Veröffentlicht am 08.04.2020 12:00
Veröffentlicht am 08.04.2020 12:00

medi bayreuth – Doreth: „Aus meiner Sicht ist die Saison beendet”

Basti Doreth geht nicht davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. (Foto: Thorsten Ochs)
Basti Doreth geht nicht davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. (Foto: Thorsten Ochs)
Basti Doreth geht nicht davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. (Foto: Thorsten Ochs)
Basti Doreth geht nicht davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. (Foto: Thorsten Ochs)
Basti Doreth geht nicht davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. (Foto: Thorsten Ochs)

BAYREUTH. Wie alle anderen auch hält sich Bastian Doreth derzeit so gut es geht zu Hause fit. Der Kapitän von medi bayreuth hat sich für uns die Zeit für ein Gespräch genommen und verraten, wie er die aktuelle Lage sieht, wie er zu Geisterspielen steht und wieviel Sorgen er sich um den Basketball-Standort Bayreuth macht.

Servus Basti. Wie geht es dir? Wie sieht aktuell dein Alltag aus?

Mir geht es soweit ganz gut. Im Moment passiert nichts spannendes, wir sind zu Hause und versuchen das gute Wetter dort zu genießen. Ich versuche einmal am Tag rauszugehen zum Joggen, das geht ganz gut, ich habe da eine kleine Runde. Sonst haben wir einen kleinen Garten, da bin ich sehr froh drum, wir können uns mit den Kindern auch mal draußen beschäftigen.

Auf Instagram ist zu sehen, dass auch deine Kinder Trainingspartner sind. Auch eine ganz nette Erfahrung, oder?

Das ist natürlich ein bisschen notgedrungen, man muss sich ja beschäftigen, dass einem nicht langweilig wird. Und dann baue ich eben die Kinder mit ein. Aber natürlich würde ich mir wünschen, bald mal wieder in die Halle gehen zu können.

Gibt es trainingstechnisch vom Verein Vorgaben oder bist du da quasi auf dich alleine gestellt?

Wir haben von unserem Athletiktrainer Bastian Wolff einen Trainingsplan bekommen, was wir für Ausdauer- und Krafteinheiten machen können. Basketballtechnisch ist leider nichts möglich.

Von der Liga wird die Entscheidung bezüglich der Restsaison aktuell etwas vor sich hergeschoben. Hättest du dir lieber früher eine klare Entscheidung gewünscht?

Im Endfeffekt wäre es schon für alle Beteiligten sinnvoll, wenn man mal eine klare Information hätte und sich darauf einstellen kann, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt losgeht oder die Saison eben beendet ist. Ich glaube die Liga spielt ein bisschen auf Zeit, um mögliche Zahlungen, die der Liga flöten gehen würden, zu entgehen. Im Sinne der Vereine und Spieler wäre es natürlich wünschenswert, wenn bald mal eine klare Ansage kommt.

Ist es überhaupt realistisch, noch einmal zu spielen? Bayreuth und viele andere Vereine haben die Verträge mit den US-Amerikanern aufgelöst und könnten keine wettbewerbsfähige Mannschaft stellen.

Wenn man mal ganz klar die Sache betrachtet, dann ist es aus meiner Sicht nicht möglich, die Saison zu Ende zu spielen. Bei den meisten Vereinen sind viele Spieler weg, nach Amerika zurück oder sonstwohin. Das wird schwer, die Jungs auf die schnelle wieder nach Deutschland zu bekommen. Es ist es auch nicht sinnvoll zu sagen, man spielt sofort wieder, denn man müsste erst eine kleine Vorbereitung machen. Wir sind raus aus dem Rhythmus und ein zu schneller Start hätte große Verletzungsgefahren. Aus meiner Sicht ist die Saison beendet, da bin ich auch sicher nicht der einzige der so denkt.

Es kommen nun auch im Basketball Gedanken um Geisterspiele auf. Wie siehst du das?

Das ist natürlich keine schöne Sache. Aber wenn es den Vereinen hilft und sinnvoll ist, warum nicht. Lieber Geisterspiele als gar nicht spielen. Aber es muss wirtschaftlich auch Sinn machen. Zudem muss gewährleistet sein, dass keine gesundheitlichen Einschränkungen damit verbunden sind. Allgemein ist es für den Fan mit Sicherheit schön, von zu Hause Basketballspiele zu sehen. Aber klar ist das eine ganz andere Atmosphäre, die nicht viel mit dem normalen Ligabetrieb zu tun hat. Im Fußball wird es wahrscheinlich so kommen, dass es mit Geisterspielen wieder los geht. Ich bin gespannt, wie es beim Basketball weiter geht.

Gibt es noch Kontakt zu den US-Amerikanern?

Man schreibt ab und zu und fragt, wie es geht. Gerade mit Nate (Linhart, d.Red) habe ich noch viel zu tun und tausche mich aus. Es wäre natürlich schön, wenn man den ein oder anderen Spieler wieder sieht.

In Bayreuth wurde auch auf Kurzarbeit umgestellt, den Verein nimmt die aktuelle Situation ohne Zuschauer- und Werbeeinnahmen richtig mit. Wie große Sorgen machst du dir um den Basketballstandort Bayreuth?

Ich kann auch nur mitverfolgen, was kommuniziert wird, intern wird da nichts anderes gesagt. Die Situation ist angespannt. Allerdings habe ich große Hoffnung. Man liest ja auch, dass viele ihr Geld für die Dauerkarte nicht zurück haben wollen. Viele Sponsoren stehen zu dem Standort. So wie ich den Bayreuther Basketball kenne, werden alle zusammen helfen, dass der Standort nicht verloren geht. Aber klar hat man ein mulmiges Gefühl, wenn man alles liest. Ich kann mir allerdings wirklich nicht vorstellen, dass der Verein untergeht. Ich denke schon, wenn auch mit viel Verlust, dass wir es irgendwie meistern werden.

Du gehörst zu den Spielern, die auch für die kommende Saison einen Vertrag haben. In der aktuellen Situation Gold wert, oder?

Klar, ist das für mich persönlich ein guter Umstand, dass ich einen Vertrag für das nächste Jahr habe, da bin ich auch ganz froh. Deswegen hoffe ich umso mehr, dass es den Standort weiter gibt und ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass wir wieder dahin kommen, wo wir sein wollen.

Inwiefern wird diese Krise den Basketball nachhaltig verändern?

Ich bin mir relativ sicher, dass so eine Krise wenig nachhaltig verändern wird. Weil wir Menschen in der Hinsicht nur ein Kurzzeitgedächtnis haben, viele Dinge, die jetzt relevant sind, vergisst man in ein, zwei Jahren, wenn wir die Krise nicht mehr am eigenen Leib spüren. Dann kehrt man zu alten Gewohnheiten zurück. Das wird den Basketball nur kurzfristig verändern, im Endeffekt nicht nachhaltig. Dafür ist es auch zu viel ein Geschäft, in dem es um Geld geht.


Von Jessica Mohr
jm
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