Ab Samstag könnte dem intellektuellen Männerbund in Bayreuth etwas mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden. Dann wird um 10 Uhr das Lindwurm-Denkmal am Annecyplatz eingeweiht. Lindwurm? Ein Fabeltier aus Schlange und Drache. Und: Das Wappentier der Niederländter.

Ohne Lindwurm geht nichts bei den Niederländtern. Der ist nicht nur Wappenzeichen, sondern auch Hommage an Richard Wagner, wo ein Drache den Nibelungen-Schatz bewachen soll. Und damit wäre man schon bei dem, was die Niederländter ausmacht: der intellektuelle Müßiggang. „Malerei, Dichtkunst, Musizieren“, zählt Friedrich Reichenbächer auf. Er ist Ertz-Stifftspfleger des Bayreuther Männerbundes – und damit so etwas wie der Seniorchef der derzeit 11 Mitglieder.

Das Lindwurm-Denkmal steht bereits seit März 2020 auf dem Annecyplatz. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Bayreuther Urstätt, so heißt der „Verein” der Niederländter. Dann kam Corona. Und die Einweihung wurde um drei Jahre verschoben. Gestaltet wurde das Lindwurm-Denkmal vom Wunsiedler Bildhauer Manfred Reinhart.

„Van!”, ertönt des Öftern, wenn sich die Niederländter treffen, gegenseitig zustimmen oder einfach freuen. Das ist eine Akronym des lateinischen Ausrufs „Vivat amicicia nostra” und bedeutet „Es lebe unsere Freundschaft!” Dieser Ausruf ist auch auf dem Lindwurm-Denkmal verewigt - ganz nach dem Geschmack der intellektuellen Freunde.

In Deutschland gibt es nach Schätzungen Reichenbächers rund 400 Niederländter; in Bayern, Landau/Pfalz sowie im Rheinland. Das Motto der Niederländter lautet „Froh Gemüt, geschickte Hand“ – und soll jedem der Herren die Freiheit geben, sich intellektuell nach seinen Vorlieben betätigen zu können.

Der 7. Februar 1870 war es, als Ludwig von Nagel im ehemaligen Gasthaus zur Sonne in der heutigen Richard-Wagner-Straße, die sogenannte Bayreuther Urstätt, gründete. Nagel war Offizier des in Bayreuth ansässigen Königlich Bayerischen Chevaulegerregiment

Mit der Einweihung des steingewordenen Lindwurms am Annecyplatz hat es sich mit dem Niederländter-Programm in Bayreuth noch nicht getan. „Wir werden ab 14:30 Uhr einen Familientag mit Kaffee und Kuchen im Innenhof des Prinzessinnenhauses in der Markgrafenallee ausrichten. Das geht dann bis in die Abendstunden“, kündigt Reichenbächer an. Im Prinzessinnenhaus treffen sich die Niederländter

Dann freut man sich nicht nur auf musizierende und mundartlich redende Männer, sondern einfach auf alle, die etwas über eine der ältesten, aber wohl unbekanntesten Vereinigungen Bayreuths erfahren möchte. Wen man dann ziemlich sicher auch antreffen kann, wird der Lindwurm sein.