Veröffentlicht am 23.05.2020 18:30
Veröffentlicht am 23.05.2020 18:30

Ratgeber Gesundheit: Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen

Ratgeber Gesundheit: Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen (Foto: inBayreuth.de)
Ratgeber Gesundheit: Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen (Foto: inBayreuth.de)
Ratgeber Gesundheit: Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen (Foto: inBayreuth.de)
Ratgeber Gesundheit: Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen (Foto: inBayreuth.de)
Ratgeber Gesundheit: Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen (Foto: inBayreuth.de)

Weidenberg. Seit 21 Jahren arbeitet Andreas Thanner in der Pflege. „Eine Situation wie die in den ersten drei Wochen der Covid-19-Welle hatte ich noch nie“, sagt der Leiter der Intensivstation 18 am Klinikum Bayreuth. Seine Station, er und sein Team haben die schweren Covid-Fälle behandelt. Und tun es noch. Viele Patienten haben es geschafft, sie sind auf Normalstation verlegt oder bereits wieder gesund entlassen worden. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mehr als 20 Patienten sind bislang am Klinikum Bayreuth an Covid-19 verstorben. Gerade hat sich die Situation etwas entspannt. Sechs Covid-Patienten liegen auf der Intensivstation. Thanner sieht an diesem Morgen frisch aus. Das war in den vergangenen Wochen auch schon mal anders. „Jeder von uns hat 110 Prozent gegeben“, sagt der Stationsleiter. Das ging bis über die Grenze. Manchmal flossen nach der Schicht die Tränen. Irgendwo muss er hin – der Druck, der da entstanden war. Die Verantwortlichen der Klinikum Bayreuth GmbH haben die Station 18 hochgefahren. Zum Zentrum für schwer und schwersterkrankte Covid-Patienten gemacht, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. Personal und Bettenanzahl wurden hochgefahren. Die Intensivstation im Klinikum betreut in normalen Zeiten 13 Patienten. In der Spitze waren es zuletzt 16 und alle waren mit Covid-19 infiziert. „Wir hatten keine anderen Patienten mehr.“ Was es bedeutet, sich einem Virus in den Weg zu stellen, weiß nur, wer es erlebt hat. Mal eben raus aus dem Patientenzimmer, um etwas zu holen? Oder mal eben rein, weil der Patient wach geworden ist? Geht nicht. Handschuhe, Maske, Brille, Kittel, Haube. An und aus. Immer wieder. Das muss sein, aber es frisst Zeit. Und Nerven. Zu erleben, dass Patienten auf Station kommen, zwei, vielleicht drei Stunden später beatmet werden und nachts dann an die Herz-Lungen-Maschine müssen – das sind Verläufe, die selbst erfahrene Intensivpflegekräfte erschrecken. Und dennoch: Für Andreas Thanner bleiben auch sehr viele positive Erkenntnisse. „Ich wusste vorher, dass wir als Team extrem viel leisten können. Aber es ging noch eine Schippe mehr, auch wenn wir dafür über die Schmerzgrenze gegangen sind.“ Es geht nicht darum, sich als Helden feiern zu lassen, sagt der Stationsleiter. Aber es spricht auch nichts dagegen, dass draußen außerhalb der abgeschotteten Intensivstation bekannt ist, was das Pflegeteam leistet. Eine Gruppe weiß das sehr genau. Aus buchstäblich hautnaher Erfahrung. Weil das Coronavirus so gefährlich ist, weil die Vorsichtsmaßnahmen so streng sein müssen, waren und sind die Pflegerinnen und Pfleger für manche Patienten neben den Ärzten die einzigen Ansprechpartner. Die Menschen, die sie gepflegt und auch getröstet haben, der Kontakt zu Angehörigen musste auf ein Minimum reduziert werden. „Die Bindungen, die in dieser Zeit und in dieser besonderen Situation entstanden sind, gehen tief.“ Abstand halten, aber als Team zusammenstehen: Stationsleiter Andreas Thanner und seine Stellvertreterin Jessica Diehm sind stolz auf das, was ihr Team leistet. Foto: red Andreas Thanner:// „Ich wusste vorher, dass wir als Team extrem viel leisten können. Aber es ging noch eine Schippe mehr, auch wenn wir dafür über die Schmerzgrenze gegangen sind.“


Von fm2@inbayreuth.de
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