BAYREUTH – Die Bayerische Staatsregierung hat in der jüngsten Sitzung des Ministerrats beschlossen, im Bahnverkehr bei Ausschreibungen ab dem kommenden Frühjahr auf hochmoderne emissions- und barrierefreie Neigetechnik-Züge setzen. Diese neue Fahrzeuggeneration setzt auf einen hybriden Antrieb mit Stromabnehmer, Batterie und Brennstoffzelle.
Hintergrund ist, dass der dieselbetriebene Neigetechnik-Fahrzeugtyp VT 612 aus Umweltschutzgründen spätestens 2032 außer Dienst gestellt werden muss. Auch Fahrgäste der Bahn sollen bei der Fahrt profitieren.
Alle Anrainer und Interessensgemeinschaften in der größten Diesel-Insel Mitte Europas zeigen sich erleichtert über das Ja zu den neuen Neigetechnik-Zügen. Auch die Stadt Bayreuth hatte in den vergangenen Wochen vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale wiederholt ein Festhalten an der Neigetechnik gefordert. „Gerade auf den Strecken in Nordostbayern gibt es keinen adäquaten Ersatz für die Neigetechnik“, so Oberbürgermeister Thomas Ebersberger.
Der Freistaat Bayern setzt im Schienenpersonenverkehr auch weiterhin auf die Neigetechnik. Das hat der Ministerrat am Dienstag (6. Dezember 2022) beschlossen. Der Hofer Landrat Dr. Oliver Bär, Vorsitzender der Logistik Agentur Oberfranken e.V. – bei der seit kurzem die Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung angesiedelt ist – freut sich über die Entscheidung: „Das ist ein guter Tag für unsere Region. Wir haben geschlossen für die Zukunft der Neigetechnik gekämpft. Ich freue mich und bin dankbar, dass unsere Argumente bei Staatsminister Christian Bernreiter auf offene Ohren gestoßen sind und er sich persönlich dafür eingesetzt hat.“
Die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Silke Launert spricht von einer wichtigen Voraussetzung für eine gelungene Verkehrswende: „Denn nur, wenn eine gute und vor allem auch schnelle Bahnanbindung sichergestellt ist, stellt die Schiene eine echte Alternative zur Straße dar.”
„Die Entscheidung pro Neigetechnik ist zukunftsweisend! Denn Neigetechnik ist in Nordostbayern die Grundvoraussetzung für eine gute Bahnanbindung, ohne sie wäre der integrale Taktfahrplan nicht mehr einzuhalten. Damit eröffnen sich vielfältige Chancen für den elektrischen Betrieb und entsprechender Fahrplan- und Betriebskonzepte auf dem größten nichtelektrifizierten Schienennetz in Deutschland“, erläutert Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner, Sprecher der Interessengemeinschaft Oberfranken-Achse.
„Ohne Neigetechnik hätte uns ein Rückfall in Reisezeiten von vor 1992 gedroht, allein von Bayreuth nach Nürnberg hätte sich die Reisezeit um 18 Minuten verlängert. Mit dieser Entscheidung bleiben die guten Anschlüsse unserer Region erhalten“, macht Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger klar. „Jetzt setzt man auf Zukunft und stellt die Teilhabe am integralen Taktfahrplan und DeutschlandTakt für unsere Region sicher.“
„Damit wird das Hofer Bahnbetriebswerk als Kompetenzzentrum für Neigetechnik auf Dauer gesichert und Arbeitsplätze erhalten“, freut sich Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla. Für Döhla ist aber auch klar, dass die Neigetechnik die Elektrifizierung nicht ersetzt. Viel mehr wird sie Wegbereiter für die Umsetzung der vollständigen Elektrifizierung in unserer Region sein.
Peter Berek, der Landrat des Landkreises Wunsiedel und Präsident der Euregio Egrensis/Arbeitsgemeinschaft Bayern, hebt die neuartige Antriebstechnologie hervor. „Wir sind Wasserstoffregion. Es ist die richtige Entscheidung genau hier auf die wegweisende Technik zu setzen. Damit bleiben wir Referenzregion in Sachen Neigetechnik.“