Veröffentlicht am 07.04.2020 08:00
Veröffentlicht am 07.04.2020 08:00

SpVgg Bayreuth - Rozgonyi lobt Solidarität im Verein: „Das ist außergewöhnlich”

Marcel Rozgonyi, der Sportlichen und Technischen Direktorder der Alstadt. (Foto: SpVgg Bayreuth)
Marcel Rozgonyi, der Sportlichen und Technischen Direktorder der Alstadt. (Foto: SpVgg Bayreuth)
Marcel Rozgonyi, der Sportlichen und Technischen Direktorder der Alstadt. (Foto: SpVgg Bayreuth)
Marcel Rozgonyi, der Sportlichen und Technischen Direktorder der Alstadt. (Foto: SpVgg Bayreuth)
Marcel Rozgonyi, der Sportlichen und Technischen Direktorder der Alstadt. (Foto: SpVgg Bayreuth)

BAYREUTH. Aktuell erleben alle eine schwierige Zeit, auch die Sportvereine, die auf den Großteil der Einnahmen verzichten müssen. Wir haben uns einmal mit Marcel Rozgonyi, dem Sportlichen und Technischen Direktorder der Alstadt, unterhalten - und offene Einblicke in die aktuelle Situation erhalten.

Hallo Marcel. Wie sieht es aktuell bei der SpVgg Bayreuth aus, ruht alles? Die Welt ist entschleunigt und der Fußball momentan nur eine Randerscheinung. Der aktive Teil der Spielvereinigung ist zu Hause und trainiert individuell auf freiwilliger Basis. Gerade für die Trainer ist es eine Herausforderung, eine Mannschaft zu trainieren, die physisch gar nicht da. Und dabei geht es nicht nur um die Fitness. Wir müssen in dieser Phase vor allem Inhalte vermitteln, um die Mannschaften, wenn es mal soweit ist, schnell wieder spielfähig zu bekommen. Hier wird mit viel Kreativität und großer Verantwortung gearbeitet. Das ist sehr bemerkenswert, was die Spieler und jeweiligen Trainerteams leisten! Wir in der Organisation ruhen auch nicht, im Gegenteil. Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb, deshalb beschäftigen wir uns genauso mit den Themen, mit denen aktuell auch andere Unternehmen zu kämpfen haben. Mein persönlicher Alltag wird gerade davon bestimmt, in jegliche Richtung Anträge zu stellen. Außerdem bereiten wir die Saison 2021/21 vor - mit all den Themen, die davon berührt werden.

Wie glaubst du, geht es weiter? Kann die Saison in deinen Augen zu Ende gespielt werden? Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, diese Entscheidung trifft der Verband. Ich möchte an der Stelle ausdrücklich betonen, dass der BFV, um Präsident Herrn Rainer Koch, hervorragende Arbeit leistet und sehr engagiert Tag für Tag damit beschäftigt ist, wie Lösungen erarbeitet werden können. Vieles hängt aber natürlich davon ab, wie die staatlichen Vorgaben im Umgang mit dieser Krise aussehen. Aktuell ist der Spielbetrieb ausgesetzt, womit wir am wenigsten leben können. Wir dürfen bei all dem nicht vergessen, dass es hier um Menschen geht, die für sich und ihre Familien Planungssicherheit brauchen. Ich persönlich glaube nicht, dass die Saison bis zum 30. Juni beendet werden kann. Haftungsrechtliche Themen müssen in dieser Entscheidung Berücksichtigung finden, sowohl die des Verbandes, aber vor allem die der Vereine.

Was bedeutet das aktuell finanziell? Uns geht es da nicht anders als in vielen anderen Wirtschaftszweigen: Faktisch haben wir bis auf Weiteres ein Berufsverbot. Und wer nicht arbeiten darf, kann auch kein Geld verdienen. Uns fehlen, genauso wie anderen Unternehmen die laufenden Einnahmen, doch in unserem Fall ist das Schlimme, dass wir als Verein oder Spielbetriebs-GmbH von allen Programmen der Überbrückung fehlender Liquidität abgeschnitten oder ausgeschlossen sind. Denn der Verein ist nicht gewinnorientiert und die GmbH trägt zwar alle Belastungen, ist aufgrund der Gesellschafterstruktur und der 50+1-Regel aber nicht förderfähig. Auch der erleichterte Zugang zu solchen Programmen trifft schlichtweg nicht zu, das musste ich leider in unzähligen Telefonaten mit den zuständigen Stellen der KfW, LfA und unserer Hausbank erfahren. Im Ergebnis kann ich sagen, dass der Staat, bis auf das Programm der Soforthilfe, alle Vereine und Spielbetrieb-GmbHs schlichtweg im Regen stehen lässt und keinerlei Ideen entwickelt, wie hier finanzielle Hilfe geleistet werden kann. Steuerstundungen sind keine wirklichen Hilfen, denn diese verlagern das Problem nur nach hinten, die Beträge schlagen dann ja im Herbst zu buche. Wir als Sportverein nehmen eine tragende Rolle in der Gesellschaft ein und werden in der Zeit der Krise nicht berücksichtigt. Ich glaube, dass ich hier für alle Vereine spreche!

Ist es auch bei der Altstadt ein Thema, dass Spieler und Trainer auf Teile des Gehalts verzichten? Ich bin froh, an der Stelle sagen zu können, dass wir eine Mannschaft haben, die den Ernst der Lage erkannt und uns die volle Unterstützung zugesichert hat. Das ist außergewöhnlich und absolut nicht selbstverständlich. Viele der Spieler verzichten freiwillig auf große Teile ihrer Gehälter und nehmen erhebliche Einbußen hin. Im Funktionsteam verzichtet man sogar auf das gesamte Einkommen. Das ist bemerkenswert. Ohne diese außergewöhnliche Solidarität unserer Spieler und Verantwortlichen hätten wir sicher noch größere Probleme als ohnehin schon. Wie sieht es aktuell mit Spielergesprächen für die kommende Saison aus? Hier ruht nichts, wir sind auf dem Gebiet sehr aktiv und langsam bekommt der Kader für die kommende Saison ein Gesicht. Die Mannschaft ist bei uns ein sehr, sehr wichtiges Thema, denn hier können und werden wir nicht nachlassen. Gerade in Zeiten der Krise ist es umso wichtiger, frühzeitig Planungssicherheit für die kommende Spielzeit zu haben - sowohl für die Sportler als auch für den Verein. Wir wollen uns stetig weiterentwickeln und versuchen, wieder einen Schritt besser zu werden als in der aktuellen Saison. Das bedeutet für den Trainer und mich, die Spieler zu finden und zu halten, die den nächsten Entwicklungsschritt ermöglichen. Hier befinden wir uns auf einem guten Weg. Abschließend: Was ist jetzt in dieser Situation als Verein wichtig? Wichtig ist zunächst, dass wir die Entscheidungen der Staatsregierung akzeptieren und die Krise überstehen. Eines ist klar: Jede Entscheidung, die Leben rettet, ist eine gute Entscheidung. Der Fußball muss sich da erst einmal hinten anstellen. Für uns wird wichtig werden, solidarisch zu sein. Wir müssen ein Gefühl der Geschlossenheit entwickeln und den Verein vorbereiten. In Zeiten wie diesen zeigt sich, wer du wirklich bist, ob du verlässlich bist oder nicht. Denn eines ist sicher: Wir werden wieder Fußball spielen. Interview: Mirko Strässer


Von Jessica Mohr
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