BAYREUTH.
Aufgrund einer Berichterstattung in der Sonntagszeitung entbrannte auf dem dazugehörigen Online-Portal inbayreuth eine Diskussion über den Sozialen Wohnungsbau in der Stadt. Haben sozial Schwächere wirklich keine Chance auf bezahlbaren Wohnraum?
Markus-Patrick Keil, Vorstand der GBW Bayreuth, hat zu diesem Thema eine klare Sicht: „Grundsätzlich liegen unsere Mieten im frei finanzierten Bereich nahezu 25 Prozent unter dem aktuellen Marktniveau. So auch bei den neu gebauten Townhouses im Kreuz. Diese wurden alle frei finanziert errichtet, weil viele Mitglieder bereits für solche Reihenhäuser vorgemerkt waren. Der wirtschaftlichste Anbieter hat im Rahmen der Ausschreibung den Zuschlag erhalten. Die Genossenschaft verzichtet hier zugunsten der Mitgliederrendite auf Kapitalrendite, um die Mieten leistbar zu halten. Mehr geht im Neubau definitiv nicht. Außer er ist zusätzlich öffentlich gefördert.“
Anders sieht es hier wiederum in der Unteren Herzöghöhe (UH) 6 aus. „Hier ist die soziale Durchmischung das Besondere. Wir bieten den Mietern Wohnungen für alle Geldbeutel an, von Geringverdienern bis zu Normalverdienern, denn hier beginnen die Mieten teilweise schon mit 5 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Trotzdem wurden alle Häuser und Wohnungen mit exakt gleicher Qualität, vom Grundriss und von der Ausstattung vollkommen identisch gebaut. Das bedeutet auch, dass es anhand der Wohnung nicht erkennbar ist, wer ein niedrigeres Gehalt hat und wer nicht“.
Der genossenschaftliche Gedanke der Gleichbehandlung spielt hier eine entscheidende Rolle. Jeder Mieter soll sich unabhängig von seinem Einkommen gleich wohlfühlen. Auch die Zielgruppe spielt keine Rolle bei der Wohnungsvergabe, in der UH 6 wohnen sowohl Rentner, als auch Alleinerziehende, Schwerbehinderte oder Starterhaushalte. „Jedoch wird das Einkommen und die Familiensituation genau betrachtet. Unsere Erfahrung in der UH6 hat gezeigt, dass viele arbeitende Menschen und Rentenempfänger gar nicht wussten, dass sie anspruchsberechtigt auf eine Wohnung für die Mitte der Bevölkerung sind. Im Übrigen bleibt zu erwähnen, dass die Neubauten in der UH6 die ersten öffentlich nach Einkommensorientierter Förderung bezuschussten Neubauwohnungen in Bayreuth seit langem sind“, erklärt Markus-Patrick Keil.
Zusätzlich plant die GBW am Stuckberg im Jahr 2021 Neubauten nach dem genau gleichen Modell. Nämlich baugleiche Gebäude, aber mischfinanzierte Bauweise für alle Einkommensgruppen. Dort entstehen unter anderem zwei und drei Zimmerneubauwohnungen für viele Personenkreise.
Aber nicht nur die GBW ist interessiert daran, Wohnungen für alle Gesellschaftsschichten zur Verfügung zu stellen. Auch die GEWOG engagiert sich um Wohnungen für Menschen mit kleinem Geldbeutel.
Beispielweise das Baugebiet „Untere Rotmainaue“ auf dem Areal der ehemaligen Siedlung Herzogmühle. OB Thomas Ebersberger äußert sich ebenfalls zu der Thematik gerechtes Wohnen in Bayreuth: „Die Unterstützung von Haushalten, die sich am Markt nicht aus eigener Kraft angemessen mit Wohnraum versorgen können, ist eine wichtige Aufgabe. Bayreuth ist eigentlich ein Musterbeispiel für die Schaffung sozialen Wohnraumes. Das Wohngebiet ,Untere Rotmainaue‘ auf dem Areal der ehemaligen Siedlung Herzogmühle umfasst derzeit 56 Wohnungen, die bezogen sind. Erweitert wird das Wohngebiet nach Norden durch einen weiteren Neubau mit 12 Wohnungen. Die Fertigstellung erfolgt im kommenden Jahr. Das Grundstück befand sich im Eigentum der Stadt und hätte teuer an einen Investor verkauft werden können. Stattdessen wurde das millionenschwere Gelände als Kapitaleinlage in die städtische Wohnbaugesellschaft GEWOG eingebracht, um Wohnen für Bayreuther mit kleinem Geldbeutel zu ermöglichen.“