Gelenkschmerzen spielen, insbesondere bei der weiblichen Bevölkerung das 65. Lebensjahr hinaus, eine zunehmende Rolle in der orthopädischen Sprechstunde. Die dann häufig gestellte Diagnose einer Arthrose ist für den Betroffenen zunächst mit den unangenehmen Empfindungen des fortschreitenden Lebensalters und des „Verschleißes“ des eigenen Körpers verbunden. Sicher besteht hier ein Teil der Therapie in der Hilfestellung beim ganz persönlichen Umgang des Patienten mit einer derartigen Diagnose. Was ist zu tun? Zunächst ist sicher die sorgfältige, auch bildgegebene Untersuchung notwendig. Es gilt festzustellen, ob „lediglich eine Arthrose“ oder darüber hinaus eine entzündliche Gelenkerkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis oder in ganz seltenen Fällen auch eine Stoffwechselkrankheit des Knochens bzw. ein Tumor des Gelenks vorliegt. Sind anderweitige Erkrankungen ausgeschlossen, so gilt es, gemeinsam mit dem Patienten die Ziele der Therapie aufzustecken und aus den verschiedenen Möglichkeiten medizinischer Maßnahmen, einen an die Lebensumstände des Patienten, das Ausmaß der Beschwerden und die Beeinträchtigung der Lebensführung angepassten Therapieplan zu erstellen. Es gibt etablierte Verfahren zum operativen Gelenkersatz. Das Problem ist hier immer die Wahl des richtigen Zeitpunkts zu einem operativen Eingriff, da die technischen Möglichkeiten einer Wechseloperation beschränkt sind und die Lebensdauer der Implantate mit der steigenden Lebenserwartung abgeglichen werden müssen. Anders ausgedrückt, der Schritt zur Operation muss sowohl vom beratenden Arzt als auch vom Patienten sorgfältig überdacht werden, oft ist ein konservativer Therapieversuch hilfreich bei der Entscheidungsfindung. Wie sieht eine konservative Behandlung aus? Zunächst steht eine gezielte Beratung hinsichtlich der Belastungsökonomie im Vordergrund. Zum einen bedarf insbesondere das arthrotisch veränderte Gelenk der fortgesetzten Ernährung von der Gelenkflüssigkeit her, welche durch stete Bewegung stimuliert wird. Zum anderen müssen Spitzenbelastungen und endgradige Zwangshaltungen vermieden werden, hier ist je nach Lebensführung ggf. auch eine sportmedizinische Beratung notwendig. Zur intensiveren Behandlung stehen, neben der von den Krankenkassen nun als Indikation anerkannten Akupunktur als nahezu nebenwirkungsfreie Behandlungsmöglichkeit einer Gonarthrose, invasivere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. So können zum einen Schmerzspitzen durch lokale Infiltrationen mit Lokalanästhetika bzw. entzündungshemmenden Substanzen durchgeführt werden. Es gibt weiterhin die Möglichkeiten einer Injektionsbehandlung mit sog. Knorpelaufbausubstanzen, welche in Studien zumindest eine kurzfristige Beschwerdebesserung und eine Reduzierung des Schmerzmittelbedarfs gezeigt haben. Ergänzend kann eine kurzfristige Einnahme von Schmerzmitteln sinnvoll sein. Abhängig von der Art des Gelenkes ist eine gezielte Kräftigung gewisser gelenkumgreifender Muskelgruppen notwendig, welche in Eigenregie, manchmal auch Mithilfe entsprechender krankengymnastischer Trainingsprogramme bzw. medizinischer Trainingstherapie erreicht werden kann. Was tun, wenn die konservative Behandlung nicht ausreicht? Insbesondere bei der Arthrose des Hüftgelenks und auch des Kniegelenks besteht derzeit Goldstandard in der Gelenkersatzoperation. Dies ist – ausgeführt vom kundigen Spezialisten und bei korrekter Indikationsstellung zum richtigen Lebensabschnitt – eine segensreiche Maßnahme. In Einzelfällen kann unter Berücksichtigung der biomechanischen Voraussetzungen eine gelenkerhaltende Operation, z. B. eine Umstellungsoperation zum Schutz überlasteter Gelenksabschnitte, sinnvoll sein. Weiterhin gibt es die Möglichkeit der Knorpel- oder Knorpelknochentransplantation. Oberstes Ziel aller ärztlichen Bemühungen muss der weitergehende Erhalt der Bewegungsfähigkeit sein, dies umso mehr, als sich durch die Forschung der letzten Jahre herausgestellt hat, dass regelmäßige Bewegung nicht Luxus sondern unbedingte Notwendigkeit zur gesunden Lebensführung ist.