Bettina Hoffmann lächelt freundlich. Oder nicht? Ihre Augen sehen nach Lächeln aus. Doch ihr Mund ist nicht zu sehen. Er ist mit einer weißen Maske bedeckt. Lächelt sie wirklich? Kommunikation hinter Masken – gerade zeigt sich, wie viel Information eines Gesprächs verloren geht, wenn den Worten die passende Mimik fehlt. Maskenpflicht. Fehlt die Mimik, sind die Gesprächspartner rein auf die Worte angewiesen, die gesagt werden. Dabei wird doch eigentlich ganz viel zwischen die Worte gepackt. Fehlt das plötzlich alles, macht das ein Gespräch anstrengender, es kann Angst machen. Bettina Hoffmann und ihre Kollegin Theresa Strätz beschäftigen sich beruflich mit dem Thema Sprache und Kommunikation. Die beiden sind Klinische Linguistinnen am Bezirkskrankenhaus in Bayreuth. „Wir müssen wohl akzeptieren, dass Kommunikation mit Maske auch anders laufen muss“, sagt sie. Doch sie ist hoffnungsvoll, dass wir uns schnell an diese neue Situation gewöhnen werden. „Wir schaffen in der Kommunikation mehr, als wir denken, schließlich verstehen wir auch verschiedene Dialekte.“ Doch schwierig ist es trotzdem, wenn ein wichtiger nonverbaler Teil eines Gesprächs jetzt fehlt, weil er sich fürs Gegenüber nicht sichtbar hinter einer Maske abspielt. Nicht nur schwerhörige Menschen oder solche, die mehrsprachig sind, sind darauf angewiesen, den Mund ihres Gesprächspartners zu sehen. Sie brauchen dies, um von den Lippen abzulesen. Jeder von uns braucht nonverbale Informationen, um einem Gespräch die Bedeutung zuschreiben zu können, die es hat. Ob jemand, der sagt, ihm gehe es super, wirklich gut drauf ist oder ob das Gegenteil der Fall ist, lässt sich nicht immer an der Stimme erkennen – es braucht dazu auch Mimik. Und nicht zuletzt tragen die Masken möglicherweise auch dazu bei, dass über sie eine ganz andere Stimmung vermittelt wird, als die, in der sich der Sprecher gerade befindet. Man kann auch tieftraurig eine witzige Maske tragen – was nimmt das Gegenüber dann wahr? Umso wichtiger sei jetzt, Gespräche ganz bewusst zu führen. „Drehen Sie den Körper zum anderen hin, suchen sie Blickkontakt mit dem Gesprächspartner. Und haben Sie Mut, nachzufragen, wenn etwas nicht klar ist.“ Auch Gestik, das mit-Händen-und-Füßen-reden, kann man ruhig verstärkt einsetzen. Durch das Tragen einer Maske ändert sich auch die eigene Stimme, man nimmt sich selbst anders wahr, hört sich selbst anders. Die Stimme klingt gedämpft, hat weniger Resonanz als üblich. Das kann, sagt Theresa Strätz, zu Stress führen. Da hilft nur, sich selbst die Zeit zu geben, sich an seine Maskenstimme zu gewöhnen. Außerdem helfe es, langsamer zu sprechen und sich Zeit zum Atmen zu lassen – was durch die Maske anstrengender ist, als sonst. Die veränderte Kommunikation durch das Tragen einer Maske birgt auch die Gefahr, dass Gespräche auf reinen Wissenstransfer ausgerichtet werden. Dass nur noch gefragt wird, was man vom Einkaufen mitbringen soll. Und Gespräche, die tiefergehen, die die Seele berühren, wegfallen könnten. Gespräche sind jedoch mehr als reiner Informationsaustausch, sie dienen der Beziehungspflege. Als Beispiel nennt Bettina Hoffmann die schwerhörige Oma, die nicht versteht, was gesprochen wird, aber das zusammensitzen mit der Familie genießt. Die Oma ist ein gutes Beispiel, sie steht für eine Generation, die nicht geübt ist, über soziale Netzwerke oder mit Hilfe von Medien zu kommunizieren. Bettina Hoffmann rät, Gespräche gerade jetzt als eine wertvolle Chance zu begreifen.