BAYREUTH.
Als Larry Page, gemeinsam mit Sergey Brin, Google vor 25 Jahren gründete, hatten beide ein Ziel: Das Sortieren der Daten im Internet. Das macht Google auch heute noch und bearbeitet mittlerweile etwa 100.000 Suchanfragen pro
Sekunde. Mirco Schönfeld, Juniorprofessor für Datenmodellierung und interdisziplinäre Wissensgenerierung an der Uni Bayreuth, berichtet im Gespräch mit der Sonntagszeitung über Nutzen und Gefahren im Umgang mit der Suchmaschine Google.
Welche neuen Anforderungen ergeben sich aus den allzeit verfügbaren Daten und Diensten?
Mirco Schönfeld: Das Geschäftsmodell von Google basiert auf dem Umgang mit unseren Nutzungsdaten. Wenn das Unternehmen unsere Interessen besser kennt, kann beispielsweise gezieltere Werbung verkauft werden. Aber auch an anderer Stelle wird mit dem Wissen gehandelt, das Google über uns sammelt. Dort, wo wir als Internetnutzer:innen nicht die Kunden, sondern das Produkt sind, mit dem ein Unternehmen Geld verdient, ist ein kritischer Blick auf Datenschutz und Datenpraktiken empfehlenswert. Heutzutage sollte niemand mehr Online-Dienste unbedarft oder unkritisch nutzen. Ein grundlegendes Verständnis von Datenschutz und Datenpraktiken gehört inzwischen zum notwendigen Rüstzeug für alle, die digitale Angebote nutzen. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der künstlichen Intelligenzen, die Texte oder Bilder produzieren, die kaum mehr von menschlich produzierten Inhalten unterscheidbar sind.
Wie verändert Google das Lernverhalten?
Mirco Schönfeld: Der unkomplizierte Zugriff auf Informationen aller Art hat das Lernen bis heute sehr vereinfacht. Jede und jeder kann sich mit Hilfe des Internets die skurrilsten Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen. Für die kommenden Generationen wird es allerdings unabdingbar, dass sie eine kritische Kompetenz im Umgang mit digitalen Daten und Diensten erlernen. Dazu gehört ein gewisses Verständnis dessen, wie Daten ausgewertet werden, wie Wissen im Computer erzeugt wird, oder wie große Sprachmodelle grundsätzlich funktionieren, mit denen nach openai (die Firma hinter chatGPT) auch die Großen wie Google, Microsoft und Facebook liebäugeln. Eine solche Datenkompetenz oder data literacy muss in Zukunft, neben Lesen, Schreiben und Rechnen, von Beginn an gelernt und unterrichtet werden.
Kann man Google nutzen und seine Privatsphäre schützen?
Mirco Schönfeld: Sich vollständig anonym im Internet und die Welt von Google zu bewegen, ist etwas kompliziert. Zudem wird das Nutzungserlebnis durch verschiedene Maßnahmen mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Die Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen auf der Webseite und dem Smartphone, bieten aber schon vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, mit denen die Nutzung der eigenen Daten zumindest eingeschränkt werden kann. Hier lohnt es sich durchaus, sich durch die vielen Menüs zu klicken und zu schauen, was für Optionen zur Verfügung stehen und ob die Standardeinstellungen die Privatsphäre am besten schützen. Darüber hinaus ist ein sensibler Umgang mit Passwörtern, Sicherheitsabfragen und der modernen Zwei-Faktor-Authentifizierung ratsam. Hier helfen beispielsweise Passwortmanager, zufällige und schwer entschlüsselbare Passwörter zu erzeugen und zu verwalten. So kann zumindest das Risiko minimiert werden, dass Unbefugte Zugriff auf die eigenen Daten erhalten.