Veröffentlicht am 12.03.2024 18:30
Veröffentlicht am 12.03.2024 18:30

Sportzentrum Bayreuth hinüber: Wie es jetzt weitergeht

Das Sportzentrum Bayreuth: Weitere Schäden sollen verhindert werden. (Foto: Lenkeit)
Das Sportzentrum Bayreuth: Weitere Schäden sollen verhindert werden. (Foto: Lenkeit)
Das Sportzentrum Bayreuth: Weitere Schäden sollen verhindert werden. (Foto: Lenkeit)
Das Sportzentrum Bayreuth: Weitere Schäden sollen verhindert werden. (Foto: Lenkeit)
Das Sportzentrum Bayreuth: Weitere Schäden sollen verhindert werden. (Foto: Lenkeit)

Am und im Sportzentrum muss etwas gemacht werden. Zu gravierend sind bauliche Mängel, um es bei einem „Weiter so“ zu belassen. Noch dieses Jahr sollen über 400.000 Euro bereitgestellt werden, insgesamt dürfte es deutlich mehr werden. Den Mitgliedern des Bauausschusses des Bayreuther Stadtrats wurde am Dienstag (12. März 2024) eine Machbarkeitsstudie zur Generalsanierung kredenzt. Die Stadt Bayreuth informierte vor wenigen Tagen über den alarmierenden Zustand.

An der von der Verwaltung vorgeschlagenen Variante haben die Räte schwer zu schlucken. Die würde fast 19 Millionen Euro schwer werden. Andere Optionen lassen noch Schlimmeres erahnen. Ein Wort fällt immer wieder: „Neubau“.

Sportzentrum Bayreuth muss saniert werden

Dass in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals an die Oberfrankenhalle gedacht werde, wenn vom Sportzentrum gesprochen wird, klagt Sportamtsleiter Christian Möckel im Vorfeld der Bauausschuss-Sitzung. Es dürfte noch das geringste Problem sein, wenn man die Fakten der Machbarkeitsstudie betrachtet. Fakt ist: „Das Sportzentrum mit Vierfachturnhalle und zugehörigen Nebenräumen steht im engen baulichen Zusammenhang mit der Oberfrankenhalle.“ So beschreibt es die Technische Angestellte Kristin Schick-Flachowsky für die abwesende Baureferentin Urte Kelm.


Das Büro G.I.A. Planung aus Bayreuth erhielt als wenigstnehmender Bieter den Zuschlag. Wichtig für Sport-Bayreuth: Während einer notwendigen Sanierung soll der Betrieb in der Oberfrankenhalle aufrechterhalten werden – und zwar in allen drei vorgestellten Varianten. Variante 1 sieht die Schließung des gesamten Sportzentrums während der Umbauarbeiten vor. Die Kosten werden von der Verwaltung auf fast 18,9 Millionen Euro geschätzt. Es ist auch die Variante, die dem Ausschuss empfohlen wird. Die Bauzeit sei mit zwei Jahren verhältnismäßig kurz, die Kostensicherheit groß.

Sanierung des Sportzentrums wohl nicht unter 19 Millionen Euro

Das schaut bei den anderen vorgestellten Varianten anders aus. Variante 2 dauert schon fünf Jahre. Auch wenn der Betrieb im Spoz während der drei Bauabschnitte gewährleistet werden könne – es wären schon über 23 Millionen Euro, die man berappen müsste. Von der 34 Millionen schweren Variante 3 ganz zu schweigen. Sieben Jahre Bauzeit, sechs Bauabschnitte und wenigstens ein eingeschränkter Betrieb des Sportzentrums

Bei den Varianten 2 und 3 müsste zudem der Pausenhof des WWG für stapelbare Umkleidecontainer, Duschen und WCs herhalten. Im weiteren Verlauf der Sitzung soll Schick-Flachowsky über das Sportzentrum noch von einer „Zeitbombe“ sprechen.

Brandschutz, Dach und Elektroleitungen bereits 2024

Das Allernötigste soll bereits in diesem Jahr noch erfolgen. Brandschutz ist so ein Thema, ebenso das undichte Dach und nicht ordnungsgemäß verlegte Stromleitungen. Schadensbegrenzung, wenn man so will. Einen „nicht aufschiebbaren Handlungsbedarf“ habe man bei der Stadt diagnostiziert. Entsprechende Finanzmittel sind im eben verabschiedeten Haushalt 2024 bereits angemeldet. Es gehe laut Oberbürgermeister Thomas Ebersberger darum, Zeit zu gewinnen für die endgültige Bauweise – und solange die Benutzung des Sportzentrums gewährleisten zu können.

Für CSU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Stefan Specht reißt damit die Reihe von Hiobsbotschaften Bayreuther rund um Bayreuther Baustellen nicht ab. „Kompakt und rasch“ müssten Bauarbeiten vonstattengehen.

Warum kein Neubau?

