BAYREUTH . Siege gegen Lokalrivalen schmecken besonders gut. Das gilt auch bei der SpVgg Bayreuth, wenngleich diese in der Regionalliga rar gesät sind. Einzig der FC Schweinfurt 05 erfüllt diese Rolle noch am Rande. Umso besser, wenn man gegen einen der ältesten Rivalen in näherer Umgebung in der Vorbereitung testen kann. Und noch schöner, wenn man den zwei Klassen höher und ambitioniert kickenden 1. FC Nürnberg am Ende hochverdient mit 2:1 schlägt. Bei aller (berechtigter) Euphorie in Fankreisen, bei allen (berechtigterweise) anerkennend Lob zollender Club-Funktionäre und -anhänger und bei allem, was in diesem Testspiel für die Altstädter schon gut lief. Erfolgstrainer Timo Rost, selbst einst für den ruhmreichen Nachbarn als Mittelfeldmann aktiv, war ausdrücklich bemüht darum, den Ball betont flach zu halten. „Die Jungs haben heute sehr viel richtig gemacht”, so der 40-jährige nach dem Überraschungscoup, „aber es gibt auch noch viel, was wir in den nächsten Wochen besser machen müssen.” In nicht einmal zwei Wochen geht es für die Gelb-Schwarzen darum, in einem Auftaktspiel der Regionalliga Bayern gegen so etwas ähnlichen wie einen Lokalrivalen zu bestehen. Zumindest gefühlt ist der SV Viktoria Aschaffenburg der zweite Verein neben Schweinfurt 05, der diese Rolle am ehesten inne hat. Zwar kickte man bis vor kurzem gefühlten Urzeiten nicht mehr gegen die Randunterfranken, aber immerhin hat man gemeinsame Zeiten in der zweiten Bundesliga durcherlebt. In dieser zweiten Liga kickt inzwischen auch der 1. FC Nürnberg unter seinem neuen Trainer Damian Canadi nach dem Abstieg aus der Belle Etage des Fußballs. Und der Club wäre nicht der Club, hätte man in der Norisstadt nicht gewisse Ambitionen. Davon war in Bayreuth nur wenig zu sehen.
Die eingespielte Bayreuther Truppe, mit Außenverteidiger Philip Messingschlager spielte nur ein Neuzugang von Beginn an, hatte die Partie über weite Strecken sogar in Griff, verdiente sich den Sieg redlich. Schon vor dem Führungstreffer durch Chris Wolf, der einen von Anton Makarenko nach Klandts Parade fein in den Rückraum gespielten Flankenball mit der Innenseite über die Linie drückte, hätten die Bayreuther treffen können. Auf der Gegenseite ließ die durchaus so erwartete Antwort des Bundesligaabsteigers nicht lange auf sich warten und Knöll traf nur eine Zeigerumdrehung später zum Ausgleich. Die Spielkontrolle behielten die Altstädter aber weiterhin und blieben in einem wahren Glutofen auch gegen eine runderneuerte (acht Wechsel) Club-Mannschaft nach dem Pausentee die überlegene Mannschaft. „Wichtig ist jetzt, nicht durchzudrehen und konzentriert weiterzuarbeiten und den Ball flachzuhalten”, so Timo Rost. Der durfte mit seinem Trainergespann noch einmal jubeln. Einen Eckball auf den kurzen Pfosten leitete Manndecker Tobias Weber weiter auf Sven Kopp, der das Spielgerät irgendwie ins Gehäuse stocherte. An der Seite von Neuzugang Kodjovi „Nono” Koussou durfte Kopp in der zweiten Halbzeit mitmischen. Mit der Verpflichtung Koussous ist nur noch ein Kaderplatz vakant. Ein Stürmer wird noch gesucht. „Wir suchen einen, der die Kiste trifft und Tore macht”, umreißt der Trainer das Anforderungsprofil. Gut möglich, dass der schon da ist: Martin Holek. Der ehemalige Hofer Knipser spielte in der vergangenen Woche vor, durfte gegen den Club am Ende einige Minuten mitwirken und wurde am gestrigen Tag in Neudrossenfeld einem 90-minütigen Belastungstest unterzogen. Wie die Stimmung in Bayreuth sein kann, spielt man erfolgreichen Fußball, das deutete sich gegen den Rekordabsteiger aus der Bundesliga an. „Wir wollten das Spiel natürlich gewinnen”, so der höchst symphatische FCN-Chefanleiter Damian Canadi, „aber der Gegner hat viel dafür getan, dass er es gewinnt. Da kann ich nur gratulieren.” Bayreuth: Skowronek - Messingschlager (84. Held), Schwarz (46. Kopp), Weber, Golla - Wolf, Kracun (70. Weimar) - Makarenko (70. Piller), Knezevic (84. Sulmer), Schiller (46. Koussou) - Fenninger (88. Holek). FCN: Klandt, Valentini (46. Goden), Mühl (46. Margreitter), Jäger (46. Kraulich), Sorg (46. Behrens), Petrak (46. Erras), Fuchs (77. Lohkemper), Nürnberger (77. Jäger), Kerk (46. Rhein), Knöll (46. Palacios), Lohkemper (46. Misidjan). Schiedsrichter : Hanslbauer (Altenerding); Zuschauer : 3521. Tore : 1:0 Wolf (32.), 1:1 Knöll (33.), 2:1 Kopp (72.). Gelbe Karten : Golla, Kopp (beide SpVgg). Text und Fotos: Andi Bär