Veröffentlicht am 25.08.2023 12:30
Veröffentlicht am 25.08.2023 12:30

Ratgeber Gesundheit: Auf der Suche nach dem Patientenwillen: So berät das Klinische Ethikkomitee

Was hätte er oder sie gewollt? Ein Ethikkonsil kann die Entscheidung für Angehörige leichter machen. Fotos: red (Foto: inBayreuth.de)
Was hätte er oder sie gewollt? Ein Ethikkonsil kann die Entscheidung für Angehörige leichter machen. Fotos: red (Foto: inBayreuth.de)
Was hätte er oder sie gewollt? Ein Ethikkonsil kann die Entscheidung für Angehörige leichter machen. Fotos: red (Foto: inBayreuth.de)
Was hätte er oder sie gewollt? Ein Ethikkonsil kann die Entscheidung für Angehörige leichter machen. Fotos: red (Foto: inBayreuth.de)
Was hätte er oder sie gewollt? Ein Ethikkonsil kann die Entscheidung für Angehörige leichter machen. Fotos: red (Foto: inBayreuth.de)

Dr. Christoph Dommke Intensivmediziner und Vorsitzender des Ethikkomitees der Klinikum Bayreuth GmbH

Was hätte er oder sie gewollt? Ein Ethikkonsil kann die Entscheidung für Angehörige leichter machen. Fotos: red Was hätte sie gewollt? Eine einfache Frage – und doch so schwer zu beantworten. Oft saß sie bei ihren Kindern in der Küche. Und wenn die Sprache darauf kam, sagte sie: „So lange ich im Kopf klar bin, will ich leben.“ Aber ist sie das noch, ist sie noch klar? Soll die Behandlung wirklich fortgesetzt werden? Ethik und Kommunikation stehen im Vordergrund Für Angehörige ist das die schwerste Entscheidung. Weiter mit der Therapie oder Schluss damit. „Uns steht eine Entscheidung darüber nicht zu“, sagt Dr. Christoph Dommke, Intensivmediziner und Vorsitzender des Ethikkomitees der Klinikum Bayreuth GmbH. „Aber wir können Kommunikation in Gang bringen, erklären und beratend tätig sein.“ Ethikkonsil: So läuft es ab Jede und jeder an der Klinikum Bayreuth GmbH kann ein Ethikkonsil anfordern. Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und natürlich die Angehörigen. Manchmal liegt keine Patientenverfügung vor. Manchmal bekommt der Behandlungsprozess eine Eigendynamik. Manchmal vertreten Ärzte unterschiedliche Meinungen. Aber immer ist der Patient nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Willen zu äußern. Wenn eine solche Anfrage eingeht, schaut sich Oberarzt Dommke zuerst den sogenannten klinischen Verlauf an. Was hat der Patient? Wie sah die bisherige Behandlung aus? Was wäre die maximal mögliche Therapie? Welchen Nutzen würde sie versprechen, aber auch welche Belastungen würden einhergehen? Was sagt der behandelnde Arzt und was sagt die Pflege? Wie hat sich der Patient Angehörigen und Freunden gegenüber geäußert? Hat sich der Patient vielleicht noch erklärt, hat er seinen Willen erkennen lassen? Hilfe für Angehörige Drei Tage. Länger dauert es nicht, bis das Ethikkomitee zusammentritt. Neben Dommke als Arzt gehören Juristen, Psychologen, Seelsorger, Sozialarbeiter, Therapeuten und Pflegekräfte, dem Gremium an. Es ist dennoch nur ein kleiner Kreis, der dann zusammenkommt, es soll ein persönliches Gespräch bleiben. Maximal vier Mitglieder aus dem Ethikkomitee, die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt, oft auch jemand aus der Pflege, der täglich engen Kontakt zu dem Patienten hat, und natürlich die Angehörigen, die den Patienten am besten kennen. Der behandelnde Arzt gibt einen Überblick, Oberarzt Dommke ergänzt und erklärt in verständlichen Worten. „Wir reden über die palliativen, verbessernden Möglichkeiten, wenn kurativ nichts mehr geht. Wir reden über die psychische Situation des Patienten, über seine Lebenseinstellung und seine Lebensumstände. Wir versuchen zu ergründen, was der Patient für sich gewollt hätte.“ Was ist der mutmaßliche Patientenwille? Für viele Angehörige ist dieses Gespräch eine Befreiung. Der mutmaßliche Patientenwille steht im Mittelpunkt und den Angehörigen wird keine Entscheidung abverlangt, die sie vielleicht nicht tragen können. Sie erfahren die möglichen Perspektiven, die für ihre Mutter, ihren Vater, die Ehefrau oder der Ehemann einen guten Weg darstellen. Die Angehörigen gehen gestärkter und sicherer mit ihrer Situation um und so können sie auch notwendige Entwicklungen eher mittragen, ohne dadurch in seelische Not zu geraten. Die Familie der Frau, die leben wollte, solange sie klar im Kopf ist, hat sich nach dem Ethikkonsil für ein Beenden der Therapie entschieden. Sie war auf Dialyse angewiesen, ein Unterschenkel war ihr amputiert worden. Das aber war nicht ausschlaggebend. Ihre Erkrankung hatte schwerwiegende geistige Folgen. So hätte sie sicher nicht leben wollen.

Informationen unter: ethikkomitee.web.klinikum-bayreuth.de


Von fm2@inbayreuth.de
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