Veröffentlicht am 22.03.2020 12:00
Veröffentlicht am 22.03.2020 12:00

Was tun, wenn die Schulter schmerzt?


BAYREUTH. Gesundheitstipp von Dr. med. Stephan Fuchs (Facharzt für Orthopädie und Schmerztherapeut, Sportarzt, physikalische Therapie, Diplom-Osteopath der DAAO).

Über die Hälfte der über 70-Jährigen weisen Verschleißerscheinungen am Schultergelenk auf. Schon in jüngeren Jahren kann eine sog. „Kalkschulter“ lang anhaltende und die täglichen Verrichtungen unangenehm beeinträchtigende Beschwerden verursachen. Der Schulterschmerz ist in der orthopädischen Sprechstunde ein häufig anzutreffendes Problem.

Was macht die Schulter besonders anfällig?

Verbunden durch den Wechsel vom Vierfüßlergang in den aufrechten Gang sowie durch die in der Entwicklungsgeschichte erheblich gestiegenen Anforderungen an den Bewegungsumfang der Arme mit der Möglichkeit zur Überkopftätigkeit, weist das Schultergelenk ein kompliziertes Gefüge aus inneren und äußeren Schultermuskeln auf, welches insbesondere bei der Passage der Sehnen durch knöcherne Führungskanäle, sog. Engpasssyndrome entwickelt. Verstärkend kommen hier dann im Akutfall Reiz- und Entzündungszustände an einer Vielzahl von Schleimbeuteln zum Tragen.

Wann wird die Schulter krank?

Man kann sicher orthopädische Krankheitsbilder wie die Tendinosis calcarea (Kalkschulter) oder die Rotatorenmanschettenruptur (einer oder mehrerer Sehnen der inneren Schultermuskeln) oder letztendlich die Omarthrose (Schultergelenksarthrose) als schicksalshaft gegeben hinnehmen. Es ist aber auch möglich, manche dieser Krankheitsbilder und der damit verbundenen Beschwerden als die Auswirkungen eines Jahres bis Jahrzehnte bestehenden Ungleichgewichts der kräftigeren äußeren und auf engem Raum zusammenliegenden inneren Schultermuskeln zu überstehen. Verstärkt werden kann diese Beschwerdesymptomatik durch zusätzliche muskulär und neural vermittelte Störeinflüsse der Halswirbelsäule.

Was schmerzt am Schultergelenk?

Letztendlich führt eine Schleimbeutelreizung, sei es durch Überlastung im Rahmen eines Engpasssyndroms, sei es durch plötzlichen Austritt eines überlastungsbedingt im Laufe von Jahren angesammelten Kalkdepots innerhalb einer dieser innenliegenden Sehnen, zu teils heftigen akuten Beschwerden. Weiterhin ist das Schultergelenk gegenüber einer Kapselschrumpfung (sog. Frozen-Shoulder) bei chronischen Verläufen erheblich anfällig.

Was tun bei Schulterschmerzen?

Im Akutstadium erfolgt ggf. eine kurzfristige Ruhigstellung in Funktionsstellung, neben der Gabe von Medikamenten ist insbesondere die Wahl der richtigen physikalischen Maßnahmen ausschlaggebend. Im Weiteren erfolgt dann ein stadiengerechtes Übungsprogramm mit sukzessiver Wiederherstellung der Balance der einzelnen Muskelgruppen. Manchmal ist die operative Wiederherstellung der Sehne angezeigt, es gibt Möglichkeiten zur Ausräumung des Kalkdepots und zur Erweiterung der oben schon erwähnten knöchernen Engpässe. Im Falle einer fortgeschrittenen Verschleiß-erkrankung nehmen künstliche Gelenke nunmehr ihren festen Platz bei den therapeutischen Möglichkeiten ein. Häufig bedarf jedoch jeder operative Eingriff einer längeren Nachbehandlung bis zur angestrebten Beschwerdefreiheit. Dies sind dann oft, neben dem gesamten Spektrum der physikalischen Therapie und Übungsbehandlung, eine manualmedizinische Behandlung, bzw. im Einzelfall auch Akupunktur.

Was kann ich tun, um Schulterbeschwerden vorsorglich zu vermeiden?

Prinzipiell ist das regelmäßige Ausschöpfen des vollen Bewegungsumfanges zu empfehlen, dies geschieht idealerweise beim Crawl- und Rückenschwimmen. Hierbei ergibt sich zu dem ein kräftigendender Einfluss auf die Muskulatur der Halswirbelsäule. Als schädlich wurden jahrelang wiederholte gleichförmige Belastungen der Schultergelenke und Überkopfarbeiten erkannt, neben deren Vermeidung die vorbeugende Behandlung der Balancestörung aus funktioneller Sicht langfristig sinnvoll ist.


Von Jessica Mohr
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