Veröffentlicht am 10.08.2023 14:27

Goldener Mini-Wagner in Bayreuth: Alle Figuren gestohlen - Künstler äußert sich zu Diebstahl

Mini-Wagner nur noch auf dem Plakat: Ottmar Hörls Kunstinstallation wurde komplett gestohlen. (Foto: Lenkeit)
Mini-Wagner nur noch auf dem Plakat: Ottmar Hörls Kunstinstallation wurde komplett gestohlen. (Foto: Lenkeit)
Mini-Wagner nur noch auf dem Plakat: Ottmar Hörls Kunstinstallation wurde komplett gestohlen. (Foto: Lenkeit)
Mini-Wagner nur noch auf dem Plakat: Ottmar Hörls Kunstinstallation wurde komplett gestohlen. (Foto: Lenkeit)
Mini-Wagner nur noch auf dem Plakat: Ottmar Hörls Kunstinstallation wurde komplett gestohlen. (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Sie waren die heimlichen Stars der diesjährigen Bayreuther Festspiele – ohne, dass sie auf der Bühne des Festspielhauses gestanden hätten. Die goldenen Richard-Wagner-Figuren des Künstlers Ottmar Hörl am Festspielhügel. Nun sind alle weg. Sämtliche 115 Figuren wurden gestohlen.

Die Mini-Wagner sollten Teil der Kunstinstallation „Your’re welcome“ sein. Künstler Hörl kann das Klauen nachvollziehen. „Ich wollte den Menschen damit eine Freude machen. Nicht nur einzelnen Personen, die jetzt womöglich einen Gold-Wagner bei sich zu Hause stehen haben.“

Bayreuth: Richard-Wagner-Figuren von Ottmar Hörl gestohlen

Auf dem Grünen Hügel blickten sie in alle Richtungen. Und sie streckten beide Arme aus – und vollzogen damit eine zutiefst menschliche Geste, die überall auf der Welt verstanden wird. Die Rede ist von den Richard-Wagner-Figuren, die direkt unterhalb des Festspielhauses in alle Richtungen blickend aufgestellt waren. Sie wollten die Gäste während der Festspielzeit willkommen heißen – Seit einigen Tagen sind alle weg. Die Bayreuther Polizei hat sich der Angelegenheit angenommen. Die Beamten sprechen von einer „sukzessiven Minimierung“.

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„Instinkt“ sei es gewesen, der Hörl zur Gestaltung dieser aufgeschlossenen Wagner-Figuren motiviert habe. „Wir haben im Moment so viel Schlechtes in der Welt. Krieg, Inflation, politische Radikalisierung. Da wollte ich einen Gegenpunkt setzen“, begründet der Künstler die Idee hinter den Wagner-Figuren im Miniaturformat.

Diebstahl der goldenen Wagner-Figuren „enttäuschend”

Nun sind die Festspiele etwa zur Hälfte vorbei, die begleitende Kunstinstallation „You’re welcome“ ist bereits Geschichte. Dass der eine oder andere Gold-Wagner verschwinden würde vom Grünen Hügel – damit sei zu rechnen gewesen. Aber alle? „Enttäuschend“, sagt Hörl geknickt. Er appelliert nun an die neuen Wagner-Besitzer, dass sie ihren goldenen Begleiter „doch bitte als vorübergehenden Begleiter“ betrachten mögen – und sich eines Besseren besinnen und sie wieder an ihren angestammten Platz am Festspielhügel zurückbringen mögen.

Ottmar Hörls Kunstinstallation „Your welcome“ auf dem Bayreuther Festspielhügel vor dem Diebstahl. Foto: Elisabeth von Pölnitz-Eisfeld

Bei der Polizei habe er bereits Anzeige erstattet – auch um sich selbst finanziell zu schützen. Betriebsvermögensverlust lautet der sperrige Begriff, um den es dabei geht. Am Donnerstag teilte die Polizei mit, dass sich der Gesamtschaden für Hörl auf mittlerweile über 10.000 Euro summiere.

Mini-Wagner keine Massenproduktion

Erschwerend kommt dazu, dass die Nachproduktion des Mini-Wagners derzeit flachliegt. In der zurückliegenden sowie den beiden kommenden Wochen hat die Firma in Neustadt bei Coburg, wo die Kunststofffiguren hergestellt werden, Urlaub. „Das heißt, die Zahl der Bestellungen wächst und wenn wieder produziert wird, versuchen wir das bestmöglich abzuarbeiten“, wähnt Hörl eine Herkulesaufgabe vor sich. Denn: „Es sind auch internationale Bestellungen eingegangen, längst nicht nur aus Deutschland“, teilt der Künstler weiter mit. 20 bis 25 Figuren könnten dann pro Tag produziert werden. Von Massenproduktion sei man weit entfernt.

Galerie während der Bayreuther Festspielzeit

Und so kommt es, dass in der eigens für die Festspielzeit in der Ludwigstraße angemieteten Galerie viele andere Werke Hörls zu haben sind – nur eben nicht der Gold-Wagner als aktueller Star. Der Laden in der Ludwigstraße 8 hat während der Festspielzeit dienstags bis sonntags geöffnet. Ein Exemplar soll, wenn wieder verfügbar, 80 Euro kosten. Dazu gibt es eine begrenzte Anzahl von Hörl handsignierter Exemplare zum Preis von 160 Euro.

Schon vor der aktuell gefragten Wagner-Figur war Hörl alles andere als ein Unbekannter in Bayreuth. 2004 kreierte er eine Figur von Wagners Neufundländerhund Russ. 2013 folgte pünktlich zum 200. Geburtstag des Komponisten die Wagner-Figur mit Armen in Dirigentenpose. 2016, im Jahr der Landesgartenschau, folgte der Schoßhund Folichon der Markgräfin Wilhelmine, die der Auenlandschaft ihren Namen gab.


Von Jürgen Lenkeit
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