Veröffentlicht am 03.09.2022 16:45
Veröffentlicht am 03.09.2022 16:45

Ratgeber Gesundheit: Hexenschuss – Ischias – Bandscheibenvorfall

Die Schokofabrik im Stadtteil Insel. (Foto: inBayreuth.de)
Die Schokofabrik im Stadtteil Insel. (Foto: inBayreuth.de)
Die Schokofabrik im Stadtteil Insel. (Foto: inBayreuth.de)
Die Schokofabrik im Stadtteil Insel. (Foto: inBayreuth.de)
Die Schokofabrik im Stadtteil Insel. (Foto: inBayreuth.de)

Prof. Dr. med. Stefan Gycha, Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin & Chirotherapie

Schmerzen an der Lendenwirbelsäule, Rückenschmerzen, teilweise ins Gesäß oder gar ins Bein bis in die Zehen ausstrahlend, sind in meiner Praxis sehr häufig beklagte Beschwerden. Handelt es sich gar um einen Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule, haben die Patienten dann oft heftigste Schmerzen und möchten nur noch von diesem Martyrium befreit werden. Über nicht operative Behandlungsmöglichkeiten berichtet Prof. Dr. med. Stefan Gycha, Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin & Chirotherapie, GWZ – Gelenk- und Wirbel- säulentherapiezentrum Aber nicht nur Bandscheibenvorfälle, auch z.B. Entzündungen an den kleinen Wirbelgelenken, den sog. Facetten, können starke, anhaltende Schmerzen auslösen. In diesem Stadium haben oft die bisherigen Maßnahmen, wie schmerzlindernde Tabletten, evtl. Spritzen ins Gesäß oder Salben-/Wärmepflaster, vielleicht auch schon Physiotherapie, keine Linderung gebracht. Untersuchung Wenn dann der Patient mit seinen ganz akuten oder auch akut anhaltenden Schmerzen in die Praxis kommt, findet zuerst eine genaue Untersuchung statt, ob eine sog. Kompressionssymptomatik vorliegt, d.h. ob der Nerv in Folge einer Quetschung durch die Bandscheibe bereits geschädigt ist. Die Kompressionssymptomatik erkennt man daran, dass in bestimmten Bereichen das Gefühl/die Sensibilität abgeschwächt oder auch aufgehoben ist, die Reflexe sind abgeschwächt oder erloschen. Vor allen Dingen geht es aber darum, ob (Teil-)Lähmungen vorliegen, d. h. die dem jeweiligen Nerven zugehörigen Muskeln können nicht mehr richtig bewegt werden. Dies hat z.B., wenn der Bandscheibenvorfall unten an der Lendenwirbelsäule den letzten Lendennerv betrifft, zur Folge, dass der Patient den Vorfuß nicht mehr hochziehen kann und z.B. an Treppenstufen mit den Zehen hängenbleibt oder beim ersten Kreuzbeinnerv kann er nicht mehr auf den Zehenspitzen gehen. Aber auch Entzündungen an den kleinen Wirbelgelenken bereiten teilweise heftige Schmerzen, die umgebende Muskulatur verspannt sich massiv, Dreh- und Neigebewegungen der Lendenwirbelsäule sind teilweise kaum mehr möglich. So lange nur Schmerzen und keine Lähmungserscheinungen vorliegen, wird man auf alle Fälle erstmal nicht an eine Operation denken. Aber auch wenn bereits Teillähmungen vorliegen, muss nicht unbedingt sofort operiert werden, da die Operation auch keine Garantie für ein komplettes Ausheilen der Muskelschwäche/des Muskelausfalls ist.

Der Pfeil im MRT-Bild (links) zeigt auf einen großen Bandscheibenvorfall L5/S1. Auf der Durchleuchtungsaufnahme (rechts) sieht man die sehr dünne Interventionsnadel und wie das dunkelgrau abgebildete, entzündungshemmende Medikament den gedrückten Nerv sowie den Bandscheibenvorfall komplett umströmt.

Therapie Neben den üblichen Behandlungen, wie Schmerzmittel und Tabletten zur Muskelentspannung sowie Physiotherapie – was die Patienten oft schon hinter sich haben, wenn sie zu mir in die Praxis kommen – nehmen die durchleuchtungsgezielten Interventionen (Spritzenanwendungen) eine außerordentliche Rolle bei der Behandlung der durch die Lendenwirbelsäule ausgelösten tiefen Rückenschmerzen oder „Ischias-Schmerzen“ ein. Hier wird direkt an den gequetschten/entzündeten Nerven bzw. in das entzündete Wirbelgelenk injiziert. Nach der eingehenden klinischen Untersuchung betrachte ich dann gemeinsam mit dem Patienten die MRT (Kernspin)-Bilder und lege so exakt die Injektionsstelle für das entzündungshemmende Mittel millimetergenau fest. Das Positionieren der Nadel wird durch einen Bildwandler (Durchleuchtung) exakt kontrolliert, um absolut sicher zu sein, dass keine anderen Strukturen geschädigt werden. Die hundertprozentig genaue Lage der Injektionsnadel wird dann nochmals mittels Kontrastmittel kontrolliert. Eine spezielle Betäubung ist für diese Behandlung nicht notwendig, da die Injektion mit sehr dünner Nadel durchgeführt wird und das Spritzen an sich unter örtlicher Betäubung stattfindet. Meist verspürt der Patient bereits nach einer Injektion eine gute bis sehr gute Schmerzlinderung. Eine zweite oder dritte Injektion ist öfters notwendig, um die Entzündung des Nerven bzw. des Wirbelgelenkes vollständig zu beseitigen und so den notwendigen Heilerfolg zu erzielen. Zusammenfassend kann man feststellen, dass es bei akuten sehr starken oder chronisch (entnervenden) Schmerzen der Lendenwirbelsäule neben den üblichen Maßnahmen, wie Medikamente und Physiotherapie, äußerst wirkungsvolle Interventionsmöglichkeiten gibt, bevor man verzweifelt an die OP denkt.


Von fm2@inbayreuth.de
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