Veröffentlicht am 24.09.2022 11:13
Veröffentlicht am 24.09.2022 11:13

Wolfgang Mahr - eine Bayreuther Legende wird 70

Wolfgang Mahr - eine Bayreuther Legende wird 70 (Foto: Lenkeit)
Wolfgang Mahr - eine Bayreuther Legende wird 70 (Foto: Lenkeit)
Wolfgang Mahr - eine Bayreuther Legende wird 70 (Foto: Lenkeit)
Wolfgang Mahr - eine Bayreuther Legende wird 70 (Foto: Lenkeit)
Wolfgang Mahr - eine Bayreuther Legende wird 70 (Foto: Lenkeit)

Wolfgang Mahr ist einer jener Namen, der im Zusammenhang mit der SpVgg Bayreuth wohl am häufigsten fällt, wenn man nach prägenden Gestalten der Vereinsgeschichte sucht. Mahr war von 1973 bis 1986 Torwart und danach Funktionär auf verschiedenen Posten. Auch heute noch ist er fest in den Verein eingebunden. 2023 wird er 50 Jahre Mitglied der SpVgg Bayreuth sein. Zuvor steht ein noch größeres Jubiläum an. Wolfgang Mahr feiert seinen 70. Geburtstag. Die Sonntagszeitung hat mit ihm zum „Runden“ gesprochen.

Herr Mahr, mit Blick auf das sportliche Geschehen der Spielvereinigung: Ist Ihnen nach Feiern zumute?

Wolfgang Mahr: Ich bin fest überzeugt, dass die Mannschaft sich im Laufe der Saison noch findet. Wir haben oft gegen Mannschaften gespielt, die auf den vorderen Tabellenplätzen standen. Jetzt kommen die Spiele, wo wir punkten können. Wenn das Team konstant abruft, was es kann und strittige Entscheidungen auch mal zu unseren Gunsten ausfallen, dann geht es aufwärts. Dann kann nicht nur ich, sondern alle Fans feiern. Davon bin ich überzeugt.

Woran hapert es aktuell bei der Spielvereinigung? Wie könnte sich die Mannschaft aus dem Tabellenkeller befreien?

Wolfgang Mahr: Die Mannschaft hat großes Potenzial und ist absolut konkurrenzfähig. Was aktuell fehlt, ist das erlösende Erfolgserlebnis. Ist der Bock erstmal umgestoßen, dann kann das befreiend wirken.

Sehen Sie einen Unterschied zwischen dem Fußballspiel heute und dem vor 40 Jahren, als die SpVgg Bayreuth häufiger zweitklassig war?

Wolfgang Mahr: Es gibt einen gravierenden Unterschied: Heute ist das Spiel athletischer und schneller. Damit hat auch die Geschwindigkeit zugenommen. Früher gab es mehr typische Straßenfußballer. Solche Spieler also, die ein Spiel auch mal auf den Kopf gestellt haben. Manne Größler und Rüdiger Scheler waren in Bayreuth solche Spielertypen. Das waren grandiose Fußballer.

Früher gab es mehr typische Straßenfußballer. (Wolfgang Mahr über den Wandel des Fußballs im Laufe der Jahre.)

Wolfgang Mahr: Ex-Torwart der SpVgg Bayreuth wird 70

Spricht man über Wolfgang Mahr, fallen schnell die Begriffe „Ikone“ oder „Legende“. Wie gehen Sie damit um?

Wolfgang Mahr: Davon kann ich mir nichts kaufen. Aber es ehrt mich. Ich bin 1973 als 20-Jähriger aus Kronach nach Bayreuth gekommen und habe mich von Anfang an wohl gefühlt, bin mit meiner Familie hier sesshaft geworden. Außerhalb der Spielvereinigung durfte ich viele Jahre einer erfüllenden Arbeit als Lehrer an der Altstadtschule nachgehen, bei der ich viele junge Menschen kennengelernt habe. Im Prinzip hat alles gepasst. Durch die erfolgreichen sportlichen Jahre in den 1970er Jahren hat sich dann der Bekanntheitsgrad in der Stadt etwas gesteigert.

Wolfgang Mahr, 1985. Bild: Klaus-Peter Volke

Sie saßen 2021 bei der Pokalauslosung der ARD als Vertreter der Spielvereinigung im Fernsehstudio. Wie kam es dazu?

Wolfgang Mahr: Der Hintergrund war wohl, dass unsere Fans den damaligen Trailer „Zurück in die Sportschau“ an die Sportschau sendeten. Dabei kam unser Pokalspiel von 1980 gegen Bayern München vor, das wir sensationell gewonnen mit 1:0 haben. Da haben sich die Leute vom Sender wohl irgendwie auf mich festgelegt (lacht).

Wie haben Sie Ihre jahrzehntelange Arbeit als Lehrer mit dem Torwartleben bei der SpVgg unter einen Hut gebracht?

