Veröffentlicht am 21.04.2023 11:35
Veröffentlicht am 21.04.2023 11:35

Was passieren muss, damit Mladen Drijencic Trainer bleibt

Mladen Drijencic, Head Coach von Medi Bayreuth. (Foto: Thorsten Ochs)
Mladen Drijencic, Head Coach von Medi Bayreuth. (Foto: Thorsten Ochs)
Mladen Drijencic, Head Coach von Medi Bayreuth. (Foto: Thorsten Ochs)
Mladen Drijencic, Head Coach von Medi Bayreuth. (Foto: Thorsten Ochs)
Mladen Drijencic, Head Coach von Medi Bayreuth. (Foto: Thorsten Ochs)

BAYREUTH. Medi Bayreuth steuert Richtung Abstieg. Das Tabellenschlusslicht müsste alle fünf ausstehenden Spiele gewinnen, um Braunschweig auf Tabellenplatz 16 noch abfangen zu können – wenn die Basketball Löwen alle verbleibenden Spiele verlieren sollten. Den direkten Vergleich gegen Braunschweig hat Medi verloren.

Siegt Braunschweig am Samstagabend in Göttingen oder verliert Medi am Sonntag bei den FRAPORT Skyliners in Frankfurt, ist der Abstieg besiegelt.

Mladen Drijencic stemmt sich seit seiner Verpflichtung als Head Coach von medi Bayreuth im Februar gegen den Abstieg in die ProA. Nach guten Leistungen und zwei Siegen von medi erfolgte der Einbruch. Was das mit dem Coach und dem Basketball-Standort Bayreuth macht, und wovon eine mögliche Vertragsverlängerung als Head Coach abhängig macht, hat Drijencic im Gespräch mit der Sonntagszeitung erklärt.

Herr Drijencic, gegen Chemnitz sah das in der ersten Halbzeit eigentlich ganz gut aus, oder?

Mladen Drijencic: Wir haben in der ersten Halbzeit Vieles richtiggemacht. Im dritten Viertel gab es einen Leistungsabfall, aber wir waren noch konkurrenzfähig. Dazu kamen ein paar fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen. Im Schlussviertel haben wir die guten Dinge aus der ersten Hälfte leider viel zu oft vermissen lassen.

https://www.youtube.com/watch?v=0yWiMjkD1g0

Zu Medi Bayreuth: Lies hier, wie Einpeitscher Munch als „lautester Fan der Liga” unter der sportlichen Krise leidet.

Qualität und Möglichkeiten bei Medi Bayreuth berücksichtigen

Kann man mit diesen Eigenschaften überhaut sportlich bestehen? Unabhängig von einer Liga?

Mladen Drijencic: Das muss man relativ sehen. Die Chemnitzer Mannschaft wurde zusammengestellt, um die Champions-League-Plätze ins Visier zu nehmen. Da gibt es eine andere Qualität als bei uns in der Mannschaft. Die Qualität und die daraus resultierenden Möglichkeiten muss man realistisch betrachten.

Nach starken Spielen gegen Würzburg, Bayern oder Oldenburg ging die Form scheinbar über Nacht in den Keller. Das Bonn-Spiel war der negative Höhepunkt. Wie erklären Sie sich das?

Mladen Drijencic: Jedes Spiel ist eine neue Herausforderung. Vor den Siegen gegen Oldenburg und Weißenfels hatten wir mindestens eine Woche Zeit zu trainieren. Bei vielen Spielen danach hatten wir eine kürzere Vorbereitungszeit. Meine junge Mannschaft tut sich aber schwer, Automatismen in kürzerer Zeit zu verinnerlichen als Teams mit mehr Routine.

Hat sich ihr Team mit dem Abstieg bereits abgefunden?

Mladen Drijencic: Seit ich hier bin, versuche ich, den Jungs Vertrauen zu vermitteln. Manche Spieler sind leider viel mit sich selbst und der Möglichkeit des Misserfolgs beschäftigt. Ich erwarte, dass die Spieler sich in jedem Spiel reinhängen und nichts abschenken. Ich erwarte, dass die Jungs in jedem Spiel fighten.

