Fragen an Dr. Robin Satanovskij aus der Nephrologischen Praxis und DialyseCentrum in der Spinnerei. Was ist eine Bauchfelldialyse und für welche Patienten ist sie geeignet? Dr. Satanovskij: Wenn Ihre Nieren nicht mehr in der Lage sind, Ihr Blut zu filtern und Abfallprodukte (harnpflichtige Substanzen) zu entfernen, kann die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse – PD) eine gute Behandlungsoption sein. Die Bauchfelldialyse ist eine Form der Blutwäsche (Dialyse), die es Ihnen ermöglicht, Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus Ihrem Körper zu entfernen. Die Behandlung findet im Allgemeinen zu Hause statt und besteht darin, dass eine spezielle Flüssigkeit (sog. Dialysat) durch einen Katheter in den Bauchraum eingeführt wird. Diese Flüssigkeit hilft dabei, Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen. Die Behandlung wird zudem in Deutschland vollumfänglich von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Wie funktioniert die Bauchfelldialyse im Vergleich zur Hämodialyse? Dr. Satanovskij: Im Gegensatz zur klassischen Blutwäsche (Hämodialyse), die normalerweise in einem Dialysezentrum durchgeführt wird, kann die Bauchfelldialyse zu Hause durchgeführt werden. Das Dialysat wird durch den Katheter in den Bauchraum eingeführt und verbleibt dort für einige Stunden. Während dieser Zeit findet ein Austausch von harnpflichtigen Substanzen und überschüssiger Flüssigkeit statt. Anschließend wird das Dialysat aus dem Bauchraum entfernt und durch frisches ersetzt. Der Prozess wird normalerweise mehrmals wiederholt. Hierbei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Bei einem Teil ist eine Anwendung mehrmals täglich notwendig. Bei bestimmten Patientengruppen gibt es auch die Möglichkeit, dies nur alle ein bis zwei Tage durchzuführen. Zudem gibt es die Möglichkeit, dies eigenhändig (sog. Handwechsel) durchzuführen oder hierfür eine Maschine zu benutzen (sog. Cycler). Welche Vorteile hat die Bauchfelldialyse im Vergleich zur Hämodialyse? Dr. Satanovskij: Die Bauchfelldialyse bietet mehrere Vorteile gegenüber der Hämodialyse. Zum einen kann sie zu Hause durchgeführt werden, was für viele Patienten sehr praktisch ist. Dadurch können sie ihre Behandlung in ihren Alltag integrieren und müssen nicht mehrmals pro Woche ins Dialysezentrum fahren. Zum anderen ist die Bauchfelldialyse im Allgemeinen schonender für den Körper, da sie kontinuierlich stattfindet und somit den Körper nicht so stark belastet wie die Hämodialyse. Zudem kann die Bauchfelldialyse zu einem besseren Erhalt der Nierenfunktion beitragen, insbesondere zum Erhalt der eigenen Harnmenge (sog. Restausscheidung). Gibt es auch Nachteile bei der Bauchfelldialyse? Dr. Satanovskij: Wie bei jeder medizinischen Behandlung gibt es auch bei der Bauchfelldialyse potenzielle Nachteile. Zu den häufigsten gehören Infektionen im Bauchraum, die durch Eintritt von Keimen über den Katheter verursacht werden können. Auch können sich Verwachsungen im Bauchraum bilden, die den Austausch von Flüssigkeit erschweren können, v.a. nach vorhergehenden Operationen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Komplikationen relativ selten sind und von einem erfahrenen Arzt oder Pflegeteam in der Regel vermieden werden können. In unserer Praxis können die meisten Komplikationen zudem ambulant, auch an Wochenenden und Feiertagen, versorgt werden, was hilft, Aufenthalte im Krankenhaus zu verhindern. Für wen ist die Bauchfelldialyse besonders geeignet? Dr. Satanovskij: Die Bauchfelldialyse ist für viele Patientengruppen geeignet. Dazu gehören vor allem jüngere Patienten und Patienten, die weiterhin beruflich tätig sein möchten. Die Bauchfelldialyse ermöglicht eine gewisse Unabhängigkeit im Alltag, da sie vorwiegend zu Hause durchgeführt wird. Außerdem können auch weiterhin Urlaubsreisen, auch für längere Zeiten, beispielsweise mit dem Wohnwagen, problemlos unternommen werden. Für ältere Patienten insbesondere mit geschwächter Herzfunktion (Herzinsuffizienz) ist die Bauchfelldialyse ebenso gut geeignet, da es, im Vergleich zur Hämodialyse, viel seltener zu Kreislaufproblemen und Blutdruckabfällen kommt. Wie sieht der Ablauf aus, wenn eine Bauchfelldialyse bei fortschreitendem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) notwendig wird? Dr. Satanovskij: Zunächst wird mit dem Patienten und gegebenenfalls den Angehörigen ausführlich besprochen, ob die Bauchfelldialyse für den Patienten geeignet ist. Wenn ja, werden der Patient und seine Angehörigen von unseren Ärzten im Zentrum ausführlich aufgeklärt: dazu gehören u.a. die Durchführung der Behandlung, welche Risiken individuell bestehen und wie die Erfolgschancen der Behandlung sind. Wenn die Entscheidung für die Bauchfelldialyse steht, wird von dem behandelnden Nephrologen ein Termin zur Anlage des Bauchfelldialysekatheters in einem Krankenhaus vereinbart. Die individuelle Situation des Patienten inklusive der Vorerkrankungen wird von uns mit den jeweiligen Ärzten im Krankenhaus ausführlich besprochen. Hierbei ist ein enger interdisziplinärer Austausch wichtig, um für den Patienten die bestmögliche Behandlung gewährleisten zu können. Der Patient wird im Anschluss ausführlich geschult, wie er die Bauchfelldialyse selbst durchführen kann. Die Schulung beinhaltet u.a. die Anleitung zur Hygiene und zur Vermeidung von Komplikationen. Die Schulung wird immer individuell auf die persönlichen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Die Schulung ist erst dann abgeschlossen, wenn der Patient sich absolut sicher mit der Durchführung der Behandlung fühlt. Bei Rückfragen oder Problemen steht bei Bedarf eine erfahrene Pflegekraft und ein Nephrologe unseres Dialysezentrums 24 Stunden, 7 Tage die Woche, zur Verfügung.