Eine mächtige Krawatte hat SPD-Stadtrat und zweiter Bürgermeister Dr. Andreas Zippel. Der Grund: Bei der Haushaltseinbringung Ende Januar wurde „mit keinem Sterbenswörtchen“, so Zippel, erwähnt, was an Kosten auf Bayreuth offenbar zukomme. Für eine mittelfristige Haushaltsplanung sei so ein Brocken eine Woche nach Verabschiedung des Haushalts „sehr kritikwürdig“. Zudem ermahnte Zippel seine Ratskollegen, dass hinsichtlich Großbauprojekten jeder Stadtrat jüngst den Bayreuther Schulen absolute Priorität zugestanden habe.

Was ebenso Fragen in der Runde aufwirft: Wieso wird von Sanierung in unterschiedlichen Varianten gesprochen, jedoch nicht von einem Neubau? „Ist das geprüft?“ will Zippel wissen. Auch Gert-Dieter Meier (DU) vermisst dieses Planszenario.

Deutlich wird BG-Stadtrat Georg Kämpf: Vereine und Schulen seien betroffen, wenn das Spoz die Grätsche mache. „Jetzt tritt der Super-GAU ein, eine Katastrophe.” Er wirft dem OB vor, es versäumt zu haben, mit Vereinen Gespräche über die strategische Infrastruktur in Bayreuth zu suchen. Das Problem werde nur um zwei Jahre verschoben, nun werde wieder Flickschusterei betrieben. „Das Problem war abzusehen, die Einschläge kommen näher”, sagt er mit Bezug auf das marode Eisstadion nebenan.

Schick-Flachowsky versucht den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Ein Neubau ist nicht möglich, also wurde der auch nicht geprüft. Wegen der engen technischen Verzahnung zur später angebauten Oberfrankenhalle ist ein Neubau auszuschließen.“ Die Technik-Zentrale der Oberfrankenhalle sei im Sportzentrum verbaut. Sie verweist darauf, dass das Sportzentrum von WWG-Schülern zudem als Schulsporthalle genutzt werde.

Sportzentrum und Oberfrankenhalle zusammen abreißen?

Auch JB-Fraktionsvorsitzender Christopher Süss fordert, bitte einen Neubau zu prüfen. Was Süß besonders zu denken gibt: Wenn bauliche Veränderungen, die über die Jahre dazugekommen sind nun den Bestandsschutz gefährden. Er zitiert aus der Sitzungsvorlage der Verwaltung: Das Sportzentrum weise „gravierende Mängel infolge ungenehmigter baulicher Veränderungen” auf. Süss' Reaktion: „Ein starkes Stück”, sagt er bedient.

Dass man für knapp 19 Millionen Euro Sanierungskosten darüber nachdenken müsse, räumt auch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger schließlich ein.

Noch radikaler wird Grünen-Stadtrat Stefan Schlags: „Wer garantiert, dass, bei einem sanierten Sportzentrum nicht später tief in die Bausubstanz der Oberfrankenhalle eingegriffen werden müsse? Warum nicht gleich eine komplett neue Sporthalle bauen, selbst wenn die Spielstätte der Basketballer damit wegbrechen würde. „Nicht unser Problem“, sagt Schlags lapidar. Er verweist auf den Einwurf von Sportamtsleiter Christian Möckel: „Die Stadt Bayreuth stellt ihre Turnhallen 850 Stunden pro Monat den Verein kostenlos zur Verfügung.“ Schlags folgert daraus, dass die Vereine in so einer Extremlage der Stadt entgegenkommen und eigene Ideen für Trainings- und Spielbetrieb entwickeln müsse.

Vor-Ort-Termin im Sportzentrum steht an

Die Technische Angestellte Schick-Flachowsky skizziert den Ist-Zustand des Spoz mit deutlichen Worten: 40 Prozent der Umkleiden seien bereits jetzt nicht mehr nutzbar und auf Rohbauzustand zurückgebaut. Man habe keine Zeit, um „out of the box“ zu denken, so wie Schlags es tue. „Die Lebenserwartung des Sportzentrums ist längst abgelaufen. Das Herz des Bayreuther Sports ist bereits tot.“ Schweigen im Saal. Aber die gelernte Architektin bringt einen Vorschlag ein, der auf Gegenliebe stößt: eine Vor-Ort-Begehung in absehbarer Zeit.

Dieser Vorschlag schafft es sogar in den kurz darauf abgewandelten Verwaltungsvorschlag an den Ausschuss. Darin heißt es erstens: Im Falle einer Sanierung seien die Varianten 2 und 3 auszuschließen. Zweitens soll ein Vor-Ort-Termin für den Ausschuss erfolgen und die Sportvereine in die Überlegungen mit einbezogen werden (welche Vereine konkret das sein werden, bleibt unklar). Und drittens: Die Verwaltung möge die Möglichkeiten eines Neubaus darlegen – um wenigstens an dieser Baustelle der Bedenken Klarheit zu haben. Einstimmig schichte der Bauausschuss den Intensiv-Patienten Sportzentrum an den Gesamt-Stadtrat weiter.


Von Jürgen Lenkeit
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