Veröffentlicht am 18.10.2020 12:00
Veröffentlicht am 18.10.2020 12:00

Nachrichten Bayreuth: Der Weg ist das Ziel

Das Gipfelkreuz des Spieljoch, mit Ausblick in die Bergwelt des Zillertals, Karwendel und Rofangebirges. (Foto: Koschyk)
Das Gipfelkreuz des Spieljoch, mit Ausblick in die Bergwelt des Zillertals, Karwendel und Rofangebirges. (Foto: Koschyk)
Das Gipfelkreuz des Spieljoch, mit Ausblick in die Bergwelt des Zillertals, Karwendel und Rofangebirges. (Foto: Koschyk)
Das Gipfelkreuz des Spieljoch, mit Ausblick in die Bergwelt des Zillertals, Karwendel und Rofangebirges. (Foto: Koschyk)
Das Gipfelkreuz des Spieljoch, mit Ausblick in die Bergwelt des Zillertals, Karwendel und Rofangebirges. (Foto: Koschyk)

Nach der Überquerung des 2246 Meter hohen Pfitscherjoch geht es dem Zielort Sterzing entgegen.

BAYREUTH.

Aus eigener Kraft das größte Gebirge Europas, die Alpen, überqueren. Diesen Wunsch haben immer mehr Menschen. Bereits Johann Wolfgang von Goethe überquerte vor über 200 Jahren die Alpen. Auch der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk fühlte sich herausgefordert.

Die Idee kam, nachdem er einen Artikel über eine solche Wanderung in der Zeitung gelesen hatte. Schon in jüngeren Jahren war der heute 61-Jährige, passionierter Bergwanderer. Der Vorschlag einer solchen Tour, Ende letzten Jahres, kam im Familienkreis gut an und so machten man sich am 15. September auf den Weg, natürlich nicht ohne ein entsprechendes vorheriges intensives Training im Fichtelgebirge. „Wir haben die Tour vorher genau ausgearbeitet“, erzählt Hartmut Koschyk. „Die Wegstrecken wurden vorgeplant und die Unterkünfte gebucht. Als Vorlage diente uns ein sehr ausführlicher Wanderführer. Mitgenommen wurde nur so viel Ausrüstung, wie jeder tragen konnte. Jedes Kilo fällt da ins Gewicht“.

Insgesamt führen heute mehr als acht Routen zu Fuß über die Alpen, die bekanntesten sind die Überquerung von Oberstdorf nach Meran auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 und die Alpenüberquerung auf dem Traumpfad München-Venedig. Beste Zeit für Wanderung sind August und September, da dann der Schnee auch in den hohen Lagen geschmolzen ist.

Seit 2014 gibt es eine neue Route, die Alpenüberquerung vom Tegernsee bis nach Sterzing. Für diese Strecke haben sich Hartmut Koschyk und seine Mitwanderer entschieden. „Die Anreise nach Tegernsee erfolgte mit der Bahn“, erzählt Koschyk. „Die erste Strecke führte nach Wildbad Kreuth. Dort bin ich während meiner politischen Arbeit sehr oft gewesen, jetzt war die Ankunft eine andere.“ Anschließend ging es über die Blauberge zum Achensee. „Der Aufstieg war anstrengend und es hat stark geregnet“, erinnert er sich. „Der jüngste Teilnehmer unserer Gruppe war 30, der älteste 73 Jahre alt. Ich nahm mir meinen älteren Verwandten zum Vorbild. Auf der Blauberg Alm angekommen, waren wir völlig durchnässt. Hier hat sich gezeigt, wie wichtig die passende Kleidung ist. Das Wetter insgesamt war keine Herausforderung, denn es blieb bei diesem einzigen Starkregen. “

Die Wanderer erlebten faszinierende Landschaften und Ausblicke und Bergpanoramen: Hier ein Traumblick über den hellblauen Schlegeisspeicher auf 1.800 Meter Höhe.

Beeindruckt haben ihn auf dieser Wanderung Gespräche mit Menschen, die ihr Leben in der Einsamkeit kleiner Bauerndörfer in den Bergen verbracht haben und die Schönheit der Natur. „Wir haben zufällig mehrere Almabtriebe erlebt, solche für Touristen, aber auch solche, die nur dem ursprünglichen Zweck dienten, das Vieh nach dem Sommer in den Stall zurückzubringen.“

Beeindruckt haben ihn auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. „Auf einem 600 Jahre altem Bauernhof in einem historischen Almdorf erhielten wir eine Brotzeit oder es wurde uns angeboten, unsere Wäsche zu waschen.“ Die Wege waren sehr unterschiedlich: Einsame Bergpfade, aber auch Wandererstau, wenn die Strecke sich mit touristischen Pfaden kreuzte. Nach sieben Tagen Wanderung erreichte die Gruppe Sterzing.

Es sei eine Herausforderung gewesen, resümiert Koschyk, „die Wege waren teilweise steil, und steinig, aber auf schönen Wiesenpfaden konnte man eine vielfältige Insektenwelt beobachten.“ Abends sei man todmüde ins Bett gefallen. Er habe eine wohltuende Stille erlebt, Meditation und Spiritualität erfahren. „Ich bin ein religiöser Mensch“, sagt er. „Unterwegs fanden sich Weg- und Gipfelkreuze oder kleine, ursprüngliche Kirchen. Ich habe mich Gott nahe gefühlt“.

Für die siebentägige Wanderung benötigt man Trittsicherheit und eine gute Kondition, die Wege sind überwiegend leicht bis mittelschwer. Hartmut Koschyk hat für sich das Bergwandern wiederentdeckt und plant schon die nächsten Touren. Ganz oben auf seiner To-do-Liste: Die vier Gipfel des Fichtelgebirges an einem Wochenende. „Auch Touren im Salzburger Land oder der Kastanienweg im Tessin reizen mich.“


Von Jessica Mohr
jm
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