BAYREUTH.
Seit 01. September ist Florian Luderschmid neuer Regierungspräsident von Oberfranken. Sein Dienstsitz ist das historische Regierungsgebäude in der Ludwigstraße 20. Florian Luderschmid folgt auf Heidrun Piwernetz, die als Präsidentin die Leitung des Obersten Rechnungshofs in Bayern übernahm. Vor seinem Wechsel nach Bayreuth war der Jurist Luderschmid Regierungsvizepräsident der Oberpfalz.
Herr Regierungspräsident, Sie selbst stammen aus der Oberpfalz. Woran denken Sie als erstes, wenn Sie die Worte „Oberfranken“ und „Bayreuth“ hören?
Tatsächlich bin ich im bayerischen Schwaben geboren und aufgewachsen. Als „Wahloberpfälzer“ lebe ich seit meiner Studienzeit, also mehr als 25 Jahre in Regensburg. Gearbeitet habe ich auch in München beim Bayerischen Innenministerium und in der Staatskanzlei, in Starnberg am Landratsamt und in der Bayerischen Vertretung in Berlin.
Mit Oberfranken verbinden mich Freundschaften mit etlichen Oberfränkinnen und Oberfranken, die ich vor allem bei meinen beruflichen Stationen kennen und schätzen lernen durfte. Einer meiner besten Freunde ist Bamberger. Daher bin ich mir sicher: mit den Oberfränkinnen und Oberfranken werde ich sehr gut auskommen!
Da ich begeisterter Musiker (Chorleiter, Organist und Sänger) bin, denke ich bei Bayreuth natürlich an Richard Wagner, aber auch an Wilhelmines grandioses Markgräfliches Opernhaus. So freue ich mich besonders auf große Wagner- und Barockopern, aber auch auf tolle Konzerte mit den Bamberger und Hofer Symphonikern. Ohnehin kann man in Oberfranken Kultur in unterschiedlichsten Facetten und auf höchstem Niveau erleben.
Durch welche Qualitäten zeichnet sich Oberfranken nach Ihrer Einschätzung aus?
Die Kultur habe ich ja schon erwähnt. Auf Wanderungen konnte ich die Fränkische Schweiz, das Fichtelgebirge und erst unlängst mit dem Döbraberg auch den Frankenwald erleben – Landschaft also: top! Bei der Jahrestagung des Demografie-Kompetenzzentrums unseres Vereins Oberfranken Offensiv, wo ich mir den Vorsitz mit Bezirkstagspräsident Henry Schramm teile, durfte ich vergangene Woche nochmal vertieft erfahren, wie innovativ, familienfreundlich und zukunftsfest Oberfranken ist. Nicht entgangen ist mir schließlich, dass Oberfranken Genussregion ist und auch als Bierfranken bezeichnet wird. Auch darauf freue ich mich.
Haben Sie sich für Ihre Schaffenszeit als Regierungspräsident von Oberfranken ein großes Ziel gesetzt?
Als Regierungspräsident ist man zuvörderst Chef der Regierung von Oberfranken, einer äußerst vielseitigen, mit zahlreichen Zuständigkeiten ausgestatteten Behörde des Freistaats Bayern mit fast 800 Kolleginnen und Kollegen. Oberstes Ziel ist, dass wir die uns anvertrauten Aufgaben vorbildlich zum Wohle Oberfrankens erfüllen. Hierzu zählt zum Beispiel die Unterbringung der geflüchteten Menschen, wo die Regierung, die Landratsämter sowie die Städte und Gemeinden nach wie vor in hohem Maß gefordert sind, ebenso wie wir alle als Gesellschaft. Mein großer Dank geht an die gesamte kommunale Familie für ihr Engagement und den außerordentlichen Einsatz. Wir arbeiten eng zusammen, die Situation ist nur gemeinsam zu bewältigen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Energiewende, die bei den bayerischen Regierungen Chefsache ist. Mit der Städtebau- und der Wohnraumförderung, der Lehrerversorgung, dem Umweltschutz und der Wasserversorgung, der Landwirtschaft und dem Arbeitsschutz haben wir weitere Aufgaben, deren Erfüllung für Jede und Jeden spürbar ist und die existentiell für den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft und unseren Wohlstand sind.
