BAYREUTH. Privatdozent Dr. Jürgen Dolderer nennt es einen doppelten Schicksalsschlag. Erst die Diagnose: Krebs. Dann die Folgen: Ein Teil des Körpers muss entfernt werden. Die Brust oder vielleicht ein Teil des Brustkorbs oder des Oberschenkels und des Knochens. „Es ist extrem wichtig, dass wir Patientinnen und Patienten in solchen Situationen nicht alleine mit der Körperentstellung lassen, die gravierende Einflüsse auf alle Lebensbereiche haben kann“, sagt der Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH. Die plastischen Chirurgen sind von Anfang an dabei. Sie sind in der interdisziplinären Tumorkonferenz aktiv beteiligt, in der Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen Fachdisziplinen das Krankheitsbild jedes einzelnen Patienten gemeinsam besprechen und Vorschläge zur aktuell bestmöglichen Therapie erarbeiten. Beispiel Brustkrebs: „Wenn bei einer Patientin die Brust ganz oder teilweise abgenommen werden muss, kommt es manchmal schon auf den ersten Schnitt bei der Entfernung des Tumors an“, sagt Dr. Dolderer. Denn bereits dieser kann entscheidend sein für die späteren Möglichkeiten einer Brustwiederherstellung und deren Ergebnis. Dr. Dolderer weiß: Sobald die Patientinnen vom Brustkrebs geheilt sind, bekommt die Wiederherstellung der weiblichen Körperform eine extrem große Bedeutung für das körperliche und seelische Gesamtwohlbefinden. Nach einer Brustwiederherstellung fühlen sich die Patientinnen wieder als „ganze Frau“ und können psychisch besser mit der Erkrankung abschließen. Dafür gibt es Onkologische Zentren wie an der Klinikum Bayreuth GmbH. „Unser Spektrum reicht von der Diagnose über die Behandlung bis zur Rekonstruktion – alles aus einer Hand. Wir möchten unseren Patientinnen und Patienten die Perspektive auf ein möglichst uneingeschränktes Leben geben.“ Noch einmal das Beispiel Brustkrebs: Oft sind jüngere Patientinnen betroffen. „Eine komplette oder teilweise Brustamputation ist eine große seelische Belastung“, sagt Dolderer. „Das erleben wir in unseren interdisziplinären Brustsprechstunden.“ Ästhetik und Weiblichkeit sind dort ebenso Themen wie Methoden der medizinischen Behandlung. Und sie sind nicht weniger wichtig. Die beste Art der Wiederherstellung einer Brust ist die, bei der plastische Chirurgen eigenes Gewebe der Patientin verwenden. Sie entnehmen dabei überschüssiges Gewebe vorwiegend vom Bauch oder den Innenseiten der Oberschenkel. Daraus formen sie die Brust und schließen das Gewebe mikrochirurgisch an das Gefäßsystem der Patientin an. So ist die Blutzirkulation gewährleistet. „Statistisch gesehen ist diese Methode bei zwei von drei Patientinnen möglich.“ Und wenn nicht? Wenn kein Eigengewebe vorhanden ist, oder sich ein mikrochirurgischer Anschluss nicht machen lässt? Dann ist eine Brustrekonstruktion mit Hilfe einer Silikonprothese oder eine Kombination von Implantat mit Eigengewebe meistens zur Erzielung einer möglichst natürlichen Brustform machbar. Dolderer kennt all die schlimmen Geschichten über minderwertige und gesundheitsgefährdende Implantate. Aber er sagt trotzdem: „Keine Angst vor Silikon. Wir verwenden hochwertige Silikonimplantate aus deutscher Herstellung mit sehr belastbarem, medizinischen Silikongel der neusten Generation.“ Nicht nur bei Brustkrebs sind die plastischen Chirurgen der Klinikum Bayreuth GmbH Teil des Behandlungsteams. „Immer wenn größere Defekte auftreten, sind wir gefragt.“ Sie können Knochen ersetzen – zum Beispiel aus dem Wadenbein oder mit Knochenersatzmaterial. Sie können Sehnen, Nerven und Muskeln rekonstruieren, bevorzugt aus körpereigenen Reserven. Was das bedeutet? Zum Beispiel, dass ein Patient nach einer großen OP am Bein nicht auf den Rollstuhl angewiesen ist, oder eine Amputation dank plastischer Wiederherstellung vermieden werden kann. Oder wie Dolderer es formuliert: „Wir möchten unseren Patienten die Perspektive auf ein gesundheitlich möglichst uneingeschränktes Leben geben.“