Veröffentlicht am 19.08.2020 18:09
Veröffentlicht am 19.08.2020 18:09

Nachrichten Bayreuth: Runder Tisch bespricht Rassismus in Bayreuther Diskotheken

Nachrichten Bayreuth: Runder Tisch bespricht Rassismus in Bayreuther Diskotheken (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Runder Tisch bespricht Rassismus in Bayreuther Diskotheken (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Runder Tisch bespricht Rassismus in Bayreuther Diskotheken (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Runder Tisch bespricht Rassismus in Bayreuther Diskotheken (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Runder Tisch bespricht Rassismus in Bayreuther Diskotheken (Foto: red)

BAYREUTH.

Heute fand der Runde Tisch, geleitet von dem zweiten Bürgermeister Andreas Zippel, statt, bei dem es um die Vorwürfe des Rassismus beim Einlass in Bayreuther Clubs ging. Andreas Zippel hat die Sitzung, die unter Ausschluss der Presse stattfand, zusammengefasst:

„Mit großem Dank habe ich heute die Bereitschaft vieler gespürt, am Runden Tisch teilzunehmen und sich auszutauschen. Gerade das offene und sachliche Gespräch wurde von allen Beteiligten als positiv empfunden. Am Treffen haben das Jugendamt, die Vorsitzende des Integrationsbeirates, der Betroffene Robin G., die Clubs Fabrik und Tanzbar sowie die Agentur Nord-Süd-Programm teilgenommen. Der Eigentümer des Coco konnte zeitlich nicht teilnehmen, hat sich vorab aber ausführlich mit mir ausgetauscht. Leider haben das Breakout sowie die Mia ausdrücklich eine Teilnahme abgelehnt, was im Hinblick auf die im Raum stehenden Vorwürfe sehr bedauernswert ist.

Zunächst haben die Clubbetreibenden klargemacht, vor welcher Situation sie am Einlass stehen: Sie müssen eine Abwägung zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit treffen. Jeder eingelassene Gast stellt wirtschaftlich schlicht eine Einnahmequelle dar, gleichzeitig müssen die Gäste aber auch dringend vor Übergriffen durch andere betrunkene oder gewaltbereite Gäste geschützt werden. Diese Abwägung muss binnen kurzer Zeit und aufgrund bestimmter Kriterien durch das Sicherheitspersonal oder die Clubbetreibenden selbst durchgeführt werden. Die Erfahrung der Betroffenen zeigt, dass gerade bei alkoholisierten Gästen oftmals ein vehementer Streit bei Ablehnung entstünde, auch wenn man die Gründe für die Ablehnung kommuniziert. Ein geschultes, umsichtiges und vernünftiges Sicherheitspersonal sei deshalb extrem wichtig, tatsächlich aber auch sehr gefragt.

Alle Beteiligten waren sich sehr schnell einig, dass die Beurteilung am Einlass nach Attributen wie Herkunft, Aussehen oder Nationalität nicht nur rechtswidrig nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist, sondern auch geschäfts- und rufschädigend. Dies darf nicht toleriert werden.

Der Integrationsbeirat machte entsprechend auch klar, dass ihm jedenfalls bis auf die dokumentierten Vorfälle in der Mia und dem Breakout keine weiteren Vorwürfe zugetragen worden sein. Er machte jedoch auch deutlich, dass der Wunsch nach einer Sensibilisierung für das Thema Alltagsrassismus groß sei und er um eine adäquate Sprache in der Sache bitte.

Auch der von mir eingeholte Bericht der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt bestätigte dies: Gründe für die Verweigerung von Einlassen seien bislang ausschließlich alkohol- und damit verhaltensbedingt gewesen. Überwiegend auffällig seien männliche heranwachsende oder junge Erwachsene, oftmals mit entsprechender Alkoholisierung. Es gäbe keine Auffälligkeiten in der Gewaltbereitschaft hinsichtlich der Staatsangehörigkeit oder Hautfarbe, sondern nahezu nur im Zusammenhang mit Alkoholisierung.

Wir haben uns daher verständigt, dass der Schlüssel Kommunikation und Sensibilisierung in alle Richtungen sein muss. So möchten die anwesenden Clubbetreibenden gerne das Thema nach innen zu Mitarbeitenden und Sicherheitsdiensten tragen und den Blick dafür schärfen, dass nur die Kriterien „Verhalten, eine angebrachte Bekleidung und keine übermäßige Alkoholisierung“ Maßstab der Einsatzentscheidung sind. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und dem Ordnungsamt werden wir auch diejenigen Clubs noch einmal anschreiben, die heute nicht teilgenommen haben. Gleichzeitig möchte ich aber auch die Bürgerinnen und Bürger, die Clubs besuchen wollen, dazu aufrufen, auch ihr eigenes Verhalten zu analysieren: Mit welchem Verhalten trete ich beim Einlass auf, wie alkoholisiert bin ich bereits, welchen Lärmpegel lege ich etwa an den Tag und akzeptiere ich auch einmal ein berechtigtes Nein am Einlass?

Dieser Runde Tisch hat gezeigt, dass wir die Sensibilität für das Thema „Alltagsrassismus“ erhöhen müssen. Gemeinsam mit dem Integrationsbeirat, der Abteilung Integration im Jugendamt und den zahlreichen Vereinen und Verbänden werden wir das Thema weiter forcieren. Die Stadt Bayreuth versteht sich selbstverständlich als weltoffene und tolerante Stadt und muss wie jede und jeder andere auch stetig daran arbeiten, dem auch gerecht zu werden”.

Wir haben den Betreiber der Fabrik Ahmad Kordbacheh, der an der Sitzung teilgenommen hat, befragt, wie er das Zusammenkommen am heutigen Mittwoch empfunden hat:

„Ich bin wahnsinnig froh über den Austausch, der heute stattgefunden hat. Es waren viele konstruktive Ideen für die Zukunft dabei und der Weg der Kommunikation, der gewählt wurde, war genau der richtige, um alles Zukünftige angehen zu können”, so der Betreiber der Fabrik Ahmad Kordbacheh.


Von Jessica Mohr
jm
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