Medi-Coach Mladen Drijencic: Junge Spieler dem Druck nicht gewachsen

Müsste Bastian Doreth als Kapitän stärker gegensteuern?

Mladen Drijencic: Die fünf Spieler auf dem Feld müssen miteinander harmonieren. Basti gibt sein Bestes, den anderen zu helfen. Aktuell ist bei uns viel psychisch bedingt. Aber auch ein Basti Doreth kann nicht in die Köpfe seiner Mitspieler hineinschauen.

Nach Meinung der meisten Fans sind Sie der einzige, der auf dem Parkett vollen Einsatz gibt. Was sagt das über die Mannschaft aus?

Mladen Drijencic: Das ist schwer zu sagen. Nach einem Trainerwechsel stehen Spieler meistens mehr im Fokus, weil ihnen ein mögliches Alibi genommen wird. Praktisch die ganze Saison steht die Mannschaft im Tabellenkeller, das erhöht den Druck. Manche junge Spieler sind diesem Druck nicht gewachsen gewesen. Das ist ein Problem, aber letztendlich ist das menschlich.

Ein Bonner Fan attestierte Medi Bayreuth am letzten Wochenende via Facebook, der schlechteste Gegner der vergangenen fünf Jahre in Bonn gewesen zu sein. Wie argumentieren Sie dagegen?

Mladen Drijencic: Ich kann nicht sagen, auf welcher Basis er das beurteilt hat. Was mir gegen Bonn gefehlt hat, war ein anständiges Scoring. Wir haben zwei von zehn Freiwürfen getroffen, das klappt wahrscheinlich in der U14 besser. Bei den Dreiern war es leider auch kaum besser.

Mladen Drijencic: Vertragsverlängerung in Bayreuth nicht ausgeschlossen

Werden Sie auch in der kommenden Saison medi Bayreuth trainieren?

Mladen Drijencic: Wir haben am 7. Mai unser letztes Saisonspiel bei Brose Bamberg. Danach bis zum 15. Mai werde ich mit den Verantwortlichen die Zeit evaluieren. Was war gut? Was nicht? So wurde es im Februar vereinbart.

Sie schließen ein weiteres Engagement in Bayreuth also nicht aus, wenn der Weg in die ProA führen sollte?

Mladen Drijencic: Ich schließe gar nichts aus. Auch keine weitere Trainiertätigkeit in Bayreuth. Bayreuth ist eine schöne Stadt mit einem Basketballclub mit viel Tradition.Ich habe mich geehrt gefühlt, als man mich im Februar kontaktierte. Ich freue mich, hier arbeiten zu können. Perspektive und Rahmenbedingungen müssten stimmen – unabhängig von der Liga. Und ich bespreche jede Entscheidung mit meiner Familie sowie mit meinem Agenten.

Seit Donnerstag bei Medi Bayreuth bekannt: 18 Gesellschafter folgen auf Carl Steiner.

Fährt der Zug für den Klassenerhalt dieses Wochenende endgültig ab?

Mladen Drijencic: So lange rechnerisch alles möglich ist, müssen wir hoffen, vielleicht sogar träumen. Auch, wenn ein Klassenerhalt unwahrscheinlich ist. Ich bin Profi und will nach Saisonende guten Gewissens behaupten können, alles versucht zu haben. Ich hoffe, dass dieses Wochenende noch keine Entscheidung fällt.

Worum geht es jetzt noch in den letzten fünf Spielen?

Mladen Drijencic: Wir wollen und müssen in Frankfurt gewinnen. Das ist trotz unserer Auswärtsstatistik nicht unmöglich. Die Vorbereitung ist wieder kurz, was dem Team gar nicht schmeckt. Sollten wir dennoch verlieren und absteigen, wollen wir die Saison mit Anstand und Würde zu Ende bringen. Das wären wir unseren Fans schuldig.

Auch interessant: Die Rollstuhlbasketballer des RSV Bayreuth sind Vizemeister der 2. Bundesliga geworden.


Von Jürgen Lenkeit
north