Störungen der Gedächtnisleistung stellen in der Frühphase eine diagnostische Herausforderung dar. Künstliche Intelligenz kann hier künftig einen wichtigen Beitrag leisten. Ein Gespräch mit Dr. med. Christof Igler, Facharzt für Radiologie. Herr Dr. Igler, sie sind ein neues Gesicht in der Bayreuther Praxiswelt, können Sie sich kurz vorstellen? Dr. Igler: Ich komme aus Kronach und bin seit Dezember 2019 der neue Arzt im Team der MRT Praxis von Dr. Großmann. Radiologischer Facharzt bin ich seit 2017 und habe die letzten 2 1/2 Jahre eine MRT Praxis in Kronach geleitet. Davor war ich drei Jahre an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Murnau tätig. In Murnau habe ich auch meine Leidenschaft für die Kernspintomographie entdeckt. Weitere Ausbildungsstationen waren das Klinikum Bayreuth und die Uniklinik Erlangen. Was hat sie nach Bayreuth geführt? Dr. Igler: Ich bin über einen gemeinsamen Patienten mit Dr. Großmann in Kontakt gekommen und war sofort von seinem Konzept begeistert. Ich bin ebenfalls leidenschaftlicher „Kernspinner“. Wir haben beide die gleiche Philosophie im optimalen Einsatz der Magnetresonanztomographie. Dafür braucht es den engen Kontakt zwischen Arzt, Patient und Zuweiser. Wir führen mit jedem Patient ein Vor- und Nachgespräch und schließen uns regelmäßig mit den behandelnden Kollegen kurz. Ihr Thema lautet: Künstliche Intelligenz in der Demenz-Früherkennung. Was bedeutet eigentlich künstliche Intelligenz in der Medizin? Dr. Igler: Man nutzt die Fähigkeit der Computer, mit Hilfe neuronaler Netze möglichst viel medizinisches Wissen lernen und speichern zu können und bringt ihnen bei, daraus auch intelligente Schlussfolgerungen zu ziehen. Glauben sie, dass künstliche Intelligenz ihre Arbeit verändern wird? Dr. Igler: Wir sind inmitten eines Paradigmenwechsels. Die künstliche Intelligenz (KI) wird gerade in den technisch ausgerichteten Fächern eine große Rolle spielen. In Zukunft ist der Radiologe stärker als Mensch gefragt. Nur durch gute Kommunikation können sie beim Patienten Vertrauen schaffen und die Untersuchung an seine Bedürfnisse anpassen. Die abschließende Bewertung der Untersuchungsergebnisse wird bei uns stark durch das Vorgespräch beeinflusst. Eine vertrauensvolle und personalisierte Befunderstellung schafft die künstliche Intelligenz nicht. Nutzen sie künstliche Intelligenz in der Praxis? Dr. Igler: Ja, wir haben seit Juni 2020 künstliche Intelligenz in unserer strukturellen Auswertung integriert und arbeiten eng mit einem der führenden deutschen Unternehmen in diesem Bereich zusammen. In welchen Körperregionen nutzen sie künstliche Intelligenz? Dr. Igler: Wir nutzten die KI bisher in der Demenz-Diagnostik und der Verlaufskontrolle von entzünd-lichen Hirnerkrankungen wie der MS (Encephalomyelitis disseminata). Inwiefern kann die künstliche Intelligenz bei der Demenz-Früherkennung helfen? Dr. Igler: Wir nutzen als zugelassenes Medizinprodukt die sogenannte quantitative Neuro-MRT. Das Programm vermisst die unterschiedlichen Hirnareale und vergleicht das Ergebnis mit einem riesigen alters- und geschlechtsabhängigen Normkollektiv. Für die Bewertung von MRT-Aufnahmen des Gehirns eines Patienten werden diese mit einer Datenbank aus mehreren tausend Aufnahmen gesunder Gehirne verglichen. Im Vergleich zur Beurteilung des Radiologen schätzt das Programm nicht, sondern es berechnet. Die Auswertung liefert einen wichtigen Beitrag für die Früherkennung, Verlaufskontrolle und Differenzierung von Demenzen. Wir wünschen ihnen einen guten Start und freuen uns, mehr von ihnen zu hören. Dr. Igler: Vielen Dank! Ich halte sie gerne „im Bilde“.