Bayreuth verfügt über mehrere authentische Kulturorte, darüber können Stadt und Touristiker sich freuen. VonHaus Wahnfried, in der Richard Wagner lebte, bis zu den Markgrafenschlössern. Ein weiteres Kleinod ist Jean Pauls Dichterstübchen in der Rollwenzelei. Es ist eines der wenigen Museen in Deutschland, das direkt mit dem Arbeitsplatz eines großen Literaten verbunden ist – ein Ort, an dem der Dichter seine Spuren hinterlassen hat. Sein Geist ist spürbar. Die Eigentümerfamilie hegt das Dichterstübchen in der Rollwenzelei. Es werden Führungen angeboten und Veranstaltungen durchgeführt.
Das Gebäude steht derzeit leer. Gerüchte um einen möglichen Verkauf der Rollwenzelei machen seit kurzem die Runde. Was würde bei einem Eigen-tümerwechsel aus dem kleinen Museum werden?
Die Bayreuther Gemeinschaft, vertreten durch die Stadträte Stephan Müller und Frank Hofmann, hat deshalb einen Antrag an Oberbürgermeister Thomas Ebersberger gestellt: Die Stadt solle den Ankauf prüfen und gemeinsam mit Förderinstitutionen, wie Oberfrankenstiftung oder Deutsche Stiftung Denkmalschutz, ein Konzept entwickeln, um diesen kulturhistorisch bedeutenden Ort dauerhaft und professionell zu sichern.
Aus der Fraktionsinitiative des Landtags konnte MdL Franc Dierl aktuell 60.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie sichern.
Eine Projektgruppe befasst sich bereits mit der künftigen Nutzung. Auch Jean Paul-Kenner und Schauspieler Hans-Jürgen Schatz kennt die Bedeutung der Stube aus jahrzehntelanger Erfahrung: „Dieses kleine Literaturmuseum zieht viele Besucher an. Zu meinen Lesungen kommen bis zu 200 Besucher.“ Er kann sich nicht vorstellen, dass es die Dichterstube eines Tages nicht mehr geben könnte.
Für die Eigentümerfamilie betont Christine Sommerer-Fiederer, dass der Erhalt gewünscht ist. „Das Dichterstübchen wird keinesfalls geschlossen“, versichert sie. Man habe in den vergangenen 15 Jahren viel Geld und Mühe investiert, Fördermittel genutzt und weitere Räume hinzugefügt. Dabei wurde ein alter, zugemauerter Ofen entdeckt, der heute restauriert in der Dichterstube zu sehen ist. Nebenan zeigt ein Schauraum Bücher, Gästebücher, Radierungen von Stefan Klenner-Otto, ein Jean Paul-Porträt und die Haube der Rollwenzelin, der früheren Wirtin.
Der private „Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e.V.“ wolle weiterhin zur Bayreuther Kulturlandschaft beitragen“, so Vorsitzende Christine Sommerer-Fiederer. Der Vorschlag der Stadträte sei ihr bekannt, doch fehle der Stadt vermutlich das Geld für einen Ankauf. „Wir tun, was möglich ist, und hoffen auf eine gute Lösung“, sagt sie.
Das Jubiläumsjahr 2025 verleiht dem Anliegen zusätzlichen Nachdruck: Bayreuth feiert den 200. Todestag Jean Pauls mit zahlreichen Veranstaltungen.
Historische Wurzeln eines besonderen Ortes
In der Königsallee, an der Abzweigung zur Eremitage, steht das ehemalige Zollhäuschen zu Colmberg, auch „Chaussee- und Traiteur-Haus“ genannt. Hier verkehrte Jean Paul in den letzten 20 Jahren seines Lebens fast täglich. Die Wirtin, genannt die Rollwenzelin, stellte ihm die Stube als Arbeitsplatz zur Verfügung, die bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten ist. Das „wohl kleinste Museum Deutschlands“ wird seit 2007 vom „Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei“ betreut. Nach einer umfangreichen Restaurierung wurde es 2010 wiedereröffnet und empfängt seither Besucher aus aller Welt.