Veröffentlicht am 15.08.2021 13:00
Veröffentlicht am 15.08.2021 13:00

Lokalnachrichten in Bayreuth: Auf den Spuren der Familie Wagner

Wagner-Zimmer: V.l. Roswitha Fein und Adrian Indlekofer führen durch die Ausstellung. Corona hat Hideo Watanabe (r.) nicht gehindert, um von Tokio zu den Richard-Wagner-Festspielen zu reisen. Er bleibt eine Woche in Bayreuth und macht im Anschluss weitere Besuche in Süddeutschland. Zusammen mit Heidrun Nusser besuchte er das Wagner-Zimmer in Donndorf. (Foto: Wolfgang Munzert)
Wagner-Zimmer: V.l. Roswitha Fein und Adrian Indlekofer führen durch die Ausstellung. Corona hat Hideo Watanabe (r.) nicht gehindert, um von Tokio zu den Richard-Wagner-Festspielen zu reisen. Er bleibt eine Woche in Bayreuth und macht im Anschluss weitere Besuche in Süddeutschland. Zusammen mit Heidrun Nusser besuchte er das Wagner-Zimmer in Donndorf. (Foto: Wolfgang Munzert)
Wagner-Zimmer: V.l. Roswitha Fein und Adrian Indlekofer führen durch die Ausstellung. Corona hat Hideo Watanabe (r.) nicht gehindert, um von Tokio zu den Richard-Wagner-Festspielen zu reisen. Er bleibt eine Woche in Bayreuth und macht im Anschluss weitere Besuche in Süddeutschland. Zusammen mit Heidrun Nusser besuchte er das Wagner-Zimmer in Donndorf. (Foto: Wolfgang Munzert)
Wagner-Zimmer: V.l. Roswitha Fein und Adrian Indlekofer führen durch die Ausstellung. Corona hat Hideo Watanabe (r.) nicht gehindert, um von Tokio zu den Richard-Wagner-Festspielen zu reisen. Er bleibt eine Woche in Bayreuth und macht im Anschluss weitere Besuche in Süddeutschland. Zusammen mit Heidrun Nusser besuchte er das Wagner-Zimmer in Donndorf. (Foto: Wolfgang Munzert)
Wagner-Zimmer: V.l. Roswitha Fein und Adrian Indlekofer führen durch die Ausstellung. Corona hat Hideo Watanabe (r.) nicht gehindert, um von Tokio zu den Richard-Wagner-Festspielen zu reisen. Er bleibt eine Woche in Bayreuth und macht im Anschluss weitere Besuche in Süddeutschland. Zusammen mit Heidrun Nusser besuchte er das Wagner-Zimmer in Donndorf. (Foto: Wolfgang Munzert)

BAYREUTH/DONNDORF.

Die Familie von Richard Wagner hat in Bayreuth viele Spuren hinterlassen. Weltberühmt sind das Festspielhaus oder Haus Wahnfried. Doch es gibt in Bayreuth und Umgebung noch weitere Wohnorte, die weniger öffentlich bekannt sind: Schloss Carolinenruh an der Königsallee und Hotel Fantaisie in Donndorf.

Richard mit Familie in Donndorf

Adrian Indlekofer aus München, ein glühender Wagner-Fan, hat im ehemaligen Hotel Fantasie, welches derzeit umgebaut wird, eine Eigentumseinheit erworben, aber nicht irgendeine, sondern eben auch Zimmer, die Richard Wagner mit seiner Familie, Hund Russ und zwei Bediensteten ab April 1872 fünf Monate bewohnte. „Es macht mich unheimlich stolz“, so Adrian Indlekofer, „dass ich Eigentümer werden konnte“.

Noch ist das frühere Hotelgebäude eine große Baustelle, doch Adrian Indlekofer hat das frühere Schlafzimmer und Arbeitszimmer von Richard Wagner innerhalb seiner Eigentumswohnung in ein kleines, feines Museum verwandelt, um es während der Festspielzeit der Öffentlichkeit zu zeigen. Zu sehen sind Schlafzimmermöbel von Richard und Cosima: Das Bett, ein Schrank, eine Kommode und zwei Nachttische. Es sind die einzigen noch existierenden Möbel, die Wagner tatsächlich berührt hat. Bei der Sanierung der Wohnung ist unter Teppichbodenschichten und Holzdielen auch das originale Kassettenparkett aufgetaucht und unter Farbschichten der ursprüngliche Türrahmen. Somit lässt sich feststellen, in welchem der bewohnten Räume sich tatsächlich das Arbeitszimmer befand. Zu sehen sind ferner unter anderem Baupläne für Wahnfried, Handschriften und Bilder.

