Die Stadt Bayreuth schafft im Studentenwald einen neuen Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Ab Mitte Januar werden der Schwarzweiher sowie der Große und der Alte Haasenweiher reaktiviert. Diese Maßnahme ist Teil des Projekts „Bayreuths lebendiger Süden“ und wird durch das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ mit 90 Prozent der Kosten gefördert. „Mit der Wiederherstellung der historischen Teichlandschaft im Studentenwald setzen wir ein weiteres Teilprojekt von ‚Bayreuths lebendigem Süden‘ um“, sagt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Er verweist auf die beiden anderen, sich bereits in der Umsetzung befindlichen Vorhaben: den Bürgerhain und den neuen Landschaftspark Tappertaue. „Das Stadtklima, die biologische Vielfalt und nicht zuletzt unsere Bayreuther Bürgerinnen und Bürger werden von allen drei Teilprojekten profitieren“, so Ebersberger weiter.
Robert Pfeifer, der Leiter des Stadtgartenamtes, ergänzt, dass die Arbeiten Mitte Januar beginnen sollen. Im Bereich der wiederherzustellenden Teiche Schwarzweiher, Großer Haasenweiher und Alter Haasenweiher werden Bäume gefällt. Zudem sollen die bestehenden Dämme – wo nötig – wieder aufgeschüttet und die Ablauf- bzw. Stauvorrichtungen der Weiher, die sogenannten Mönche, wiederhergestellt werden. „Insgesamt werden etwa zwei Hektar neue Wasser- und Feuchtflächen entstehen“, sagt Pfeifer. Die Kosten für die Baumaßnahme belaufen sich auf 240.000 Euro, von denen 90 Prozent durch das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ getragen werden. Der Eigenanteil der Stadt Bayreuth beträgt somit 24.000 Euro.
Wie Pfeifer weiter ausführt, sind im Süden von Bayreuth zahlreiche Teiche und Feuchtgebiete historisch nachweisbar. Alte Karten zeigen im Bereich zwischen Röhrensee, Saas, Studentenwald und dem heutigen Ökologisch-Botanischen Garten weit über 20 Wasserflächen. Die meisten davon verschwanden im 19. Jahrhundert aus unbekannten Gründen. Heute sind von der ehemaligen Weiherlandschaft nur noch der Röhrensee und der Finstere Weiher übrig. Von vielen anderen zeugen noch die alten Dämme, die im Studentenwald erhalten sind und für den aufmerksamen Spaziergänger die Lage und Form der Weiher in der Landschaft ablesbar machen.
Die Klimaprognosen gehen von zukünftig wärmeren und trockeneren Bedingungen im Sommer aus. „Die Wasserflächen können Niederschlagswasser zwischenspeichern, das von der Wasseroberfläche verdunstet und die Luft abkühlt und befeuchtet. Außerdem wird im Umfeld der Teiche mehr Bodenwasser zur Verfügung stehen“, erläutert der Leiter des Stadtgartenamts.
Langfristig können an verlandenden Weihern auch Moorstandorte entstehen. Im wassergesättigten Milieu werden abgestorbene Pflanzenreste unter Sauerstoffausschluss nicht vollständig zersetzt und es kommt zur Torfbildung. Mit dem abgelagerten organischen Material wird auch der Kohlenstoff für Jahrtausende im Moor gespeichert.
Die Wiederherstellung dieser Weiher wird auch die Artenvielfalt im Studentenwald langfristig steigern und neue Lebensräume für Wasservögel, Libellen, Amphibien und andere wassergebundene Lebewesen schaffen. Für die Vorkommen bedrohter Amphibien wie dem Kammmolch im Ökologisch-Botanischen Garten und auf den Biotopflächen am Lindenhof werden die Weiher das Lebensraumangebot erweitern. Durch die unmittelbar benachbarten Waldflächen entstehen für Frösche und Kröten zudem Biotope, in denen die Wanderungen von den Lebensräumen an Land zu den Laichgewässern und zurück nicht durch Straßen zerschnitten sind.
„Durch diese Maßnahme werden die Besonderheiten des Ortes wieder erlebbar, insbesondere wird das Landschaftsbild durch die Wasserflächen bereichert und der Erholungswert gesteigert”, betont Stadtbaureferentin Urte Kelm. Die Erholungsfunktion des Studentenwaldes als stadtnaher Wald wird nachhaltig verbessert, indem die Weiher mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt behutsam zugänglich gemacht werden. Eine Beobachtungsplattform direkt am Wasser wird zum Betrachten der Flora und Fauna einladen. In Verbindung mit dem Tierpark Röhrensee, dem Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth und dem Umweltschutz-Informationszentrum Lindenhof entsteht so eine großflächige Erholungslandschaft mit reichhaltigen Angeboten zur Umweltbildung: Bayreuths lebendiger Süden.