Veröffentlicht am 11.04.2020 12:00
Veröffentlicht am 11.04.2020 12:00

SpVgg Bayreuth: Kracun: „Mir geht es nicht um Geldsummen”

Christopher Kracun wird auch kommende Saison für die Altstadt auflaufen. (Foto: Peter Glaser / SpVgg Bayreuth)
Christopher Kracun wird auch kommende Saison für die Altstadt auflaufen. (Foto: Peter Glaser / SpVgg Bayreuth)
Christopher Kracun wird auch kommende Saison für die Altstadt auflaufen. (Foto: Peter Glaser / SpVgg Bayreuth)
Christopher Kracun wird auch kommende Saison für die Altstadt auflaufen. (Foto: Peter Glaser / SpVgg Bayreuth)
Christopher Kracun wird auch kommende Saison für die Altstadt auflaufen. (Foto: Peter Glaser / SpVgg Bayreuth)

BAYREUTH. Mit Christopher Kracun hat in der vergangenen Woche ein weiterer Spieler bei der SpVgg Bayreuth verlängert.

Wir haben uns einmal ausführlich mit dem Mittelfeldmann über die aktuelle Situation, seine Beweggründe für die Verlängerung und die Zukunft unterhalten.

Servus Christopher. Das Wichtigste in der aktuellen Zeit zuerst: Wie geht es dir?

Mir geht es hervorragend, meine Familie und ich sind gesund. In der Arbeit läuft es auch gut, ich bin ja noch in der Ausbildung, da geht mit Homeoffice nichts. Bei uns sind noch viele in der Arbeit vor Ort.

Wie erlebst du die aktuelle Zeit?

Das ist schon schwer. Egal, wo man hinschaut, man liest immer dasselbe und kann nicht sagen, wie lange es noch so weiter geht. Man hört, es wird schlimmer, dann wird es besser und dann wieder schlimmer. Sportlich gesehen waren die ersten zwei Wochen noch ganz okay, da konnte man auch die Pause genießen. Aber jetzt will man wieder raus auf den Platz, man weiß gar nicht mehr, was man daheim machen soll. Für jeden Fußballer ist das eine schwierige Situation, weil wir natürlich lieber mit den Jungs auf dem Trainingsplatz wären.

Hättest du mit so einem Ausmaß gerechnet?

Auf keinen Fall. Ich muss ehrlich sagen, anfangs habe ich das etwas unterschätzt. Hätte niemals gedacht, dass es so weit kommen wird. Ich bleibe jetzt daheim, achte auf meine Mitmenschen und warte, bis es besser wird. Das belastet mich allerdings im Unterbewusstsein. Und natürlich denkt man an die Familie, wie Oma, Opa und die Eltern. Und kann nur hoffen, dass alle diese Zeit gut überstehen.

Wie vertreibst du dir neben der Arbeit aktuell die Zeit?