Die Wagners bewohnten, auf Vermittlung von Friedrich Feustel, Freund der Familie, Politiker und Bankier, fünf Monate lang die oberste Etage des Hotels. Während dieser Zeit entstanden die Pläne für den Bau von Wahnfried, der Komponist vollendete die Orchesterskizze der „Götterdämmerung“, schrieb am zweiten Band seiner Autobiografie „Mein Leben“.

„Die Lage hier gefällt uns immer besser, unsere Stuben sind nun eingerichtet, Bilder gehängt, und R. ist zufrieden“, schrieb Cosima in ihr Tagebuch. Im Herbst 1872 zieht die Familie, wegen schlechter Beheizbarkeit des Hotels, nach Bayreuth in die Damm-allee und lebte dort knapp zwei Jahre lang, bis Wahnfried bezugsfertig war.

Bis 2015 wurde das Hotel Fantaisie mit Restaurant in dem markanten Gebäude neben dem Schlosspark in Donndorf weiter betrieben und die von der Familie Wagner bewohnten Räume blieben Gästezimmer, inklusive der Möbel. Kaum zu glauben, aber im Bett von Cosima und Richard haben jahrzehntelang Hotelgäste geschlafen. Nach dem Verkauf von Hotel Fantaisie an einen Nürnberger Investor, erwarb die Oberfrankenstiftung die Möbel, um sie der Öffentlichkeit im Historischen Museum in Bayreuth zu präsentieren. Adrian Indlekofer hat es geschafft, eine vom Richard-Wagner-Museum kuratierte temporäre Ausstellung in Teilen der früheren Wohnräume auf die Beine zu stellen, inklusive Originalmobiliar als Leihgabe. Und er hat noch weitere Pläne: Der Umzug der Familie Wagner nach Bayreuth jährt sich 2022 zum 150. Mal. „Ich kann mir eine weitere Ausstellung oder kleinere Veranstaltungen zu diesem Anlass vorstellen“, sagt er vorausschauend.

Isolde mit Familie in Colmdorf

Beim Umzug nach Bayreuth war Isolde, Tochter von Cosima und Richard Wagner, fünf Jahre alt. Sie heiratete im Dezember 1900 den Schweizer Musiker Franz Philipp Beidler, der für die Festspiele tätig war. Das Paar übersiedelte von Wahnfried in einen Seitenflügel des Schlosses Carolinenruhe in Colmdorf und bewohnte sieben Zimmer. Dort kam am 24. Oktober 1902 Wilhelm Franz, der erste Wagner-Enkel, zur Welt. Die kleine Familie lebte zehn Jahre lang in Colmdorf. Isoldes Mann avancierte schnell zum Festspieldirigenten, doch sein Ehrgeiz kam in der Familie nicht gut an. Es kam immer wieder zu Streit, mit Cosima und den Geschwistern, der im totalen Zerwürfnis gipfelte und letztendlich zur Behauptung, Richard Wagner sei nicht Isoldes legitimer Vater. Während dieser Zeit saß Isolde vermutlich oft an dem Sekretär, der jetzt im Schloss Carolinenruhe ausgestellt ist. Die jetzigen Schloss-Eigentümer, die Bayreuther Familie Rothenbücher, hat das ramponierte Möbelstück im Haus vorgefunden und liebevoll restauriert. „Die Wiederherstellung hat ein Vielfaches von dem gekostet, was ein Biedermeier-Sekretär eigentlich Wert ist“, sagt Peter Rothenbücher, „doch er war es uns wert.“ Das Schlossmuseum in Colmdorf komplettiert deshalb jetzt ein „Isolde Beidler-Zimmer“, welches, neben dem Sekretär, mit zeitgenössischen Möbeln und Bildern ausgestattet ist.

Um das Wagner-Erbe für den Sohn zu sichern, strengte Isolde 1914 eine Vaterschaftsklage an, scheiterte an der gegebenen Rechtslage und den Unwahrheiten der Familie. Isolde Beidler kam nicht mehr nach Colmdorf zurück, starb von ihrem Mann betrogen, einsam und enttäuscht am 7. Februar 1919 im Alter von nur 53 Jahren an einer Lungenkrankheit in München.

Weitere Informationen:

www.wagnerzimmer.de

Öffnungszeiten: Täglich, außer Di, 11 bis 15 Uhr, noch bis So, 22. 08. Bamberger Straße 5, 95488 Eckersdorf.

Eintritt: 2 Euro, ermäßigt 1 Euro.

Zugang über die Fluchttreppe (42 Stufen) im Hof. Zutritt derzeit nur auf diesem Weg. E-Mail: info@wagnerzimmer.de

www.schloss-colmdorf.de www.markgrafenkultur.de

Schlossmuseum Carolinenruhe, Colmdorf 8, 95448 Bayreuth

Schlossführungen für Gruppen ab 4 Personen.

Terminvereinbarungen: Tel. 0921 /61878


Von Jessica Mohr
jm
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