Privatdozent Dr. Gerhard Weyandt hört die Frage oft: Wie werde ich aussehen? Danach? Er ist Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie und Leiter des Hautkrebszentrums der Klinikum Bayreuth GmbH und versteht die Befürchtungen seiner Patientinnen und Patienten. Wie gut wir uns in unserer Haut fühlen, hat meist unmittelbar damit zu tun, wie diese Haut nach außen aussieht. „In der Dermatologie werden wir sehr oft damit konfrontiert, dass diese Veränderungen tatsächlich auch dort stattfinden, wo sie für jedermann sichtbar sind: Im Gesicht, am Kopf. Patientinnen und Patienten machen sich Sorgen, dass Hauttumore, Wunden oder Narben sie dauerhaft nach außen kennzeichnen“, sagt Weyandt. In vielen Fällen sei diese Angst unbegründet: „Durch geschickte Herangehensweise und eine sorgfältige Nahtführung lassen sich Narben überwiegend gut kaschieren“, sagt Dr. Weyandt. Wenn sich Veränderungen auf oder unter der Haut bilden – wann sollte man zum Arzt gehen? Dr. Gerhard Weyandt: Grundsätzlich sollte man Veränderungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Insbesondere in der Corona-Zeit haben wir vermehrt gesehen, dass Patientinnen und Patienten viel zu lange gewartet haben, bis sie mit ihren Beobachtungen zu einem Arzt gegangen sind. Das ist im schlimmsten Fall lebensgefährlich. Nämlich dann, wenn es sich um Hautkrebs handelt. Aber auch in vielen anderen Fällen spielt Zeit vor allem für ein später optisch gutes Ergebnis eine wichtige Rolle. Wer daher Veränderungen an der Haut bemerkt, die stetig an Größe zunehmen, erhaben hervortreten, oder gar bluten, sollte unbedingt einen Experten aufsuchen. Im ersten Schritt kann der Hausarzt durchaus eine erste Einschätzung vornehmen – und gegebenenfalls über die Dringlichkeit einer weiteren Expertenmeinung entscheiden. Der Dermatologe sollte aber auf jeden Fall eingebunden werden. Warum ist die Vorstellung beim Dermatologen aus Ihrer Sicht so wichtig? Dr. Gerhard Weyandt: Veränderungen der Haut können viele Ursachen haben. Oft ist das, was wir auf der Haut sehen, nur die Spitze des Eisbergs, die Grunderkrankung vielleicht an ganz anderer Stelle zu suchen. Und oft ist es mit einem Schnitt eben nicht getan; er macht es in manchen Fällen sogar schlimmer. Wir Dermatologen kennen uns mit Hautveränderungen aus, haben die nötige Erfahrung, um diese richtig zu deuten – und eine fundierte Diagnose zu stellen. Und die sollte es immer geben, bevor eine Behandlung eingeleitet wird. Am Klinikum Bayreuth mit dem angegliederten Medizinischen Versorgungszentrum und der Klinikum Bayreuth GmbH als Krankenhaus der Maximalen Versorgungsstufe haben wir den Vorteil, dass wir auch andere Fachabteilungen auf direktem Weg einbinden können, wenn sie gebraucht werden. In welchen Fällen ist das der Fall? Dr. Gerhard Weyandt: Bei großen Hauttumoren beispielsweise findet grundsätzlich eine interdisziplinäre Vorstellung im Rahmen der Tumorkonferenz statt. Hier sind alle Fachabteilugen zugegen, die unter Umständen in die Behandlung eingebunden werden müssen. Das beginnt bei uns Dermatologen, geht bei Lymphknotenbefall über die Allgemeinchirurgie und die plastische Chirurgie bis hin zur Neurochirurgie, wenn es sich um Grenzen überschreitend wachsende Tumore handelt, also Tumore, die ähnlich wie Wurzeln in das umliegende Gewebe oder Knochen einwachsen oder gestreut haben. Daneben natürlich Onkologen, Strahlentherapeuten – und im Nachgang das gesamte Netzwerk des Onkologischen Zentrums mit Therapeuten, Selbsthilfegruppen und psychoonkologischer Unterstützung. Sie sagen, Tumore der Haut entstehen oft dort, wo sie für jedermann sichtbar sind – am Kopf oder im Gesicht. Woran liegt das? Dr. Gerhard Weyandt: Wir setzen die Haut am Kopf und im Gesicht täglich vielen Umweltbelastungen aus. Wind, Wetter – vor allem aber den schädlichen UV-Strahlen. Wir als Mensch genießen die Sonne, unsere Haut eher nicht. Sie macht sie anfällig für – oft eben auch bösartige – Veränderungen. Die beste Prävention ist damit noch immer: Starke Sonneneinstrahlungen meiden und sich vor zu intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen. Wenn Veränderungen entstehen und entfernt werden müssen, gibt es unschöne Narben? Dr. Gerhard Weyandt: Das muss nicht sein. Auch aus diesem Grund ist es ratsam, möglichst früh tätig zu werden. Solange wir uns in überschaubaren lokalen Situationen befinden, lassen sich Tumore meist ambulant und unter lokaler Betäubung operativ entfernen. Bereits im Vorfeld machen wir uns Gedanken darüber, wie das Ergebnis aussehen kann. Das hat Einfluss darauf, wie wir schneiden und wo. In den meisten Fällen heilen die Narben aus, ohne auffällige Spuren zu hinterlassen. Unser Ziel ist es nicht nur zu heilen, sondern dabei auch ein optisch ansprechendes Ergebnis zu erhalten. Wichtig ist, dass die Patientinnen und Patienten den Wunden Zeit lassen. Eine Wunde heilt und stabilisiert sich über die Hautnaht hinaus erst nach mehreren Wochen. Bei größeren Wundflächen kann in einigen Fällen ein Verschluss der Wunde erst erfolgen, wenn der Wundgrund hochgewachsen ist. Selbst bei flächigeren Wunden lassen sich im Nachhinein Plastiken durchführen, die durch eine gezielte Planung, beispielsweise Lage in Hautfalten oder Straffung überschüssiger Haut, den Patienten jünger wirken und Narben nahezu unsichtbar werden lassen. Aber je länger eine Wunde braucht, um zu heilen, desto anfälliger ist sie auch… Dr. Gerhard Weyandt: Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten diese gut im Auge behalten und die Möglichkeiten zur Nachsorge nicht nur wahr- sondern auch ernstnehmen. Stellen Patientinnen und Patienten fest, dass sich eine Narbe plötzlich verändert, dass sie anschwillt, warm wird oder gar verhärtet, sollte der nächste Weg direkt zum Arzt führen. Es kann sich um eine körpereigene Reaktion handeln, die durch eine intensive Lokaltherapie gut in den Griff zu bekommen ist, unbehandelt aber zu unschönen Wülsten und erhabenen Narben führt. Das muss nicht sein.