BAYREUTH/BONN. Es hat nicht ganz geklappt mit der perfekten Saison für die Telekom Baskets Bonn. Der Champions League Sieger verlor die Finals um die Deutsche Basketballmeisterschaft gegen Ratiopharm Ulm mit 1:4 Spielen.
Der gebürtige Bayreuther Leon Kratzer war mittendrin dabei. Er genießt nun die Sommerpause in seiner Heimatstadt Bayreuth. Die Entwicklung des Bayreuther Basketballs verfolgt Kratzer ganz genau.
Herr Kratzer, was überwiegt einige Tage nach den Finals? Noch Enttäuschung oder der Stolz?
Leon Kratzer: Die ersten Tage nach dem Spiel waren schon sehr schmerzhaft. Das legt sich gerade allmählich, gemischte Gefühle habe ich immer noch – auch wenn ich weiß, dass wir alles in allem eine richtig gute Saison gespielt haben.
Haben Sie im Team erörtert, was zur ultimativen Krönung der Saison gefehlt hat, bevor Sie und Ihre Teamkollegen in die Heimat aufgebrochen sind?
Leon Kratzer: Die Sperre gegen unseren Mitspieler Michel Kessens in Spiel zwei war mindestens diskussionswürdig. Ich finde, es war eine falsche Entscheidung. Die Gehirnerschütterung von Javontae Hawkins in Spiel drei hat es für uns nicht einfacher gemacht.
Ist Ratiopharm Ulm ein würdiger Deutscher Meister?
Leon Kratzer: Wer als Siebter der Hauptrunde in die Playoffs geht und dort Alba Berlin (Zweiter), Bayern München (Dritter) und uns als Hauptrundenprimus besiegt, ist definitiv ein würdiger Champions. Ratiopharm Ulm war da, als es am meisten darauf ankam.
Sie haben in der abgelaufenen Saison im Schnitt 8,4 Punkte und 6,3 Rebounds erzielt. Sind Sie zufrieden mit Ihrer individuellen Leistung?
Leon Kratzer: Ich habe im Vergleich zur letzten Spielzeit einen Schritt nach vorne gemacht. Ich hatte mehr Spielzeit und dadurch automatisch auch mehr Verantwortung übernommen.
Sie sind der erste Bayreuther, der die Basketball Champions League gewonnen hat. Haben Sie lange gebraucht, um den Erfolg gegen Jerusalem zu realisieren?
Leon Kratzer: Ich hatte den Erfolg unmittelbar nach dem Sieg in Malaga zwar im Kopf, aber ich habe schon zwei bis drei Tage gebraucht, um das alles richtig einordnen zu können?
Es wird zwischen den Saisons immer mal wieder über Vereinswechsel spekuliert, auch über Ihre Person. Steht schon fest, wo es zur kommenden Saison für Sie weitergeht?
Leon Kratzer: Im Hintergrund laufen Gespräche. Es ist jetzt noch viel zu früh um zu sagen, wie die ausgehen werden.
Sollten Sie in Bonn bleiben: Denken Sie, das Gesicht der Mannschaft wird sich stark verändern? Coach Iisalo wird den Verein verlassen, das steht fest. Und nicht nur ein MVP TJ Shorts stünde sicher auch anderen Mannschaften gut zu Gesicht.
Leon Kratzer: Wir hatten ein richtig gutes Jahr. Dass da manche Spieler interessant werden gehört zum Geschäft dazu. Außerdem geht unser Kapitän Karsten Tadda zurück in seine Heimat Bamberg. Ein Umbruch kann für andere Spieler auch eine Chance sein.
Haben Sie aus der Entfernung die Entwicklung des Basketballs in Ihrer Heimatstadt verfolgt?
Leon Kratzer: Das habe ich allerdings. Ich habe auch mitgelitten, einfach weil mir der BBC Bayreuth und natürlich auch die Profimannschaft sehr am Herzen liegen. Man konnte sich vor der Saison denken, dass es ein schwieriges Jahr werden würde. Dass es mit Lars Masell als Trainer nicht geklappt hat, finde ich sehr schade.
Wie schätzen Sie die weitere sportliche und strategische Entwicklung in Bayreuth ein?
Leon Kratzer: Wichtig ist eine grundsolide Infrastruktur. Der BBC Bayreuth hat da fähige Leute dabei, die mit Leidenschaft bei der Sache sind. Die sollte man mal machen lassen. Wichtig ist auch eine Spiel- und Trainingsstätte, die den Anforderungen von BBL und aktuell ProA dauerhaft gerecht wird. Ich hoffe, dass das kein unüberwindbares Hindernis wird.
Wie lange werden Sie in Bayreuth bleiben? Wann beginnt wieder das Training?
Leon Kratzer: Ich bin sehr heimatverbunden und weiß, was ich an Bayreuth habe. Hier werde ich mir sicher auch mal wieder ein Schäuferla gönnen.
Geht es außer Bayreuth noch woanders hin in den Urlaub?
Leon Kratzer: Jetzt stehen erstmal noch einige Tage Bayreuth auf dem Programm. Am Donnerstag haben wir den Geburtstag meiner Mutter gefeiert. Ich freue mich, dass ich dabei sein konnte. Dann geht es spontan noch irgendwo hin. Die kommende Saison wird früh genug wieder starten.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kratzer!