Veröffentlicht am 13.04.2020 12:00
Veröffentlicht am 13.04.2020 12:00

medi bayreuth - Korner zur Saisonfortsetzung: „Mir fehlt die Fantasie”

Sieht eine Fortsetzung der Saison skeptisch: medi-Coach Raoul Korner. (Foto: Thorsten Ochs)
Sieht eine Fortsetzung der Saison skeptisch: medi-Coach Raoul Korner. (Foto: Thorsten Ochs)
Sieht eine Fortsetzung der Saison skeptisch: medi-Coach Raoul Korner. (Foto: Thorsten Ochs)
Sieht eine Fortsetzung der Saison skeptisch: medi-Coach Raoul Korner. (Foto: Thorsten Ochs)
Sieht eine Fortsetzung der Saison skeptisch: medi-Coach Raoul Korner. (Foto: Thorsten Ochs)

BAYREUTH. Es ist weiterhin offen, wie und ob die Saison in der BBL zu Ende gespielt wird. Aktuell kann auch medi bayreuths Trainer Raoul Korner nur spekulieren, allerdings hat der Österreicher eine klare Meinung. Der Headcoach der Oberfranken war am Samstag im Podcast bei „Sky Sport Austria“ zu Gast uns sprach unter anderem über…

…seinen Zeitvertreib in der aktuellen Situation: „Ich beschäftige mich im Moment mit Dingen, die nichts mit Basketball zu tun haben - und das ganz bewusst. Ich lese extrem viel. Dazu schaue ich, dass ich sportlich wieder ein Pensum absolviere. Außerdem mache ich Dinge, die ich aufgrund fehlender Zeit die letzten Jahre nicht machen konnte.”

…das Verlassen der Komfortzone: „Seit über 20 Jahren habe ich erstmals die Zeit, vom Basketball abzuschalten. Das ist eine neue Situation, ich komme heraus aus meiner Komfortzone. Das war aber auch etwas, was schon notwendig war. Ich hatte auch geplant, innerhalb der nächsten paar Jahre mal ein Sabbatical-Jahr einzulegen, meine Batterien wieder aufzuladen, um mal dem Alltag zu entfliehen und wieder kreativ zu werden in meinem Schaffen. So gesehen ist das für mich jetzt ein kleiner Segen, so traurig natürlich die Umstände sind. Ich versuche für mich, das Optimum aus der Situation herauszuholen.”

…eine Fortsetzung der Liga: „Grundsätzlich sind die meisten Vertragsunterbrechungen oder Vertragsauflösungen so konzipiert worden, dass im Falle der Fortführung der Liga die Legionäre wieder zurückkommen müssen. So viel zur Theorie. In der Praxis ist es so, dass wir Einreisebeschränkungen haben. Das heißt, im Moment wäre es nicht möglich, aber man redet jetzt auch nicht vom Moment. Mir fehlt generell, das muss ich offen sagen, die Fantasie, wie man es weiterführen kann. Weil die Spieler herzubekommen ist das eine. Das andere ist, wie geht man dann hier mit ihnen um? Müssen sie erstmal in eine Quarantäne von zwei Wochen? Wenn ja, wird es ein langweiliges Training. Dann ist die nächste Frage, wenn man ohne Zuschauer spielt, wie kann man sich das in der Praxis vorstellen? Ich finde es problematisch, die Leute richtigerweise dazu zu motivieren, daheim zu bleiben und keine sozialen Kontakte zu haben - und dann lässt man zehn verschwitzte Körper aufeinanderprallen. Das dritte ist, was mache ich mit den Spielern, mache ich Schnelltests? Und was passiert, wenn einer positiv getestet wird? Dann scheidet diese Mannschaft wieder aus dem Wettbewerb aus, die Mannschaft, gegen die sie gespielt hat, wird eventuell auch gleich in Quarantäne gesteckt. Also ich kann es mir im Moment nicht ganz vorstellen, ehrlich gesagt. Ich verstehe aber auch, wenn man von Seite der Liga so lange eine theoretische Chance besteht, die Saison zu Ende zu spielen, die Möglichkeit auch wahrt. Deshalb wird das immer wieder verschoben, bis wir eine Gewissheit haben.”

…über die Vertragsauflösung der Legionäre: „Du musst dir der Prioritäten bewusst sein. Die allererste Priorität ist die Gesundheit, die zweite die Familie, die dritte ist die Wirtschaft. Dann kommt lange nichts und dann irgendwann der Basketball. Bezüglich Gesundheit und Familie war es für mich keine Frage, dass wenn ein Spieler das Bedürfnis hat, in dieser Zeit zur Familie zu reisen, dann hat man ihm das zuzugestehen. Zumal ja der Trainingsbetrieb ohnehin nicht möglich ist. Und auch sonst keine Aktivitäten stattfinden. Da würde es keinen Sinn machen, einen Spieler gegen seinen Willen hierzubehalten. Daran hat auch niemand bei uns gedacht. Dann kommt natürlich ein wirtschaftlicher Aspekt dazu, dass die Vereine im Moment null Einnahmen haben. Sponsoren kriegen keine Gegenleistungen, das Publikum wird auch keine Eintrittskarten zahlen für Spiele, die nicht stattfinden. Das heißt, man versucht, die Kosten so weit es geht runterzufahren. Und die größten Kosten sind Personalkosten für Spieler.” … Überlegungen zu fiktiven Tickets zur Unterstützung des Vereins: „Die gibt es mit Sicherheit. Man darf auch nicht vergessen, dass der Standort Bayreuth ein ganz besonderes Merkmal hat, das ist dieser hohe Grad an Identifikation der Fans mit dem Team und der Stadt. Bayreuth ist keine Mega Großstadt und Basketball sportlich die unumstrittene Nummer eins ist. Das ist eine Besonderheit gegenüber vielen anderen Städte, wo vielleicht der Fußball regiert, das ist in Bayreuth anders. Das kann in dieser Situation jetzt helfen, weil sich jeder bewusst ist, dass die wirtschaftliche Situation schwierig und bedrohlich ist. Wir zählen mit Sicherheit im Budget nicht zur oberen Hälfte in der Liga. Ich rechne fest damit, dass die Fans, Sponsoren und sonstigen Leute, denen was an medi bayreuth liegt, zusammenstehen und mithelfen werden, dass der Standort überlebt.” ms


Von Jessica Mohr
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