Ich wohne ja mit meiner Freundin zusammen, wir spielen abends oft, haben uns nun schon einige neue Brettspiele gekauft. Wir versuchen einfach, das Beste aus der Situation zu machen. Nach der Arbeit habe ich jetzt, wo kein Training ist, auch mal die Chance, einen Mittagsschlaf zu machen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam? Gibt es immer jede Woche einen Trainingsplan oder wie können wir uns das individuelle Training vorstellen? Als klar war, dass es eine Ausgangsbeschränkung gibt, haben wir einen Plan über zwei Wochen bekommen. Als der ausgelaufen war, haben wir sofort für den nächsten Tag einen neuen Plan bekommen. Unser Fitnesstrainer Michael Gehret ist immer für uns da, wenn wir neue Übungen wollen oder Tipps für das Essen brauchen. Wie genau sieht der Plan aus? Es gibt zum einen natürlich Kraftübungen, die kann jeder zu Hause machen. Ich habe da ein paar Fitnessgeräte, die natürlich in der jetzigen Zeit wichtig sind. Zudem gibt es Läufe, die kann man hier bei mir in Langwasser gut machen. Ich bin auch froh, wenn ich auf dem Plan einen Lauf habe, denn dann komme ich wieder raus, das tut schon gut. Du hast dich nun dazu entschieden, bei der SpVgg Bayreuth zu bleiben. Warum? Ich muss vorab sagen, dass es bei mir wirklich lange in der Schwebe stand, weil ich noch eine Ausbildung mache und dieses Jahr Abschlussprüfung schreibe. Wir haben aber die optimale Lösung gefunden und ich bin froh, weil ich mich hier sehr wohlfühle. Ich habe keinen Grund, Bayreuth zu verlassen. Es passt alles außen herum, ein gutes Umfeld, ein tolles Stadion und eine sehr gute Mannschaft. Bei der SpVgg Bayreuth ist es ja aktuell so, dass Spieler um Spieler seinen Vertrag für die kommende Saison verlängert. Das spricht auch dafür, dass im Team alles passt, oder? Das finde ich auch. Wenn man gerade sieht, was hier abgeht, wenn du wöchentlich siehst, welche Spieler verlängern und dadurch ein Zeichen setzen und dem Verein Vertrauen schenken. Ich hätte auch sagen können, ich warte noch, aber das bringt mir nichts, weil es mir nicht um Geld geht. Ich bleibe gerne hier, weil ich mich mit den Jungs gut verstehe und wir mit Timo einen überragenden Trainer haben. So denken die anderen Spieler auch. Wir müssen gerade in der aktuellen Situation zusammenhalten. Und ihr zeigt eure Verbundenheit zum Verein auch damit, dass ihr als Mannschaft aktuell auf einen Großteil eures Gehalts verzichtet? Wir sind dem Verein nun extrem entgegengekommen, haben alle das Kurzarbeitseinverständnis unterschrieben. Das zeigt, dass wir da auch zusammenhalten. Finanziell hat der Verein uns aber Hilfe angeboten, wenn es denn Probleme gibt. Es bleibt niemand auf der Strecke. Welche Auswirkung wird diese Krise auf den Verein haben? Ich hoffe natürlich keine oder nur ganz geringe, und vor allem, dass nicht alle Sponsoren abhauen. Es ist klar, dass hier etwas Großes entstehen kann, wenn ich sehe, welche Spieler bisher schon verlängert haben. Aber klar müssen die Sponsoren auch überlegen, wie es bei ihnen weitergeht. Aktuell kann keiner sagen, wann und ob es diese Saison noch gespielt werden kann. Wie ist dein Gefühl? Wir hoffen alle, dass es weitergeht und wir zu Ende spielen können. Es wäre für Mannschaften wie beispielsweise Türkgücü München extrem bitter, wenn jetzt abgebrochen werden würde und ab August alles auf Null gestellt wird. Ich glaube fast schon, dass irgendwann im Juni, Juli oder August die Saison zu Ende gespielt werden kann. Und dann wird die neue Spielzeit einfach später starten. Die Winterpause könnte man verkürzen und dann im kommenden Jahr eben bis in den Dezember spielen. Im neuen Jahr kann man dann wiederrum früher anfangen. Lass uns trotz der Situation mal kurz versuchen, sportlich nach vorne zu blicken. Um den Verein tut sich vieles. Was ist in den nächsten Jahren drin? Klar kriegen wir das als Spieler auch alle mit. Aber es ist nicht so, dass wir sagen, unabhängig wie diese Saison zu Ende geht, dass wir nächstes Jahr aufsteigen wollen. Wir wollen Jahr für Jahr besser werden und wenn wir dieses Jahr auf dem vierten Platz abschließen sollten, dann wollen wir mindestens dasselbe oder mehr für die nächste Saison erreichen. Wir entwickeln uns Spiel für Spiel weiter. Wenn ich sehe, auf welchem Stand wir waren, als ich im Winter der Saison 2018/19 herkam und wo wir jetzt sind, dann sehe ich eine große Entwicklung. Natürlich spielt der Trainer eine große Rolle, aber auch die Spieler. Wir wollen alle etwas erreichen. In den nächsten zwei, drei Jahren ist es durchaus möglich, dass der Verein Bayreuth höher als Regionalliga spielt. Interview: Mirko Strässer


Von Jessica Mohr
jm
north