Veröffentlicht am 07.11.2021 10:00
Veröffentlicht am 07.11.2021 10:00

Lokalnachrichten in Bayreuth: Zur Erinnerung an die Pogromnacht

Lokalnachrichten in Bayreuth: Zur Erinnerung an die Pogromnacht (Foto: BMTG / Norbert-Miguletz)
Lokalnachrichten in Bayreuth: Zur Erinnerung an die Pogromnacht (Foto: BMTG / Norbert-Miguletz)
Lokalnachrichten in Bayreuth: Zur Erinnerung an die Pogromnacht (Foto: BMTG / Norbert-Miguletz)
Lokalnachrichten in Bayreuth: Zur Erinnerung an die Pogromnacht (Foto: BMTG / Norbert-Miguletz)
Lokalnachrichten in Bayreuth: Zur Erinnerung an die Pogromnacht (Foto: BMTG / Norbert-Miguletz)

BAYREUTH.

Am Dienstag, 9. November, jährt sich die Reichspogromnacht zum 83. Mal. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bayreuth-Oberfranken setzt daher am Dienstag ein öffentliches Zeichen historischer Verantwortung: Bei einem Fußweg durch die Innenstadt werden an ausgewählten Wohnorten Lebensdaten und Kurzbiographien Bayreuther Holocaust-Opfer verlesen.

In diesem Jahr begleiten den Gedenkweg Mitglieder des Bayreuther Zamirchors und des israelischen Ashirachors aus Tel Aviv. Gemeinsam mit den beiden Chören und dem Chor „Ex Silentio“ aus Kulmbach veranstaltet die Deutsch-Israelische Gesellschaft zudem ein Gedenkkonzert, das am Donnerstag, 11. November, um 19 Uhr in der Schlosskirche stattfindet. Die Einladung zum Gedenkweg um 17 Uhr und zum Konzert richtet sich an alle Bayreutherinnen und Bayreuther. Ausgangspunkt für den Gedenkweg ist die Tourist-Info, Opernstraße 22.

Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt und dauert etwa 75 Minuten.

Organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen

Novemberpogrome – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch Reichskristallnacht oder Kristallnacht, Jahrzehnte später Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden. Auch in Bayreuth fanden Ausschreitungen statt. Am 9. November wurd die Synagoge verwüstet, geplündert und geschändet. Die völlige Zerstörung verdankte das Gebäude dem Umstand, dass benachbarte Opernhaus auf Anordnung der SS-Führung geschützt werden sollte.

Zahlreiche Geschäfte und Privatwohnungen jüdischer Bürger wurden ebenfalls kurz und klein geschlagen. Viele Männer und einige Frauen wurden in „Schutzhaft“ genommen, schreibt Norbert Aas in seinem Beitrag „Die Juden von Bayreuth – 1933 bis zur Gegenwart“ im Buch „Jüdisches Bayreuth“, das von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit herausgebracht wurde. Nach der barbarischen Menschenjagd in der „Reichskristallnacht“ wurden die jüdischen Bürger in die Viehstallungen an der Rotmainhalle eingesperrt. Hier waren sie am nächsten Tag den Blicken gaffender Bayreuther ausgesetzt.

Am Tag nach der „Judenaktion“ gab es auch einige kritische Stimmen aus der Bevölkerung. So wurden die Aktionen auf „den Pöbel“ geschoben. So war es laut dem Beitrag von Norbert Aas in der Tat: Hemmungslose SA-Leute hatten auf Befehl sogar alte, bettlägerige Leute verprügelt und ihre Wohnungseinrichtungen kurz und klein geschlagen.

Reichspogromnacht besiegelte das Schicksal der Juden

Mit der Reichspogromnacht war das Schicksal der Bayreuther Juden wie das aller Juden in Deutschland besiegelt.

Das Ereignis bildete nur den Auftakt für eine danach schnell weiter ansteigende Welle von Verfolgungen und Deportationen jüdischer Bayreuther. Teils wurden die „Schutzhäftlinge“ des 9. November bald wieder entlassen, teils wurden sie jedoch auch in Haft gehalten. Der Freiheitsentzug wurde als Druckmittel verwendet, um die Arisierung der jüdischen Firmen und des Hausbesitzes zu beschleunigen: Freilassung gegen Verkauf weit unter Wert, der staatlich organisierte Vermögensraub erreichte eine neue Stufe.

Manche wurden auch erst freigelassen, als sie die Auswanderungserklärung unterschrieben hatten. Als Krönung des Ganzen wurde den deutschen Juden als Gemeinschaft für den Schaden, den man bei ihnen angerichtet hatte, auch noch eine „Sühneleistung“ in Höhe von einer Milliarde Reichsmark auferlegt.

Alle jüdischen Firmen in Bayreuth waren letztlich zu Beginn des Jahres 1939 in „arischen“ Händen, den Juden war das Führen eines Geschäftes untersagt.

Weitere Informationen:

Anmeldungen für den Gedenkweg am Dienstag und das Konzert am Donnerstag werden erbetenandigev@bayreuthoberfranken.de .

rs


Von Jessica Mohr
jm
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