Was dabei für die Tigers spricht ist das eigene Restprogramm: In den finalen drei Spielen geht es zu (ebenfalls formstarken) Landshutern, zu seit Wochen schwächelnden Kaufbeurern und zum Abschluß empfangen die Bayreuther Crimmitschau auf eigenem Eis. „Wir können nur beeinflußen, was wir selbst machen”, so Trainer Petri Kujala nach dem Sieg, „was die anderen machen, darauf haben wir keinen Einfluß.” Und der so kühl wirkende Deutsch-Finne zeigte sich mächtig Stolz auf seine Truppe. „Wir wussten, dass wir gegen Kassel nur bestehen können, wenn wir unser bestes Spiel bringen”, so der 49-Jährige, „und das hat die Mannschaft gemacht.” Gegen bekanntermaßen immer wieder früh forecheckende Hessen besannen sich die Tigers auf die sich aus Breaksituationen ergebenden Möglichkeiten. Und das recht schnell erfolgreich. In Unterzahl, Ivan Kolozvary saß schnell auf der Strafbank, war es Sebastian Busch, der nach einem Scheibenverlust der Gäste blitzschnell reagierte und die Führung markierte - gleichzeitig das erste (!) Unterzahltor, dass die Schlittenhunde in dieser Saison kassierte. Järveläinen kontert den Ausgleich Die Hausherren passten sich dem Spiel der Gäste nahtlos an - es war ein Hochgenuß, den beiden Teams auf dem Eis zuzusehen. Schnörkellos, schnell, mit einer gesunden Portion gut gefahrener Checks und immer wieder stark herausgespielten Torchancen überzeugten beide Farben die fast 1900 Zuschauer. Pech für die Tigers, dass Sebastian Busch - noch immer in Unterzahl - den zweiten Treffer verpasste. Und so ging es munter hin und her. Der Ausgleich: Eine Augenweide. Nach einem gewonnenen Bully im Angriffsdrittel wuchtete Stephan Tramm das Spielgerät von der blauen Linie humorlos in die Gambel. Beeindrucken ließen sich die Gastgeber davon nicht. Im Gegenteil. In der ersten Überzahlsituation präsentierte sich der bärenstarke Ville Järveläinen hellwach und staubte nach Tomas Schmidts Schuss von der blauen Linie ab zur neuerlichen Führung. Jubeln durfte am Ende des Drittels aber nicht Bayreuths Coach Petri Kujala, sondern sein Gegenüber Tim Kehler. Er, der vor mittlerweile 26 Jahren für eine Saison das Jersey des ESV Bayreuth überzog - übrigens seine einzige Auslandsstation als Spieler - durfte noch zweimal grinsen. Erst war es in Überzahl Justin Kirsch, der sich nach einem Videobeweis feiern lassen durfte, dann war es Mario Scalzo, der den Puck zwischen dem Pfosten und Timo Herdens Schoner zur Kasseler Führung einsandte. „Bayreuth war nach dem ersten Drittel die bessere Mannschaft”, erkannte Kehler neidlos und anerkennend an. Einzig das Ergebnis passte aus Tigers-Sicht (noch) nicht. Auch ein Verdienst von Huskies-Goalie Gerald Kuhn, der eine überragende Performance aufs Eis legte. Sein Pendant Timo Herden ließ sich aber da nicht lumpen. In einem auf höchstem DEL 2-Niveau geführten Duell avancierte die beiden Torsteher zu den überragenden Akteuren der weiteren Drittel. Kolozvary mit dem Ausgleich Es war ein Nervenspiel für Zuschauer und Akteure. Zack, zack, zack ging es hin und ging es her. Sehenswerte Angriffe wechselten sich beiderseits ab. Und auch die Schiedsrichter rückten in den Fokus. Immer wieder haderten die Zuschauer mit den Entscheidungen. Doch muss man konstatieren: Die Linie der Unparteiischen war im Endeffekt eine relativ klare - wenn auch gewöhnungsbedürftige. So durften grenzwertige Checks an der Bande als auch Open Ice gefahren werden, ohne, dass die eigentlich zu erwartenden Strafen folgten. Die Spieler selbst stellten sich darauf gut ein, was eine unheimlich intensiv, aber immer fair geführte Auseinandersetzung nach sich zog. Eine, am der am Ende die Gastgeber den sechsten Heimsieg in Folge bejubeln durften. In der 48. Minute war es Ivan Kolozvary, der den Ausgleich markierte - und mit einem verschobenen eigenen Tor den möglichen Kasseler Siegtreffer verhinderte. Die Referees sahen sich die Szene nach einem durch die Luft fliegenden Puck minutenlang an und kamen zu dem Schluss, dass das Gehäuse schon vor dem Überschreiben des Pucks hinter die Torlinie verschoben war. Glück für die Tigers: Weder das Tor zählte, noch musste Kolozvary auf die Strafbank. Und nachdem in einem temporeich geführten 3 gegen 3 in der Verlängerung keines der beiden Teams traf, durften die Zuschauer auch noch ein Penaltyschießen genießen. Timo Herden mit vier Paraden und Martin Davidek, der den finalen Versuch versenkte, sorgten für grenzenlosen Jubel im Tigerkäfig. Da störten auch die anderen Ergebnisse nicht mehr. Die kann man schließlich nicht beeinflußen. Das eigene schon. Und da stellte Kujala - auch als Lob an den Gegner zu verstehen - fest: „Das war ein sehr schönes Spiel zum anschauen. Sehr intensiv. Wir hätten ab dem zweiten Drittel sogar die drei Punkte verdient. Aber wir nehmen auch gerne die zwei. Ich bin heute richtig stolz auf die Mannschaft.” Andi Bär