Die Alzheimer-Krankheit – auch „Alzheimer-Demenz“ oder „Morbus Alzheimer“ genannt – ist die häufigste Form der Demenz und eine unheilbare Störung des Gehirns. Durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn werden Menschen mit Alzheimer zunehmend vergesslich, verwirrt und orientierungslos. 60 bis 70 Prozent der weltweit 50 Millionen Demenzpatienten sind schätzungsweise davon betroffen. Ursächlich verantwortlich für die Alzheimer-Demenz ist die Ablagerung bestimmter Eiweißstoffe (Beta-Amyloid und dem Tau-Protein) im Gehirn. Zu den typischen Symptomen zählen je nach Krankheitsstadium (leichtgradig, mittelschwer, schwer) Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, Probleme beim Sprechen, Schwierigkeiten bei der Ausübung vertrauter Tätigkeiten oder auch Persönlichkeitsveränderungen. Diese Störungen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und nehmen im Verlauf der Erkrankung zu. In der Folge ist der Alltag nicht mehr allein zu bewältigen und die Patienten sind zunehmend auf Unterstützung angewiesen. Die Lebensqualität von Betroffenen und ihren Angehörigen wird dadurch deutlich eingeschränkt. Seit 2019 ist neben der herkömmlichen medikamentösen Therapie erstmals eine Behandlungsmethode mittels Stoßwellentherapie verfügbar, welche mittlerweile exklusiv als fix etablierter Bestandteil im Zentrum für Stoßwellen-therapie in der Orthopädischen Schmerztherapie Bayreuth unter der Leitung von Prof. Dr. Hans J. Latta erfolgreich angeboten wird. Die Therapie setzt auf die zellanregende Wirkung von Stoßwellen. Stoßwellen sind hochenergetische Schallwellen, die sich durch einen schnellen Druckanstieg und eine kurze Impulsdauer auszeichnen und intrazellulare molekulare Prozesse (z.B. Stoffwechsel, Durchblutung) anzuregen vermögen. Zudem kann im Rahmen der kurzzeitigen Energieübertragung durch hochwirksame Stoßwellen, die Bildung neuer Blutgefäße sowie die Nervenregeneration gefördert, Wachstumsproteine stimuliert und die Entzündungsbildung gehemmt werden. ¹ All dies kann positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von Patienten mit AlzheimerDemenz haben und möglicherweise sogar den krankheitsbedingten Hirnschwund reduzieren, wie das Team von Prof. Dr. Roland Beisteiner von der MedUni Wien in ersten Pilotstudien beobachten konnte. ² ³ Infolge der Behandlungen berichteten Patienten und deren Angehörige u.a. über verbesserte verbale Fähigkeiten, ein besseres Gedächtnis sowie einen verbesserten Orientierungssinn. Um effektiv in den Krankheitsverlauf einzugreifen, sollte möglichst früh mit der Behandlung begonnen werden. Zur Vorstellung bei dem Arzt, bei dem die Stoßwellentherapie durchführt wird, benötigt der Patient ein aktuelles Kopf-MRT, sowie einen Arztbrief vom behandelnden Neurologen mit der Diagnosebestätigung Alzheimer-Demenz. Die initiale Behandlung erfolgt mit einem speziellen Stoßwellentherapiegerät in sechs Sitzungen, zu jeweils ca. 30 bis 45 Minuten, innerhalb von zwei Wochen und ist für den Patienten komplett schmerzfrei. Zu Beginn der Behandlung wird Ultraschallgel auf Kopfhaut und Haare aufgetragen, damit die Impulse der Stoßwellen optimal durch die Schädeldecke ins Gehirn übertragen werden. Insgesamt werden ca. 6.000 Impulse über den Kopf verteilt, wobei die Demenzareale seitlich und im Bereich des Hinterkopfes vermehrt behandelt werden. Auf einem Bildschirm kann der behandelnde Arzt genau kontrollieren, welcher Bereich des Gehirns gerade erreicht wird. Diese lokale Anregung von Stoffwechsel und Blutgefäßbildung spielt für die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten eine wichtige Rolle. Die Stoßwellentherapie zur Behandlung von Alzheimer-Demenz wird parallel zur medikamentösen Therapie bzw. zu Ergo- und Physiotherapie angewendet. Bisher wurden keine Komplikationen oder wesentliche Neben-wirkungen beobachtet. Je nach Zustand des Patienten bzw. Stadium der Alzheimer-Demenz sollten in weiterer Folge regelmäßige, einmalige Sitzungen zur Auffrischung innerhalb von 6 bis 12 Wochen erfolgen. Behandlungskosten werden bisher weder von Privat- noch gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Weiter Informationen: www.alzheimer-deutschland.de Literatur: ¹ First evidence of long-term effects of transcranial pulse stimulation (TPS) on the human brain Eva Matt, Lisa Kaindl, Saskia Tenk, Anicca Egger, Teodora Kolarova, Nejla Karahasanović, Ahmad Amini, Andreas Arslan, Kardelen Sariçiçek, Alexandra Weber, Roland Beisteiner J Transl Med. 2022 Jan 15;20(1):26. doi: 10.1186/s12967-021-03222-5. ² Transcranial Pulse Stimulation With Ultrasound in Alzheimer‘s Disease-A New Navigated Focal Brain Therapy. Roland Beisteiner, Eva Matt, Christina Fan, Heike Baldysiak, Marleen Schönfeld, Tabea Philippi Novak, Ahmad Amini, Tuna Aslan, Raphael Reinecke, Johann Lehrner, Alexandra Weber, Ulrike Reime, Cédric Goldenstedt, Ernst Marlinghaus, Mark Hallett, Henning Lohse-Busch. Adv Sci (Weinh). 2019 Dec 23;7(3):1902583. doi: 10.1002/advs.201902583. eCollection 2020 Feb. ³ Treating the brain at the speed of sound Roland Beisteiner, Andres Lozano Brain Stimul. Jul-Aug 2020;13(4):1087-1088. doi: 10.1016/j.brs.2020.04.020.