Veröffentlicht am 28.04.2023 09:30
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Ratgeber Gesundheit: 20 Jahre Palliativstation am Klinikum Bayreuth: Es wird gefeiert

Ratgeber Recht : Die Kündigung wegen Eigenbedarf (Foto: inBayreuth.de)
Ratgeber Recht : Die Kündigung wegen Eigenbedarf (Foto: inBayreuth.de)
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Ratgeber Recht : Die Kündigung wegen Eigenbedarf (Foto: inBayreuth.de)
Ratgeber Recht : Die Kündigung wegen Eigenbedarf (Foto: inBayreuth.de)

Dr. Sabine Gernhardt Direktorin der Palliativstation am Klinikum Bayreuth

Am Mittwoch, 03. Mai, feiert die Palliativstation ihr 20-jähriges Jubiläum und lädt von 17 bis 19 Uhr herzlich zu einer Feierstunde in das Zentrum, Äußere Badstraße 7a, ein. An diesem Abend wird vor allem klar werden: Palliativmedizinische Versorgung und Pflege ist nur möglich, wo fachliches Wissen, Engagement, Ehrenamt und zwischenmenschliches Miteinander zusammentreffen. Der Abend wird Gelegenheit geben, ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und die Arbeit und Möglichkeiten der Palliativstation am Klinikum Bayreuth kennenzulernen – und die Menschen, die das möglich gemacht haben und möglich machen. Wir haben vorab mit Dr. Sabine Gernhardt gesprochen, die die Station als Klinikdirektorin leitet. Frau Dr. Gernhardt, die Medizin macht immer mehr möglich. Hat sich dadurch in den vergangenen 20 Jahren auch die Palliativmedizin verändert? Dr. Gernhardt: Im Grunde nicht. In der Palliativmedizin stehen Symptomkontrolle und Schmerzlinderung im Mittelpunkt. Natürlich machen wir uns dabei moderne Methoden zunutze. Aber unsere Arbeit beginnt dort, wo die kurative Betreuung endet, weil eine Heilung nicht mehr möglich ist. Wir wollen unsere Patienten lebenswerte Zeit schenken, ohne Schmerzen und möglichst beschwerdefrei. Lebensverlängerung um jeden Preis – das gibt es bei uns nicht. Lebensverlängerung auf der einen Seite – Sterbehilfe auf der anderen. Auch das ist ein Thema, das in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert wird. Wie empfinden Sie das? Dr. Gernhardt: Es gibt immer wieder Patienten, die gezielt danach fragen. Ich stelle mir dann die Frage: Warum ist dieser Wunsch überhaupt da? In Gesprächen merkt man schnell, dass meist die Angst vor dem Weg, vor Schmerzen und Beschwerden, dahintersteht. Vielen fehlt eine Perspektive. Diese kann die Palliativmedizin aber bieten: Wir können Schmerzen und Symptome so weit in den Hintergrund drängen, dass die Zeit, die bleibt, lebenswert ist. Bisher erinnere ich mich nicht, dass ich eine Patientin oder einen Patienten hatte, der tatsächlich ins Ausland gegangen ist und Sterbehilfe in Anspruch genommen hat. Das zeigt, was Palliativmedizin leisten kann. Die Palliativmedizin ist ein sehr junges Fachgebiet. Was hat sich in den vergangenen Jahren hier entscheidend verändert? Dr. Gernhardt: Seit 2015 gibt es ein Hospiz- und Palliativgesetz, in dem die Bundesregierung festgelegt hat, dass jeder Mensch Anspruch auf palliativmedizinische Betreuung hat und dass eine flächendeckende Versorgung durch verschiedene Strukturen gegeben sein muss, um die Lücke zwischen Onkologie und Palliativmedizin zu schließen. Daraus lässt sich ein Anspruch auf eine ambulante Betreuung ableiten. Auch Pflege- und Altenheime können eine Betreuung in Anspruch nehmen. Im Klinikum Bayreuth hat man diese Entwicklung gut vorausgesehen und mit der Gründung der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) rechtzeitig Strukturen geschaffen. Was ist in ihren Augen das größte Missverständnis im Zusammenhang mit Palliativmedizin? Dr. Gernhardt: Dass sich bei uns alles um das Thema Tod und Sterben dreht. Wir sind keine Sterbestation, im Gegenteil. Dort, wo das Leben endlich ist, gewinnt es auch an Bedeutung. Bei uns wird geweint und getrauert, aber es wird auch gelacht und gefeiert. Es sollte für Freude und Trauer gleichermaßen Platz sein. Unsere Aufgabe ist es, Schmerzen und Beschwerden zu behandeln und in den Hintergrund zu drängen, um so eine Lebensperspektive zu schaffen, die unsere Patienten bis zum Ende trägt. Welche Entwicklung sehen Sie in der Palliativmedizin für die kommenden Jahre? Dr. Gernhardt: Palliativmedizin rückt immer mehr in das Blickfeld einer ganzheitlichen und interdisziplinären Patientenversorgung – das ist bisher ein kleiner Schritt in eine gute Richtung. Lange Zeit haben wir beinahe ausschließlich onkologische Patientinnen und Patienten betreut. Dabei können nicht nur Krebspatientinnen und -patienten unheilbar krank sein. Es gibt zahlreiche Beispiele: Herzinsuffizienzen in der Kardiologie, Lungenerkrankungen wie COPD, oder das Endstadium einer Leberzirrhose – all diese Menschen können davon profitieren, wenn frühzeitig auch über palliativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten gesprochen wird. Meine Hoffnung ist es, dass Palliativmedizin nicht mehr gleichgesetzt wird mit einer medizinischen Versorgung in den letzten Lebenswochen oder sogar Tagen. Palliativmedizin kann und sollte früher ansetzen, früher ansetzen dürfen. Nicht, um die Menschen auf den Tod vorzubereiten, sondern, um ihnen eine Perspektive zu geben: auf weniger Schmerzen und ein gutes Leben – über Wochen, Monate oder auch Jahre. Palliativmedizin ist kein Todesurteil. Sie ändert nichts an der Diagnose – sie erweitert aber die Möglichkeiten, mit dieser Diagnose weiterzuleben. Am kommenden Mittwoch feiert die Palliativstation im Rahmen einer großen Veranstaltung ihr 20-Jähriges Jubiläum. Was erwartet Besucher bei der Veranstaltung? Dr. Gernhardt: Erst einmal: Jede und jeder ist herzlich eingeladen. Ob er selbst ehrenamtlich oder beruflich mit der Palliativstation verbunden war oder ist, ob er uns als Angehöriger bereits kennengelernt hat, oder sich für unsere Arbeit interessiert. Mir als Klinikdirektorin ist der Austausch mit Menschen enorm wichtig und dieser Abend bietet dazu viel Gelegenheit. Besucherinnen und Besucher werden viele Menschen kennenlernen, die sich auf die unterschiedlichste Art und Weise für Menschen am Lebensende und deren Angehörige engagieren. Der Abend ist eine schöne Gelegenheit, zu sehen, wie viel Nähe und Miteinander, wieviel Freude und Leben in unserer Arbeit steckt. Ich freue mich auf einen interessanten Austausch und viele unterschiedliche Menschen.

Menschen, Projekte, Lebenswerte – 20 Jahre Palliativstation Jubiläumsfeier am Mittwoch, 03. Mai, 17 bis 19 Uhr Das ZENTRUM, Äußere Badstraße 7a Eintritt frei – eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Von fm2@inbayreuth.de
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