Der Bayreuther Radiologe Dr. med. Alexander Großmann ist Spezialist für MRT-Diagnostik und in eigener privatärztlicher Praxis tätig. Er berichtet heute über den Einsatz der Magnetresonanztomographie bei Sportverletzungen im Kindes- und Jugendalter. Diagnostik bei einer Sportverletzung der Jugendlichen: Am Anfang steht die Untersuchung durch den Sportarzt. Dieser entscheidet, ob weitere Diagnostik benötigt wird. Ist dies der Fall, wird eine Bildgebung veranlasst. Der Ultraschall in Händen eines erfahrenen Untersuchers ergibt bereits häufig Klarheit, vor allem bei Verletzungen von Muskeln oder Sehnen. Besteht der Verdacht auf eine Knochenverletzung wird die Röntgenuntersuchung eingesetzt. Die Rolle der Magnetresonanztomographie: Dieses Verfahren bietet letztlich die optimale Darstellung aller interessierender Strukturen, die durch eine Sportverletzung betroffen sein können. Knochen, Wachstumsfugen, Gelenkknorpel, Meniskusscheiben, Bänder, Muskeln, Faszien und Sehnen. Es ist die perfekte Methode für die Gesamtschau. Das MRT kann alles und sieht alles? Eine Magnetresonanztomographie ermöglicht die optimale Darstellung und Beurteilung der einzelnen „Bauteile“, die verletzt wurden oder beschädigt sind. Es kann aber nicht beurteilen, wie das Zusammenspiel, also die Funktion dieser Bauteile und des gesamten Systems, verletzt wurden oder beeinträchtigt sind. Man kann zum Beispiel im MRT verlässlich eine Verletzung eines Haltebandes am Sprunggelenk erkennen, aber man sieht nicht, wie stark das Gelenk dadurch in der Funktion beeinträchtigt ist. Dafür zeigt es Unfallfolgen, die in keinem anderen Verfahren nachweisbar sind. Beispiel: „Dickes Sprunggelenk nach Umknicken“: Junge Patienten haben weichere knöcherne Verhältnisse. Das liegt an den Wachstumsfugen, Knorpelzonen im Knochen, die diesem ein Weiterwachsen ermöglichen. Diese stellen aber auch Schwachstellen im Knochen dar und sind verletzungsanfälliger als die Bänder selbst. Im Bild 1 zeigt sich die Wachstumsfuge gelockert und es hat sich der typische Bluterguss unter der Knochenhaut des Wadenbeins gebildet (Einzelpfeil). Außerdem findet sich eine starke Knochenstauchung (Doppelpfeil) am Sprungbein, welche entlastet werden muss, damit der Knochen keinen Dauerschaden erleidet. Ein Röntgenbild oder CT können diese Information nicht liefern. Das Überlastungssyndrom als Form der Sportverletzung: Hohe Intensität im Sport, Ehrgeiz und Kondition führen zu Belastungen, denen das jugendliche Skelett nicht immer gewachsen ist. Beispiele sind Lockerungen der Knochenkerne (Apophysen), an denen zum Beispiel Sehnen befestigt sind. Entzündungen an Schambein oder Sitzknochen oder auch ein Stressbruch an den Wirbelfortsätzen der Lendenwirbelsäule sind bekannte Probleme. Beispiel „Zunehmender Rückenschmerz nach dem Sport“: Der Knochen reagiert auf Stress mit dem sogenannten Knochenödem. Die MRT kann diese Reaktion als einzige Methode sichtbar machen. Die Veränderung findet sich hier (Bild 2) als erste Stufe eines sich anbahnenden Stressbruchs der Gelenkfortsätze am untersten Lendenwirbel. Rechtzeitig behandelt, können nun der Bruch und die danach entstehende Spaltbildung mit Wirbelgleiten verhindert werden. Allerdings benötigt der Knochen hier monatelange Entlastung. Die MRT-Untersuchung als erster Schritt zur Behandlung: Die exakte Diagnose ist die Grundlage für die richtige Therapie. Ich nutze die klaren und eindrücklichen MRT-Bilder aber zusätzlich im Befundgespräch dazu, schon im Vorfeld ein Verständnis bei den Sportlern für die anstehenden Sportpausen im Rahmen der Behandlung zu wecken. Fast noch wichtiger ist dies bei den Überlastungsschäden. Wenn das Problem, welches der Körper mit einer Überlastungssituation hat, nicht nur gespürt wird, sondern bereits durch das MRT sichtbar ist, wird die bittere Pille „Entlastung und Geduld“ als Therapie oftmals besser akzeptiert.