Es ist ein Jubiläum der besonderen Art: Das Festival junger Künstler Bayreuth wird 75 Jahre alt. Was 1950 unter der Patronage von Jean Sibelius begann, ist heute eine international beachtete Plattform für junge Kunstschaffende aus aller Welt – und ein fester Bestandteil des kulturellen Dreiklangs der Stadt neben den Richard-Wagner-Festspielen und Bayreuth Baroque. Worauf man sehr stolz ist: „Wir sind das älteste Festival dieser Art in Europa“, sagt der Prof. Fredrik Schwenk, der im Frühjahr die Künstlerische Leitung übernommen hat.
Das Festival versteht sich schon immer als Probebühne für die Jugend der Welt, mit viel Raum für Experimente, Begegnung und künstlerische Exzellenz. Unter dem Motto E:MOTION erwartet das Publikum im Juli und August ein facettenreiches Programm mit rund 50 Veranstaltungen in Bayreuth und der Region, darunter Open Airs, Konzerte, Performances und 16 Workshops, zu denen sich jeder anmelden kann, der Interesse hat. Ein Grundsatz bleibt dabei unverändert: Eintrittspreise gibt es nicht. Stattdessen zahlt das Publikum, was es kann und möchte – Teilhabe ohne Schwelle, ob für Familien oder Senioren, die trotz niedriger Einkommen weiterhin Kultur erleben möchten.
Höhepunkte in diesem Sommer sind das große internationale Chorprojekt am 10. August in der Stadtkirche, die Performance „Affekte für Aug und Ohr“ am 17. August sowie das Open-Air-Nysenfest am 4. August. Besonderes Augenmerk gilt der Uraufführung „Versunkene Schätze“ am 12. August mit der gefeierten Sopranistin Camilla Nylund, diesjährige Isolde bei den Wagner-Festspielen. „Darauf freue ich mich natürlich sehr“, sagt Prof. Schwenk, der auch komponiert, „da hier mein Werk gespielt wird.“ Besonders gespannt ist er aber auf „Vivi felice“ am 16. August in der Ordenskirche St. Georgen. Denn hier begegnen sich zwei Instrumente, die man sonst nicht zusammen hört: das moderne Saxophon und die gut 300 Jahre ältere Viola di Gamba – ein musikalisches Experiment, das einen außergewöhnlichen Genuss verspricht.
Mehr als 250 junge Künstlerinnen und Künstler aus über 28 Nationen sind in diesem Jahr beim Festival junger Künstler dabei. In Akademien, Diskussionen und Residenzprogrammen entwickeln sie gemeinsam neue Formate, die oft jenseits klassischer Konzertformen geplant sind. In Zeiten globaler Konflikte setzt das Festival noch bewusster auf künstlerischen Dialog, auch zwischen Kulturen im Konflikt. „Wo gemeinsam kreativ gearbeitet wird, ist kein Raum für Hass“, sagt denn auch die Geschäftsführerin des Festivals, Sissy Thammer. Dafür geht man auch gerne Risiken in der Planung ein: „Wegen der politischen Lage in manchen Ländern wissen wir oft bis kurz vor knapp nicht, ob und wer den Weg nach Bayreuth antreten darf.“ Dieses Jahr gilt dies für iranische Meisterpianistinnen und einen turkmenischen Chor.
Seit 75 Jahren spielt nun in Bayreuth die Musik der Zukunft, wie es auf der Website heißt, und steht das Festival junger Künstler also für Begegnung, Bildung und den Glauben an die verbindende Kraft der Kunst, 2025 mit einem klaren Ziel: Kultur lebendig halten und weiterdenken.
Mehr Infos unter: www.YoungArtistsBayreuth.com