Potenzial, eine tadellose Einstellung, konzentriertes Training – all das hört man seit Saisonbeginn häufig von SpVgg-Trainer Thomas Kleine, wenn er über seine Mannschaft sprach. Immer häufiger mischten sich in den letzten Wochen auch kritische Töne in die Ausführungen des Übungsleiters: das fehlende Quäntchen Glück, schlechter Zugriff auf die Zweikämpfe und – fast schon als Mantra: die Chancenverwertung. Zuletzt siegte die Spielvereinigung gegen den klar favorisierten TSV 1860 München.

War das ein Befreiungsschlag? Unterm Strich steht bisher der vorletzte Tabellenplatz. Und weiter Skepsis bei den Fans. Der neutrale Beobachter hat das Gefühl, dass die SpVgg durchaus Potenzial hat – was sie gegen die Löwen gezeigt hat. Am Samstag steigt das Auswärtsspiel beim MSV Duisburg , am Dienstag geht es zu Hause gegen Elversberg. Die SpVgg Bayreuth will die Leistung aus dem letzten Spiel bestätigen.

Herr Kleine, unmittelbar nach dem Sieg gegen die Löwen sagten Sie, Sie könnten die Leistung richtig einschätzen. Würden Sie das bitte für uns tun?

Thomas Kleine: Nach der bitteren Niederlage in Halle hatte uns niemand diesen Sieg zugetraut. Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert. Das gilt vor allem für die Defensive. Natürlich haben wir München auch Chancen gestattet, aber es war klar, dass das passieren würde. Wir wissen selbst am besten, dass wir jetzt bei der Konstanz zulegen müssen. Das ist jetzt unsere Herausforderung.

https://www.youtube.com/watch?v=k46WCpwoZxw

Beim 0:3 in Halle gab es erste „Trainer raus“-Rufe. Was macht das mit Ihnen als Coach?

Thomas Kleine: Es ist nie angenehm, wenn die Fans „Trainer raus“ rufen. Aber das gehört auch zum Geschäft. Genauso wollen und müssen wir uns den Fans stellen und sind in Halle nach Spielende in die Kurve gegangen. Natürlich fällt das nach einem Sieg gegen einen großen Gegner leichter. Wir wissen, dass es immer wieder Rückschläge geben wird. Wie sollte es bei einem Team in der Entwicklung auch anders sein.

Nie angenehm, wenn die Fans „Trainer raus” rufen

Löwen-Coach Michael Köllner attestierte Ihrem Team eine gute Leistung. Denken Sie, der Sieg gegen 1860 München hat Ihr Standing beeinflusst?

Thomas Kleine: Wir wurden von der Stimmung im Stadion getragen. Dazu gehörte auch die friedliche Stimmung im Stadion, zu der die Fans der Sechziger genauso beigetragen haben. Wir als Trainer werden schnell dafür verantwortlich gemacht, wenn hinten ein Ball ins Tor geht oder vorne Chancen vergeben werden. Die Mannschaft ist in der Entwicklung und das sehen wir. Wir müssen regelmäßig an die Leistungsgrenze gehen. Das zu gewährleisten, ist der Job von mir und den anderen Mitgliedern des Trainerteams. Wir wollen perspektivisch auch im Umfeld zulegen und die Professionalität steigern. Dazu gehören auch die Trainingsbedingungen, zum Beispiel dem Trainingsplatz. Da haben wir noch Nachholbedarf.

Ende Mai wurden Sie als Trainer der SpVgg Bayreuth vorgestellt. Wie fällt ihr bisheriges Fazit als Trainer aus?

Thomas Kleine: Das, was ich von Anfang an gesagt habe, ist eingetreten. Die Saison wird schwer, wir haben aber noch viele Spiele, um zu lernen. Was den Teamzusammenhalt angeht: Wir haben eine gute, intakte Mannschaft und ein kleines Trainerteam. Wir fühlen uns hier wohl in Bayreuth. Ich sage bewusst „wir“, weil ich für das gesamte Trainerteam spreche. Entscheidend ist, dass man die Fortschritte in der Mannschaft sieht.

Sie sagten bei Ihrer Trainer-Vorstellung, Sie seien „klar in der Ansprache“. Manche Fehler wurden auf dem Platz jedoch immer wieder gemacht. Sprechen Sie „klar“ eher manchmal in einer den Spielern unverständlichen Sprache?

