BAYREUTH.
Die Stadtbibliothek Bayreuth feiert 2021 ihr 100-jähriges Bestehen und gleichzeitig 10 Jahre RW21 durch den Umzug im Jahre 2011 in die Richard-Wagner-Straße 21. Das neue Zuhause bietet Platz für ein besonderes
Bibliothekskonzept. Ein Doppel-Jubiläum, das den Blick zurück und noch viel mehr nach vorne lenkt. Kommuniziert wird dies mit einem Jubiläumskonzept, das sich pandemiebedingt auch in das Jahr 2022 erstrecken wird. Eingeläutet durch eine eigens für das Jubiläum konzipierte Kampagne, wird die Bibliothek im Stadtbild sicht- und erlebbar. Die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum ist gerade in Zeiten, die von Beschränkungen geprägt sind, wichtig. „Die Stadtbibliothek gibt den Menschen die Möglichkeit, ein Zuhause im öffentlichen Raum zu finden und sich gleichzeitig mit ihrer Stadt zu identifizieren“, so Bibliotheksleiter Jörg Weinreich, „und gerade jetzt ist ein ausgeweitetes digitales Angebot, wie wir es schaffen, besonders wichtig.“ Entsprechend rückt die Jubiläumskampagne unter dem Motto „Die ganze Welt in einem Haus | 100 Jahre Stadtbibliothek“ genau diese Vielfalt in den Fokus, die Besucher im RW21 vorfinden. Die Kampagne spiegelt die Vielfalt dessen wider, was man in der Stadtbibliothek vorfindet. Veranstaltungen für alle Altersgruppen, ein umfassendes Medienangebot, vom gedruckten Buch, über eBooks, bis hin zur digitalen Welt des 21. Jahrhunderts. Gerade den Aspekten Leseförderung, Wissen und Lernen wird dabei eine wesentliche Bedeutung zugemessen. „Mit dem multimedialen Bildungsangebot eröffnet die Stadtbibliothek den Menschen eine Möglichkeit, ihre Chancen für die Zukunft optimal zu gestalten“, erklärt Bianka Hoffmann, die für das Programm und insbesondere für die Angebote des Lernstudios verantwortlich ist. „Gerade zur Zeit setzen wir vermehrt auf digitale Angebote, die auch im Lockdown neue Perspektiven eröffnen. So ist zum Beispiel seit Ende Januar die interaktive Sprachlern-App uTalk für alle Bibliotheksnutzer kostenlos“, so Bianka Hoffmann. Gefeiert wird 2021/2022 hinweg mit einem Kommunikationskonzept, das immer wieder neue Akzente setzt. Details werden aufgrund der aktuellen Situation ständig angepasst, wie Monika Pellkofer erklärt, die mit ihrem Team die Öffentlichkeitsarbeit steuert.
Wie hat sich die Stadtbibliothek innerhalb der letzten zehn Jahre seit dem Umzug verändert? Wie war die Situation, beziehungsweise Atmosphäre vor dem Umzug?
Weinreich: „Im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Domizilen am Luitpoldplatz (Hauptstelle) und in der Münzgasse (Jugendbücherei) haben wir mit dem RW21 einen Quantensprung vollzogen. Natürlich gab es seinerzeit Liebhaber*innen der alten Räume, die der charmant-verstaubten Atmosphäre am Luitpoldplatz nachgetrauert haben. Ich bin mir aber sicher, dass die beengte, WC-lose (!) Jugendbücherei im alten Iwalewahaus niemand vermisst hat. Seit 2011 im RW21 konnte die Stadtbibliothek – ganz abgesehen vom vorteilhaft präsentierten Medienangebot – endlich langgehegte Träume verwirklichen und jede/n in einer ansprechenden, freundlichen und bunten Atmosphäre willkommen heißen, sei es auf der Suche nach Informationen, um Freunde zu treffen, zum Lernen, Games zocken oder beim Besuch von vielfältigen Veranstaltungen.“
Die Volkshochschule ist mittlerweile auch im selben Haus mit der Bibliothek. Gibt es eine gegenseitige Ergänzung zwischen der Bibliothek und den Kursen der Volkshochschule?
Weinreich: „Das RW21 war zu Beginn geplant als ein ‚Haus des Lebenslangen Lernens‘, also das Bibliotheksangebot in enger Verknüpfung mit dem Kursangebot der vhs. Nach wie vor betreibt die Stadtbibliothek z.B. das Lernstudio, das mit seinem punktuellen,
konzentrierten Kursangebot als Schnittstelle zwischen Bibliothek und den zeitlich ausgedehnteren vhs-Kursen dient. Die digitale Stadtbibliothek setzt außerdem mit ihrem E-Learning-Angebot Akzente in der persönlichen Weiterbildung.“
Wie hat sich die Stadtbibliothek in Kombination mit den neuen Medien entwickelt? Bzw. wie hat sich die Ausleihe durch die Menschen entwickelt? Werden immer noch gerne Bücher ausgeliehen oder werden diese von den neuen Medien verdrängt?
Weinreich: „Im Laufe der Jahre hat sich das Mediennutzungsverhalten der Bevölkerung an die technischen Gegebenheiten angepasst und sich auch weiterhin ständig verändert. Diese Entwicklungen sind natürlich auch im Bibliotheksangebot wie in der Bibliotheksnutzung sichtbar. Wir sehen hier eine perfekte Ergänzung unterschiedlicher Medientypen, die zu unterschiedlichen Gelegenheiten und Zeiten genutzt werden, ganz nach Vorliebe der Menschen. Ein Kampf zwischen digital und analog findet so nicht statt. Besonders erwähnenswert ist sicherlich der E-Book-Bereich, bei uns die ‚Franken-Onleihe‘, die gerade in Zeiten eines Lockdowns ungeahnte Zuwächse verzeichnet. Als kleiner Ausblick: sobald es im Verlauf der Pandemie wieder möglich ist, wird die Stadtbibliothek eine VR-Zone einweihen, wo man in die virtuelle Realität eintreten kann.“
Wie empfinden Sie die allgemeine Stimmung in der Bibliothek? Verweilen die Menschen gerne in der Bibliothek, beispielsweise auch in Kombi mit dem Café im Obergeschoss? Haben Sie eine spezielle Altersgruppe, die vermehrt in der Stadtbibliothek Gast ist?
Weinreich: „Wir hatten vor der Pandemie die perfekte Atmosphäre im Haus, die Stimmung war im allgemeinen gut bis sehr gut, was sicher auch daran liegt, dass der Besuch der Stadtbibliothek keinen Zwängen unterliegt und alle voll froher Erwartung ins RW21 kommen. In seiner Offenheit und mit den verschiedenen Zonen von Ruhe und prallem Leben spricht das Haus unterschiedliche Bedürfnisse gleichzeitig an. Ganz stark trägt auch das Lesecafé Samocca mit seinem freundlichen Personal dazu bei, die Menschen in gute Laune zu versetzen. Voller Sehnsucht warten wir auf die Rückkehr unseres Publikums und die Wiedereröffnung des Cafés.“