Veröffentlicht am 09.10.2023 11:01
Veröffentlicht am 09.10.2023 11:01

IHK Oberfranken mit besorgniserregender Prognose für regionale Wirtschaft: harter Winter droht

Der Sitz der IHK für Oberfranken beim Bayreuther Bahnhof. (Foto: inBayreuth.de)
Der Sitz der IHK für Oberfranken beim Bayreuther Bahnhof. (Foto: inBayreuth.de)
Der Sitz der IHK für Oberfranken beim Bayreuther Bahnhof. (Foto: inBayreuth.de)
Der Sitz der IHK für Oberfranken beim Bayreuther Bahnhof. (Foto: inBayreuth.de)
Der Sitz der IHK für Oberfranken beim Bayreuther Bahnhof. (Foto: inBayreuth.de)

BAYREUTH. Die IHK für Oberfranken Bayreuth erwartet für die regionale Wirtschaft einen harten Winter. Der IHK-Konjunkturklimaindex rutscht um 18 Zähler auf 91 Punkte ab.

Hohe Kosten, steigende Zinsen, ein schwacher privater Konsum, die seit längerem schwächelnde Inlandsnachfrage und die zunehmend ins Stocken geratende Auslandsnachfrage bilden ein schwieriges Marktumfeld für die oberfränkische Wirtschaft.

IHK Oberfranken Bayreuth: Wirtschaft vor hartem Winter

Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, mahnt schnelle Lösungen an: „Die Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen müssen sich durchgreifend verbessern, sonst schaden wir dauerhaft unserer Wettbewerbsfähigkeit. Hier müssen auch der neu gewählte Bayerische Landtag und die neue Staatsregierung schnell Akzente setzen.” Zwar beurteilen im Saldo weiterhin mehr Unternehmen Ihre aktuelle Geschäftslage positiv, die Erwartungen verschlechtern sich jedoch spürbar, vor allem in der wichtigem Leitbranche Industrie.

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Die führenden Wirtschaftsinstitute haben für das laufende Jahr ihre Prognose für die Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsproduktes auf -0,6 Prozent gesenkt. Die oberfränkische Wirtschaft kann sich diesem Sog nicht vollends entziehen, behauptet sich aber zu Beginn des Winterhalbjahres noch recht gut. 29 Prozent der befragten Betriebe beurteilen ihre Geschäftslage gut, 21 Prozent negativ. Der Saldo bleibt damit zwar positiv, ist aber so niedrig, wie zuletzt im Mai 2021, also kurz nach den Corona-Lockdowns.

Den sich anbahnenden negativen Konjunkturverlauf bekommen zunächst das Verarbeitende Gewerbe und der Großhandel zu spüren. Dort ist der Lagesaldo bereits negativ. Für Oberfranken sind das keine guten Nachrichten, bildet die Industrie doch das wirtschaftliche Rückgrat der Region. Positive Rückmeldungen kommen vor allem aus dem Tourismus und mit Abstrichen aus dem Dienstleistungssektor.

Umsätze geben auf breiter Front nach

„Nahezu alle Wirtschaftsbereiche berichten im Saldo von rückläufigen Umsätzen und das zum Teil in erheblichem Umfang”, macht Wolfram Brehm deutlich, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth. In der Industrie und im Großhandel verbuchten über die Hälfte der Unternehmen Umsatzrückgänge, auch der Einzelhandel ist mit über 40 Prozent stark betroffen. Absetzen von diesem Negativtrend kann sich vor allem der Tourismus.

Exporte stark unter Druck

Brehm: „Die schwache Weltwirtschaft belastet zunehmend die Geschäfte der oberfränkischen Exporteure.” War die Einschätzung des Auslandsgeschäftes im Frühjahr noch weitgehend ausgeglichen, rutscht sie im Herbst in den tiefroten Bereich. Fast die Hälfte aller exportierenden Firmen verzeichnen zuletzt Rückgänge beim Exportvolumen. Betroffen sind alle globalen Märkte, vor allem aber Europa. „Das relativiert natürlich auch die Lagebeurteilung, müssen wir doch davon ausgehen, dass die Geschäftslage bei vielen Unternehmen zwar noch positiv beurteilt wird, diese aber im Trend bereits rückläufig ist“, so Brehm.

Dass die Konjunktur in eine Negativentwicklung rutscht, lässt sich auch gut am Beispiel des Baugewerbes zeigen. Brehm: „Während die aktuelle Geschäftslage dort noch sehr positiv beurteilt wird, ist der Auftragseingang komplett eingebrochen. Im Wohnungsbau etwa gibt ein Drittel der Unternehmen einen gleichbleibenden, zwei Drittel einen rückläufigen Auftragsbestand an. Mehr Aufträge verzeichnet kein einziges der befragten Unternehmen.”

Erwartungen im Sinkflug

„Die Auftragsbücher werden spürbar dünner, die Lagerbestände zunehmend größer”, warnt der IHK-Präsident. 37 Prozent aller Betriebe rechnen in den kommenden Monaten mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, mit einer Verbesserung nur 14 Prozent. Damit schwenkt der Saldo ins Negative. Die pessimistische Prognose zieht sich durch alle Branchen. Besonders eingetrübt sind die Erwartungen im Einzel- und Großhandel, dem Tourismus sowie der Baubranche.


Von Jürgen Lenkeit
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