Kopfschmerzen. Beinahe jeder Zweite kämpft regelmäßig gegen das Hämmern, Drücken oder Stechen im Kopf an. „Die Medizin unterscheidet rund 300 verschiedene Varianten“, sagt Prof. Dr. Patrick Oschmann, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Klinikum Bayreuth GmbH. Und diese können unter Umständen so starke Schmerzen hervorrufen, dass sie die Lebensqualität der Patienten enorm einschränken. Dann sollte man handeln, rät der Neurologe. Muss man bei Kopfschmerzen gleich zum Arzt gehen? Prof. Oschmann: Wer so denkt, gehört vermutlich zu den Glücklichen, die noch nie oder nur vereinzelt Kopfschmerzen hatten. Unter den neurologischen Erkrankungen verursacht Migräne nach dem Schlaganfall die meisten Krankheitstage im Laufe eines Berufslebens. Die Beschwerden sind also nicht banal. Und man kann unter Umständen etwas dagegen tun. Daher: Man sollte auf jeden Fall einen Mediziner um Rat fragen, wenn die Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen. Wie kann der Arzt helfen? Prof. Oschmann: Zunächst einmal kann er herausfinden, wo die Ursachen liegen und um welche Art Schmerz es sich handelt. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber vor allem, wenn die Kopfschmerzen plötzlich auftreten, über eine lange Zeit anhalten oder sich mit herkömmlichen Schmerzmitteln nicht in den Griff bekommen lassen, könnte eine schwerwiegende Erkrankung wie eine Hirnhautentzündung oder gar ein Tumor die Ursache sein. Aber auch, wenn es sich um einen primären Kopfschmerz handelt, also keine andere Grunderkrankung vorliegt, lohnt sich eine Abklärung. Denn: bei einer Migräne kann man beispielsweise unter Umständen auch vorbeugend tätig werden. Die meisten Kopfschmerzen lassen sich mit Schmerzmitteln aber doch in den Griff bekommen? Prof. Oschmann: Das stimmt. Aber auch hier lauert ein großes Risiko. Wer häufig Schmerzmittel einnimmt, läuft Gefahr, einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz hervorzurufen. Und dann wird es mit der Therapie schwierig. Ist der Punkt erst einmal erreicht, hilft nur Abstinenz und Schmerzen aushalten. Für viele ein Horrorszenario. Wie kann ich das vermeiden? Prof. Oschmann: Grundsätzlich rate ich jedem, der ohne Medikamente nicht auskommt, mit einem Arzt über Thera-piemöglichkeiten zu sprechen. Für Migränepatienten bieten wir beispielsweise gerade im Rahmen einer Studie an, ein Medikament zu testen, das die Anfälle hinsichtlich Dauer, Intensität und Häufigkeit reduziert. Das Medikament Erenumab ist bereits zugelassen, die Wirksamkeit belegt. Geklärt werden soll, ob es besser wirkt als bisherige Medikamente und dabei weniger Nebenwirkungen verursacht. Wer kann an der Studie teilnehmen? Prof. Oschmann: Grundsätzlich eignet sich das Medikament nur für Migränepatienten. Ist eine Migräne diagnostiziert, der Patient zwischen 18 und 65 Jahre alt und an vier bis 14 Tagen im Monat von Migräne betroffen, hat er gute Chancen, zugelassen zu werden. Eine wesentliche Grundvoraussetzung ist außerdem, dass er noch nicht vorbeugend mit dem Medikament Topiramat behandelt wurde. Da dieses gegen das neue Erenumab getestet werden soll. Der Patienten erhält also im Rahmen der Studie in jedem Fall eine Therapie mit einem der beiden Medikamente. Ein Placebo kommt nicht zum Einsatz. An wen kann ich mich wenden, wenn ich gerne an der Studie teilnehmen würde? Prof. Oschmann: Am besten direkt an unsere Studienzentrale. Hier beantwortet Frau Stöhr gerne Fragen und klärt Zulassungsvoraussetzungen ab. In meinem Vortrag werde ich die Studie ebenfalls vorstellen. Denn auch Patienten, die glauben unter Migräne zu leiden, dies aber bisher nicht haben abklären lassen, können sich melden. In diesem Fall ist im Vorfeld eine ausführliche Diagnostik notwendig, um herauszufinden, ob es sich bei den Schmerztagen auch tatsächlich um Migräne handelt. Das hört sich bei 300 verschiedenen Varianten aber an wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen? Prof. Oschmann: Zugegeben, leicht ist es nicht. Vor allem, weil Kopfschmerzpatienten meist nicht nur unter einer Variante leiden. Häufig ist beispielsweise die Kombination aus Spannungskopfschmerzen und Migräne. Dann wäre ausschlaggebend, ob die Migräne der vorrangige Schmerz ist und in der entsprechenden Häufigkeit auftritt. Hilfreich ist es, wenn Patienten dokumentieren, wann die Schmerzen auftreten und wie sie sich anfühlen. Das liefert uns Medizinern gute Anhaltspunkte.