Nachfrage zur Energiewende: Andere Behörden errichten Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern. Wie sieht es bei der Regierung von Oberfranken aus?
Wir sind uns der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand sehr bewusst. Gleichzeitig gilt es, mit den denkmalgeschützten Gebäuden der Regierung von Oberfranken sehr behutsam umzugehen. Mit den jüngsten Lockerungen im Bayerischen Denkmalschutzgesetz ist nun ein erleichterter Einsatz von erneuerbaren Energien im Denkmalbereich möglich. Dementsprechend werden wir in nicht einsehbaren Bereichen, dort wo es fachlich verträglich und verantwortbar ist, Photovoltaikanlagen installieren. Zudem verbessern wir mit der derzeitigen Fenstersanierung die Gebäudeenergieeffizienz.
Was wird Ihre erste Amtshandlung im neuen Amt sein? (bzw. Was war Ihre erste Amtshandlung?)
Bei meinen bisherigen beruflichen Stationen habe ich mir angewöhnt, die Dinge erstmal eine gewisse Zeit zu beobachten und viele Gespräche zu führen. So habe ich mich zunächst mit Regierungsvizepräsident Thomas Engel sowie mit der Führungsmannschaft der Regierung intensiv über alle Themen, die die Regierung bewegen, ausgetauscht. Dann führe ich „Kennenlern-Gespräche“ mit den oberfränkischen Landräten, der Oberbürgermeisterin und den Oberbürgermeistern, den Präsidenten der Universitäten und Hochschulen, den Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammer, den Kirchen, den Leitungen der nachgeordneten Behörden usw. Eine gute Führung der Regierung wird nur gelingen, wenn man die Probleme und Herausforderungen kennt – hierzu ist jedes Gespräch, jeder Austausch gerade in der Anfangszeit wertvoll.
Eine Besonderheit in unserer Region ist die Oberfrankenstiftung, deren Stiftungsratsvorsitzender Sie sind!
Ja, das ist ein Alleinstellungsmerkmal in ganz Bayern. Die Gründer haben sich seinerzeit ganz bewusst für eine öffentlich-rechtliche Stiftung entschieden, mit dem Regierungspräsidenten als Stiftungsratsvorsitzenden. Die Oberfrankenstiftung ist wirklich eine segensreiche Institution. Für ihre Arbeit wurde sie übrigens im Jahr 2022 mit dem Portfolio Institutionell Award als beste Stiftung in der Vermögensanlage deutschlandweit ausgezeichnet. Dieses Jahr erhielt sie für ihr Wirken die Denkmalschutzmedaille, mit der das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege herausragenden Einsatz für Denkmäler im Freistaat auszeichnet.
In der Vergangenheit wurde gelegentlich über die Rolle der Regierungen in der Bayerischen Staatsverwaltung diskutiert. Wie sehen Sie das?
Die Regierungen bündeln die Tätigkeit der Staatsregierung im gesamten Regierungsbezirk. Als zentrale staatliche Mittelbehörde ist sie in der Regel erster Ansprechpartner für die Kommunen und die Entscheidungsträger vor Ort und vermitteln die Interessen der Region nach München und umgekehrt. Sie bringt wichtige langfristige Entwicklungsthemen für die Region voran, die der Bündelung unterschiedlicher Belange bedürfen und mehrere Lebensbereiche gleichzeitig betreffen, Stichwort: Energiewende. Auf die Regierung ist Verlass gerade auch in Krisenzeiten: bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie genauso wie bei der Bewältigung der Zuwanderung von Asylsuchenden oder zuletzt bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Daher sage ich ganz klar: Eine starke Bezirksregierung, die mit den Erfordernissen und Gegebenheiten vor Ort vertraut ist, tut Oberfranken gut.