Thomas Kleine: Wir sprechen intern klar an, was wir gut und was wir weniger gut gemacht haben. Wir machen als Spieler aber auch als Trainer Fehler. Das zu erkennen ist maßgeblich. Unser Umschaltspiel ist zuletzt besser geworden. Woran wir weiter arbeiten müssen und werden: Wir müssen uns mit Toren belohnen. Chancen haben wir auch in dieser Liga immer wieder. Unser Spiel mit Ball ist bereits in Halle besser geworden, trotz des Ergebnisses.

SpVgg Bayreuth: Fortschritte der Mannschaft entscheidend

Geschäftsführer Michael Born attestierte dem Trainerteam jüngst hervorragende Arbeit. Zugleich sagte er, Sie seien nicht unantastbar. Hat er Ihnen beides auch persönlich gesagt?

Thomas Kleine: Michael Born und ich haben einen guten und vor allem regelmäßigen Austausch. Er schätzt unsere Entwicklung als Team aus seiner Sicht ein und teilt mir seinen Eindruck mit. Ich bin ein Freund davon, etwas entwickeln zu können. Das weiß unser Geschäftsführer. Dieses Wissen bezieht er in sein Gesamtbild mit ein. Dass ein Trainier nie unantastbar ist, ist aber auch klar.

Gerade in der Innenverteidigung drückt verletzungsbedingt der Schuh. Eddy Schwarz, Dennis Lippert, Steffen Eder und Tobias Weber sind verletzt. Rechnen Sie vor der Winterpause mit Rückkehrern und einer Stabilisierung der Abwehr?

Thomas Kleine: Wir müssen das intern auffangen. Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig. Gegen 1860 haben das Felix Weber und Nico Moos sehr gut gemacht. Eddy Schwarz und Dennis Lippert steigen jetzt wieder ins Training ein. Es wird knapp für sie vor der Winterpause. Wir müssen im Training schauen, wie weit sie sind. Wir werden keine verletzten Spieler in die Spiele schicken.

Zum kommenden Heimgegner: Elversberg als Mitaufsteiger grüßt von der Tabellenspitze und hat ein starkes finanzielles Polster. Sind Sie neidisch?

Thomas Kleine: In Elversberg wird tolle Arbeit geleistet, das muss man anerkennen. Von den Bedingungen sind sie, trotz des diesjährigen Aufstiegs, schon viel weiter als wir. Die stehen bisher völlig zurecht auf dem ersten Platz. Neidisch bin ich aber nicht. Das gibt es nicht. Ich will hier in Bayreuth ja auch voranschieben und Strukturen weiter voranbringen.

Kann man pauschal sagen, was Elversberg anders macht als die SpVgg?

Thomas Kleine: Wir können uns mit wenigen Mannschaften in der dritten Liga vergleichen. Aber pauschal beantworten kann man das nicht.

Thomas Kleine beim Heimspiel gegen den SC Verl. Bild: Dörfler

Thomas Kleine: SV Elversberg zu Recht Tabellenführer

Bald ist WM-Pause und Weihnachten. Wünschen Sie sich unter dem Weihnachtsbaum neue Spieler? Oder ist das für die SpVgg Bayreuth unrealistisch.

Thomas Kleine: Ich bin gut im Austausch mit der Geschäftsführung. Nach der englischen Woche wollen wir alles Revue passieren lassen. Wir halten Augen und Ohren immer offen. Das gehört auch zum Profifußball dazu. Wenn es eine Möglichkeit gibt, werden wir darüber reden. Gleichwohl sind die finanziellen Mittel weiter begrenzt.

Was stimmt Sie optimistisch, dass Ihr Team im weiteren Verlauf der Saison mehr punkten wird als bisher?

Thomas Kleine: Unser Team ist lernfähig. Das ist das Entscheidende. Die Mannschaft versteht im Rückblick, wenn sie Fehler macht. Das ist eine Grundvoraussetzung, wenn man weniger Erfahrung hat als die Konkurrenz. Zudem hoffe ich, dass die Zahl der Fehlentscheidungen gegen uns kleiner wird. Auch bei Niederlagen wollen wir immer an uns glauben. In den zwei Monaten WM-Pause wollen wir konzentriert weiter trainieren und die Basis für zuverlässiges Punkten in der Rückrunde legen.


Von Jürgen Lenkeit
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