Wolfgang Mahr: Das war teils anstrengend. Gerade die ersten vier Semester meines Lehramtsstudiums in Würzburg waren eine große Herausforderung. Ich musste jeden Tag zum Training nach Bayreuth fahren und dort gegen 17:00 Uhr auf der Matte stehen. Das war eine heiße Phase. Von der Koordination zwischen Training und Schule hat das später besser funktioniert. Wenn vormittags Unterricht war, haben wir kaum trainiert. Wenn wir unter der Woche ein Auswärtsspiel hatten, hatte ich sehr verständnisvolle Schulleiter und Kollegen, die dann auch mal im Unterricht ausgeholfen haben. Für dieses Verständnis bin ich heute noch sehr dankbar. Das ging eigentlich beides immer problemlos über die Bühne.

Wissen Sie, dass Sie einst für ein Novum im bezahlten Fußball sorgten?

Wolfgang Mahr: Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen.

Sie saßen am 3. September 1989 als Trainer von Bayern Hof in einem Zweitligaspiel der SpVgg Bayreuth gegen die Stuttgarter Kickers als Reservetorhüter auf der Bayreuther Ersatzbank.

Wolfgang Mahr: Die Spielvereinigung hatte ja immer noch meinen Pass. Die Torhüter waren alle verletzt. Der damalige Präsident Hans Wölfel hat mich angerufen und gesagt: „Du musst dich unbedingt auf die Bank setzen.“ Das habe ich dann eben gemacht. Das war nicht so tragisch.

3. September 1989, v.l.n.r.: Anton Rudinsky (Trainer SpVgg Bayreuth), Hans Wölfel (Präsident), Heinz Pütterich (Spielleiter) und Wolfgang Mahr. Bild: Klaus-Peter Volke

Denken Sie, es fehlt im heutigen Fußball an Typen?

Wolfgang Mahr: Die Typen gibt es schon. Von der Bundesliga runter bis in die Kreisklasse. Solche Leute, die polarisieren, die auf dem Spielfeld und auch außerhalb für Stimmung sorgen. Da hat sich nicht viel geändert.

Wer ist bei der Spielvereinigung aktuell eine Stimmungskanone?

Wolfgang Mahr: Da bin ich aktuell zu weit von der Mannschaft entfernt, um jemanden als Vortänzer outen zu können.

Sie sind bei der SpVgg Bayreuth derzeit offiziell für Passwesen und Kommunikation zuständig. Was machen Sie da?

Wolfgang Mahr: Meine Frau sagt immer, ich bin Hausmeister (lacht). Tatsächlich kümmere ich mich um Rahmenbedingungen beim Vertragswesen. Ich halte Kontakt zum DFB und BFV, auch wenn es um die Liegenschaften des Vereins geht. Ich organisiere die Erste Mannschaft da, wo kurzfristig Hilfe gebraucht wird.

Der damalige Präsident Hans Wölfel hat mich angerufen und gesagt: „Du musst dich unbedingt auf die Bank setzen.“ (Wolfgang Mahr über seine Rückkehr als Reservetorhüter für ein Spiel)

Sie waren letztes Jahr plötzlich weg bei der SpVgg Bayreuth. Dass Timo Rost damit zu tun hat, ist bekannt. Die Gründe wird man wohl nie erfahren. Wären Sie jetzt wieder bei der Oldschdod, wenn der Trainer noch Timo Rost hieße?

Wolfgang Mahr: Davon ist nicht auszugehen.

Angenommen, Timo Rost würde an Ihrem 70. Geburtstag anrufen – würden Sie rangehen?

Wolfgang Mahr: Schwer zu sagen. Man soll ja nie „nie“ sagen im Fußball. Da passieren viele Sachen. Aber der Stachel sitzt tief. Es wird aber auch nicht zu diesem Anruf kommen.

Das wünscht sich Wolfgang Mahr zu seinem 70. Geburtstag

Hat Sie die Oldschdod eher jung gehalten oder auch mal altern lassen?

Wolfgang Mahr: Die SpVgg Bayreuth hat mich immer jung gehalten. Diese Tätigkeit im Verein mit jungen Leuten hält mich fit und ich bleibe am Ball. Ich werde zwar von den Zahlen her älter, bleibe aber im Kopf jung. Der Vorteil am biologischen Älterwerden ist bei mir der folgende: Ich sehe viele Dinge gelassener. Dinge, bei denen ich früher an die Decke gesprungen wäre, sehe ich heute ganz anders.

Der Stachel sitzt tief. (Wolfgang Mahr über die Probleme mit Timo Rost)

Herr Mahr, was wünschen Sie sich zum 70. Geburtstag?

Wolfgang Mahr: Dass ich weiterhin geistig und körperlich fit bleibe. Dass meine Familie so intakt bleibt, wie sie all die Jahre war. Ich habe eine großartige Ehefrau, vier Söhne, vier tolle Schwiegertöchter und acht fantastische Enkel. Wenn es denen gut geht, geht es mir auch gut. Dass das so bleibt ist mein größter Wunsch.


Von Jürgen Lenkeit
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